Schiri-Fehler beim Bayern-Gegentor: Recht bekommt, wer laut genug schreit

Der DFB gibt einen Regelverstoß vorm Anschlusstor von RB Leipzig zu. Das hat Konsequenzen

|23. August 2025|
22.08.2025, xsltx, Fussball 1.Bundesliga, FC Bayern Muenchen - RB Leipzig v.l. Joshua Kimmich (FC Bayern Muenchen) Schiedsrichter Referee Florian Badstübner (DFL DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI-VIDEO) Muenchen *** 22 08 2025, xsltx, Soccer 1 Bundesliga, FC Bayern Muenchen RB Leipzig v l Joshua Kimmich FC Bayern Muenchen Referee Referee Florian Badstübner DFL DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI VIDEO Muenchen
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IMAGO/Jan Huebner

Inhaltsverzeichnis

Der DFB gibt einen Regelverstoß zu und verkauft ihn als Erfolg. Beim Bundesliga-Auftakt zwischen Bayern München und RB Leipzig offenbart sich ein fundamentales Problem: Der Videobeweis wird zur Verhandlungsmasse, wenn genug Druck aufgebaut wird. Das ist gefährlicher als jeder Fehlpfiff.

Das war passiert: Der Leipziger Castello Lukeba dribbelt einfach los, statt den Freistoß regelkonform auszuführen. Keiner der Unparteiischen bemerkt es. Antonio Nusa trifft zum vermeintlichen 4:1. Dann geschieht, was nicht passieren darf: Der VAR mischt sich ein, obwohl die Überprüfung einer Freistoßausführung explizit nicht zu seinen Aufgaben gehört. Alex Feuerherdt von der DFB Schiri GmbH bestätigt das selbst und nennt den Eingriff „irregulär“.

Die Begründung für diesen Regelbruch ist entlarvend: Weil die Bayern-Spieler heftig protestierten, fragte Schiedsrichter Florian Badstübner beim Videoassistenten Tobias Welz nach. Dieser entschied sich dann „im Sinne des Fußballs“ für einen Hinweis. Im Klartext: Der VAR wurde zum Wunscherfüllungsautomaten degradiert, weil Joshua Kimmich und seine Kollegen laut genug schrien.

Lautstärke des Protests entscheidend

Feuerherdt argumentiert, niemand hätte es verstanden, wenn das Tor gezählt hätte. Diese Logik ist brandgefährlich. Sie macht den VAR zur Popularitätsentscheidung. Was ist mit all den Situationen, in denen der VAR nicht eingreifen darf, obwohl ein Fehler vorliegt? Soll künftig die Lautstärke der Proteste darüber entscheiden, ob Regeln gebeugt werden?

Das eigentliche Problem liegt tiefer: Der DFB schafft einen Präzedenzfall. Wenn der VAR seine eigenen Kompetenzen überschreitet, sobald genug Druck entsteht, wird er zum Spielball der Mächtigen. Bayern München profitierte diesmal davon. Aber was passiert, wenn kleinere Vereine in ähnlichen Situationen sind? Werden ihre Proteste auch gehört?

Die Entscheidung mag im Ergebnis richtig gewesen sein, Lukebas Regelverstoß war eindeutig. Doch der Weg dorthin untergräbt die Integrität des Systems. Ein regelwidriger VAR-Eingriff bleibt regelwidrig, auch wenn er zum korrekten Ergebnis führt. Der Zweck heiligt nicht die Mittel.

Der DFB hätte diesen Vorfall zum Anlass nehmen müssen, die Unabhängigkeit des VAR zu stärken. Stattdessen rechtfertigt man den Regelbruch mit diffusen Formulierungen wie „im Sinne des Fußballs“. Das ist keine Fehlerkultur, sondern Kapitulation vor dem Druck der Großen. So wird der VAR vom neutralen Korrektiv zum politischen Instrument.