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Schalke am Abgrund und Dortmund im siebten Himmel

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ich möchte daran glauben, dass Borussia Dortmund jetzt ständig so brilliert wie beim 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Der Überfall-Fußball mit Jadon Sancho und Erling Haaland begeistert jeden, der schönen Fußball liebt. Im Höchsttempo nach vorne, cool vor dem Tor, alles mit Lust auf den Killer-Moment: So möchte ich den BVB sehen. In jedem Spiel.

Leider wissen wir alle, dass die Permanenz nicht ohne weiteres möglich ist. Dafür haben zu viele Dortmunder noch Nutella-Reste in den Mundwinkeln. Wer 17- und 20-Jährige aufs Feld schickt, weiß um die Schwächephasen, die sich jede Rasselbande nimmt. Die Dortmunder kennen das schon: Plötzlich, weil unerwartet ist alle Leichtigkeit futsch.

Doch Bangemachen gilt nicht. In derselben Mannschaft stecken ausreichend Routiniers (Mats Hummels und Emre Can, Thomas Meunier und Axel Witsel), um ein Mindestmaß an Seriosität im Saisonverlauf erhoffen zu dürfen. Der BVB ist klug beraten, das junge Alter der anderen Mannschaftshälfte nicht zu oft zu betonen. Es könnte sonst als Ausrede herhalten.

Es spricht ja nicht viel dafür, dass die Bundesliga einen Wachwechsel erlebt. Aber jede Saison lebt davon, dass die Hoffnung zuletzt stirbt und Bayern irgendwie auf dem Weg zur neunten Meisterschaft in Folge doch noch gestört werden kann. Borussia Dortmund hat diese Hoffnung am Samstag genährt. Bitte lasst uns noch ein bisschen träumen, Borussen!

Einen raschen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Da siehst du, was auf Schalke kaputt ist

"Schalke führte ja noch nicht mal Zweikämpfe"

Sport1-Experte Stefan Effenberg ist fassungslos nach dem Fiasko von Schalke 04 gegen den FC Bayern. Das 0:8 und die Folgen: Er nimmt kein Blatt vor den Mund.

Von Stefan Effenberg

Das Debakel des FC Schalke 04 gegen den FC Bayern hat mich mit diesem Ergebnis denn doch überrascht: Es steht am Ende 0:8, da kannst du doch nicht als Kapitän wie Schalkes Benjamin Stambouli hingehen und sagen: Mit dieser Mentalität werden wir in Zukunft noch Spiele gewinnen.

Da siehst du doch, was da kaputt ist auf Schalke, wenn ein Kapitän so etwas ausspricht... Was denken denn da die anderen 25 Spieler, die hinten dranstehen und so etwas hören?

Schalke hat ja noch nicht mal Zweikämpfe geführt. Wenn ein Spiel so gegen mich läuft, dann tu ich wenigstens noch jemandem weh...

Was sollen denn die Fans denken, die das sehen, mit ihrer Arbeitermentalität, Schweiß und Blut? Die leiden doch mit, und dann sehen die sowas.

Unverständlich ist für mich außerdem, dass Clemens Tönnies (früherer Aufsichtsratsboss) trotz seines Aus' auf Schalke im Stadion war - nach allem, was zuvor gewesen war mit dem Rücktritt von allen Ämtern: Ich wäre an seiner Stelle nicht ins Stadion gegangen, wenn mich die Bayern und Uli Hoeneß eingeladen hätten.

Der Top-Favorit auf den Titel ist natürlich weiterhin Bayern. Aber ich bin davon überzeugt: Borussia Dortmund hat in diesem Jahr gute Chancen, die Meisterschaft zu gewinnen.

Sie konnten ihr Team zusammenhalten mit Jadon Sancho und Erling Haaland – jetzt haben sie auch noch Jude Bellingham dazubekommen. Die Qualität hat der BVB auf jeden Fall gesteigert, auch wenn es sich zeigen muss, ob es nach hinten raus reicht.

Ich würde dieses Ergebnis mit dem 3:0 gegen Gladbach fast gleichsetzen mit dem 8:0 der Bayern gegen Schalke. Gladbach hat ja auch enorme Qualität. Und wenn Marco Reus und Julian Brandt dann noch von der Bank kommen...

After Eight! Schalke hilft nur ein Anruf bei Klopp

Von Alex Steudel

Die Art und Weise, auf die Schalke 04 in die Bundesliga-Saison gestartet ist, hat mich positiv überrascht. Die Königsblauen ließen beim 0:8 in München, und wer hätte das vorher gedacht, nur ein Tor von Robert Lewandowski zu. Dem Weltfußballeranwärter!

Okay, das war nicht ganz ernst gemeint. Aber nach so manchen Aussagen der Verantwortlichen und Spieler zu urteilen, die ich im Anschluss an das Desaster gehört habe, wird dieser Tage in der Schalker Kabine bestimmt ähnlich optimistisch analysiert, also in etwa so:

"Hast du gesehen, wie geil ich in der 23. Minute den Ball weggeschlagen habe?"

