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Scheinheilige Hertha

Hertha BSC kommt nicht zur Ruhe. Ex-Manager Fredi Bobic bekam nachträglich die fristlose Kündigung - wegen einer Lappalie.

Bild aus glücklichen Hertha-Tagen: links Kay Bernstein, rechts Fredi Bobic. Foto: Imago / Jan Huebner

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Zu den wichtigsten Erkenntnissen, die ich in 30 Jahren Fußballgeschäft gewonnen habe, gehört diese hier: Ein Profiverein kann nur erfolgreich sein, wenn exakt drei Leute das Sagen haben - der Trainer, der Manager und der Chef vom Ganzen.

Man kann hinschauen, wohin man will: Wann immer Leute mitreden, die entweder keine Ahnung haben oder keine Zurückhaltung kennen, wird's gruselig. Kakofonie führt zwangsläufig ins Chaos.

Der Hamburger SV zum Beispiel kommt nicht zur Ruhe, weil der Aufsichtsrat nicht das tut, was im Namen steht: beaufsichtigen. Er will mitreden und -handeln, tauscht Leute aus, lässt Interna nach draußen dringen, schmiedet Konflikte.

Dabei ist die Mannschaft auf dem besten Weg, in die Bundesliga zurückzukehren. Was also soll der Streit an der Vereinsspitze? Worin liegt der Zweck? Eben, im Machterhalt. Hat das mit Fußball zu tun? Wohl kaum. Eher mit Eitelkeiten.

Es ist deshalb kein Zufall, dass eher beschauliche Vereine wie Union Berlin oder SC Freiburg an der Bundesliga-Spitze stehen und nicht Hertha BSC oder VfB Stuttgart. Zu viele Köche verderben den Brei. (Okay, 3 Euro ins Phrasenschwein.)

Gerade bei Hertha weiß man nicht, wohin die Reise führt. Ist Präsident Kay Bernstein derjenige, der alle im Klub zurück in eine Richtung schubst? Zumimdest hat er einen gemeinsamen Gegner ausgemacht: Ex-Manager Fredi Bobic.

Ich als Journalist kann mit ständigen Reibereien in den Bundesliga-Vereinen sehr gut leben. Schließlich sind dann Schlagzeilen garantiert. Wer aber seinen Verein wirklich liebt, kann und darf so nicht denken und handeln.

Ein kurzweiliges Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk


Unser Podcast

Sieben Pflichtspielsiege in Folge, endlich Mentalität - Borussia Dortmund ist 2023 nicht wiederzuerkennen. Doch wie kommt das? Was steckt hinter dem Aufschwung der Schwarz-Gelben? Der Gast im Fever Pit'ch Podcast, Lou Richter, hat da eine durchaus schlüssige Erklärung parat. Und als ausgebildeter und zertifizierter Mediator kann Lou nicht nur die Podcast-Beziehung von Pit Gottschalk und Malte Asmus bestens einschätzen, sondern deckt auch die konfliktträchtigen Kommunikationsdefizite in der Führung bei Bayern München auf. Und als Sportfachmann hat der langjährige ran-Moderator natürlich auch sportliche Analysen zu den Champions-League-Auftritten unter der Woche und zum spannenden Titelkampf in der Bundesliga parat.


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Scheinheilig, scheinheiliger, Hertha

Von Alex Steudel

Hertha BSC – das ist der Klub, der nur noch Berliner beschäftigen will –, steigt jetzt auch ganz groß ins Moralgeschäft ein. Zum Auftakt hat der Ligadrittletzte seinen ohnehin längst beurlaubten Sportchef Fredi Bobic obendrein fristlos gekündigt mit der Begründung, der Schwabe habe vor drei Wochen einem Reporter angedroht, ihm "eine zu scheuern".

Für mich die scheinheiligste Kündigung der Fußballgeschichte; es ist ja völlig klar, dass das nur ein juristischer Winkelzug der Berliner ist, um das Bobic-Gehalt einzusparen. Denn erstens war das Ganze längst bekannt, zweitens hat Bobic dem armen Mann keine gescheuert und sich für seine Aussage sogar entschuldigt.

Die Bobic-Fristlos-Kündigung: Hat Hertha BSC überhaupt eine Chance? Das sagen ein Top-Anwalt und ein FU-Professor
Hertha BSC hat dem gefeuerten Manager Fredi Bobic nachträglich fristlos gekündigt. Im KURIER erklären zwei Koryphäen des Arbeitsrechts, wie sie den Fall einschätzen.

Aber: Das ist kein Spaß, der Vorgang könnte einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen. Kommen die Berliner damit durch, ist künftig alles möglich. Sogar Spieler, die nach dem Tor-Erfolg das "Pssst"-Zeichen machen, also einen Zeigefinger an den Mund legen, werden ihren Arbeitsplatz verlieren können – es handelt sich schließlich um einen Angriff auf die Meinungsfreiheit.

Ja, nach Lust und Laune feuern Vereine bald jeden missliebigen Profi, schon das harmloseste Foul ruft dann die Anwälte auf den Plan – oder steht unter §223 des Strafgesetzbuches etwa nicht: "Wer eine andere Person körperlich misshandelt (...), wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft"?

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Besonders gefährdet: Abwehrspieler. "Wer die Notbremse missbräuchlich betätigt, begeht eine Straftat nach §145." Findige Juristen arbeiten in Dortmund bereits an einer Möglichkeit, den hochbezahlten, aber etwas in die Tage gekommenen Mats Hummels loszuwerden. Der Trick: eine geschickte Übertragung von Paragraf 3 der Straßenverkehrsordnung, der es unter Strafe verbietet, "ohne triftigen Grund so langsam zu fahren, dass der Verkehrsfluss behindert wird".

In der Kabine vor dem Training schnell den letzten Paris-Trip bei Instagram posten? Zu gefährlich: Laut Arbeitsrecht kann private Internetnutzung am Arbeitsplatz zur außerordentlichen Kündigung führen. Tja.

Ich sehe schon Fußballer, die mit Gesetzbuch statt Gucci-Kulturbeutel unterm Arm aus dem Umkleidetrakt kommen. Gute Vorbereitung ist alles.

Trikottausch nach dem Spiel? Das war's für dich, Freundchen, noch nie von Paragraf 183 StGB, "Exhibitionistische Handlungen", gehört?

Ach ja, da fällt mir etwas ein: Auch Altgediente müssen um ihre Altersabsicherung bangen, etwa Franck Ribéry (FC Bayern) und Krassimir Balakov (VfB Stuttgart). Sie könnten jetzt nachträglich zur Gehaltsrückzahlung aufgefordert werden: Beide sollen während ihrer aktiven Zeit einen Journalisten nicht nur bedroht, sondern dann auch gleich vermöbelt haben.

Das neue Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer das Buch sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

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