"Also zwischen der 5. und 6. Minute hatten die ja wohl null Chance gegen uns."

"Den Goretzka hatte ich nach einer Stunde super im Griff, oder?" – "Aber der wurde doch in der 51. Minute ausgewechselt." - "Achso."

In der Psychologie gibt es für dieses Verhaltensmuster einen Fachbegriff: "Eskapismus" (Flucht aus der realen Welt und das Meiden derselben mit ihren Anforderungen zugunsten einer Scheinwirklichkeit).

Die Eigenwahrnehmung der Schalker erinnert mich ein bisschen an einen früheren Erstliga-Klub, der im Norden Deutschlands tätig ist: auf dem Platz amateurhaft, in den Köpfen weltklasse (und auf dem Konto der Spieler übrigens auch weltklasse, aber das ist ein anderes Thema).

Schalke und Werder haben nichts gelernt

Beide Traditionsvereine präsentierten sich zum Liga-Auftakt   desolat wie über weite Strecken der vergangenen Spielzeit.

Aus der Krise in die Krise

Der erste Bundesliga-Spieltag hat an den leidgeplagten Standorten gleich wieder für Frust pur gesorgt.

Mittendrin auf Schalke: David Wagner, der unbesiegte Meister der Ausreden. Bayern sei "die beste Mannschaft der Welt", erklärte er Freitag den Untergang, und Schalke habe "viele Spieler dabei, die nach langer Zeit wieder dabei sind oder neu bei uns sind".

Wagner ist ein Trainer, der auf mich in etwa so kämpferisch-motivierend wirkt wie Lucien Favre mit Grippe. Ja, es ist gemein, so etwas zu sagen, aber einmal muss es raus: Für mich ist immer noch die aufregendste Eigenschaft von David Wagner, dass er der Kumpel von Jürgen Klopp ist. Manchmal möchte man ihn mitten im Spiel anschreien: Ruf den Klopp an! Frag ihn! Jetzt!

Liebe Schalke-Fans, wenn ihr diese Kolumne bis hierher durchgehalten haben solltet, habe ich NOCH eine schlechte Nachricht: Es kommt schlimmer – die Statistik!

Also: Schalke ist Tabellenletzter, hat in München die höchste Niederlage seit 1967 kassiert (0:11 in Mönchengladbach), ist seit 17 Bundesliga-Spielen sieglos und wartet seit 22 Pflichtspielen auf einen Sieg gegen den FC Bayern (3 Remis, 19 Niederlagen). Was noch bitterer ist: Der Champions-League-Sieger hatte erst kurz vor dem 8:0 überhaupt mit dem  Training angefangen. Manche Spieler sollen am Freitag noch Restalkohol von der Triple-Party gehabt haben.

Wie auch immer, statistisch gesehen bedeutet auch das Rekord: Noch nie hat in der Bundesliga jemand 0:8 gegen ein Team verloren, das gerade erst aufgestanden ist.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, Sky: 2. Liga, VfL Bochum - FC St. Pauli

Sitzblockade

Risikogebiet Bayern-Tribüne

Sportlich läuft alles nach Wunsch. Stattdessen hat der FC Bayern Ärger in Sachen Corona. Erst ignorierte der Vorstand die Abstandsregeln, jetzt sorgt der Supercup-Trip diese Woche nach Budapest für Unruhe.

Von Thomas Lipinski

Die Zeit der Geisterspiele ist vorbei, Fußball-Stimmung gibt es nicht mehr nur auf der zweiten Tonspur im Fernsehen, sondern wieder live im Stadion. Die vorsichtige Rückkehr der Zuschauer hat der Bundesliga wieder die lange vermisste Atmosphäre zurückgegeben - zumindest teilweise, aber längst nicht überall.

Es gilt vorerst, mit Widersprüchen zu leben. Hier Zuschauer, dort keine. Mal Maskenpflicht auf den Plätzen, mal nicht.

Es ist der Versuch, in außergewöhnlichen Zeiten ein bisschen Normalität herzustellen. Ob er erfolgreich ist und Anlass zu weitergehenden Öffnungen ist, wird sich erst in zwei Wochen zeigen - an den Coronazahlen in den Bundesligastädten.

Möglicherweise sind sie dann so hoch, dass sich das Thema bereits wieder erledigt hat. Nach München und Köln droht am nächsten Wochenende auf Schalke ein weiteres Geisterspiel, weil die Inzidenz in Gelsenkirchen über 35 liegt.

Deshalb ist es angesichts bundesweit steigender Infektionszahlen fraglich, ob am Ende der sechswöchigen Probezeit die Quote von 20 Prozent der Stadionkapazität angehoben werden kann - und den Bundesligisten auch finanziell spürbar weitergeholfen wird. Denn noch fahren sie bei jedem Heimspiel mehrere Millionen Euro Verlust ein.

Die Geisterspiele mit ihrer gespenstischen Atmosphäre mögen vorbei sein, die für viele existenzbedrohende Krise ist es noch lange nicht.

Thomas Lipinski ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

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