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Schalke 04: Ehrenrat gibt Clemens Tönnies Pfötchen

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Werde ich froh sein, wenn Mitte August die Bundesliga losgeht! Eklat um Rassismus-Äußerungen, Anklage wegen WM-Vergabe, Hitler-Parodie eines Ex-Spielers - mir reicht's für diese Woche. Ich will wieder Fußball sehen! Leider kommen wir auch heute nicht an der Aktualität vorbei.

Einen unterhaltsamen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Schalke 04: Ehrenrat gibt Clemens Tönnies Pfötchen

Aufsichtsratschef lässt seine Ämter ruhen - für drei Monate

Entscheidung im Fall von Clemens Tönnies: Der Schalke-Boss lässt nach den skandalösen Aussagen gegen Afrikaner seine Ämter als Mitglied des Aufsichtsrats und dessen Vorsitz für drei Monate ruhen. Das ist das Ergebnis einer Marathon-Sitzung mit dem Ehrenrat des Klubs am Dienstagabend. Schon heute weiß man: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Kurz nach elf verließ Clemens Tönnies gestern Abend auf dem Beifahrersitz seiner Mercedes-Limousine das Schalke-Gelände. Fotos zeigen ihn, wie er gebannt die Nachrichten auf seinem Handy checkt. Er sieht müde aus. Vier Stunden lang hatte er vor dem Ehrenrat des FC Schalke gekämpft. Seine Ämter im Verein darf er behalten. Aber um welchen Preis?

Am Ende steht ein fauler Kompromiss. Der Ehrenrat des FC Schalke verurteilt zwar die rassistischen Äußerungen, die Tönnies beim Handwerker-Tag in Paderborn getätigt hat. Aber seine Posten im Aufsichtsrat verliert der Vorsitzende des Aufsichtsrats nicht. Er selbst lässt die Ämter für drei Monate ruhen. Im Spätherbst will Clemens Tönnies zurück sein.

Von niemandem leicht wegzuschieben

Schalkes Ehrenrat hatte gestern zu entscheiden, ob Aufsichtsratschef Clemens Tönnies wegen rassistischer Äußerungen belangt werden kann. Tönnies und Schalke - das war schon vorher eine komplizierte Geschichte

Lächerlicher kann sich ein Profiklub nicht darstellen. Der Ehrenrat gibt Clemens Tönnies Pfötchen: Den fünf Mitgliedern (eine Frau und vier Männer) reichten das Bedauern des Klubchefs und die Fürsprache von Trainer-Legenden wie Otto Rehhagel und Huub Stevens, um die vierstündige Krisensitzung mit einem Freispruch zweiter Klasse zu beenden.

Obwohl der Ehrenrat einen Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot erkennt, das in der Satzung und im Leitbild des Vereins verankert ist, reichte der Mumm des Gremiums nicht zu schärferen Maßnahmen. Die Begründung versteht keiner: Ja, Tönnies habe seine Pflicht als Aufsichtsratsvorsitzender verletzt - der Vorwurf des Rassismus sei aber “unbegründet”. Was denn nun?

Der Fleischfabrikant hatte am Donnerstag beim “Tag des Handwerks” in Paderborn vorgeschlagen, jährlich 20 Kraftwerke in Afrika zu finanzieren. Seine skandalöse Begründung laut “Neue Westfälische”: “Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel wird, Kinder zu produzieren.”

„Clemens Tönnies kann sich nicht entschuldigen“

Schalke-Blogger Hassan Talib Haji spricht im Interview über die rassistischen Entgleisungen des Aufsichtsratschefs und die Sitzung des Ehrenrats. Er macht deutlich: Für Schalke steht mehr auf dem Spiel.

Seit Tagen protestierte die Öffentlichkeit gegen Tönnies: Seine Aussagen seien mit den Werten des Vereinsfußballs nicht zu vereinbaren. Der Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah zeigte sich “geschockt” und “verletzt”. Sogar Bundesliga-Präsident Reinhard Rauball, ein Jurist, tadelte Tönnies öffentlich. Sowas passiert nur, wenn der Vorwurf durchaus begründet ist.

Deshalb ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Am 15. August beschäftigt sich die Ethikkommission des DFB mit dem Fall Tönnies. Nicht auszuschließen ist, dass es beim ersten Bundesliga-Heimspiel am 24. August (gegen Bayern München) zu Fanprotesten kommt. Längst steht mehr auf dem Spiel als die Tönnies-Zukunft auf Schalke.

Wie will der DFB je wieder eine Kampagne gegen Ausländerfeindlichkeit glaubwürdig starten, wenn einer der höchsten Liga-Repräsentanten ungesühnt dummes Zeug erzählen darf? Wie will der DFB Schmähungen auf den Rängen ahnden, wenn eine mittelmäßig formulierte Entschuldigung reicht, um schadlos aus der Sache herauszukommen?

Stammtisch im Stadion?

Tönnies, Owomoyela, Dickel - die Entgleisungen machen laut Süddeutsche Zeitung klar: Der Fußball muss sich seiner gesellschaftlichen Rolle bewusst werden. Nicht jedem in der Fußballwelt gelingt das.

Vor Gericht: Die Märchenerzähler von 2006

Anklage ohne die Schlüsselfigur Franz Beckenbauer

Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen die drei ehemaligen DFB-Funktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt sowie Fifa-Mann Urs Linsi erhoben. Der einstige WM-Chef Franz Beckenbauer bleibt außen vor. Das Sommermärchen von 2006 geht in die Nachspielzeit.

Von Nicolas Reimer

Die Schweizer und ihr Bewusstsein für Zeit sind bekanntlich ein Thema für sich. Äußerst selten nur lassen sich die Eidgenossen aus der Ruhe bringen, und wenn es einmal doch eilt, dann wird trotzdem im gewohnten Tempo weitergemacht. Die Gründlichkeit steht nunmal über allem - und hat am Dienstag auch die Macher des Sommermärchens eingeholt.

Dass die Bundesanwaltschaft den Skandal um die WM-Vergabe 2006 stiefmütterlich behandeln oder die drohende Verjährung gar außer Acht lassen würde, haben die Beschuldigten um Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger selbst wohl am wenigsten gehofft. Vermutlich haben sie selbst die  drei Jahre genutzt, um sich für die nun erfolgte Anklage zu wappnen.

Wo sind die 6,7 Mio. Euro geblieben?

Die Bundesanwaltschaft wirft den zwei ehemaligen DFB-Präsidenten und dem früheren DFB-Generalsekretär vor, "arglistig über den eigentlichen Zweck einer Zahlung in der Höhe von 6,7 Millionen Euro getäuscht zu haben".

Auf Zeit spielen sollten sie fortan aber nicht, denn bis zum April 2020 werden es die Behörden wohl schon hinbekommen, ein erstinstanzliches Urteil zu fällen. Dann wäre der Traum von der Verjährung geplatzt und möglicherweise auch die kostbare Zeit als freie Person abrupt beendet.

Diese unschöne Aussicht allerdings ist freilich nicht der Grund für den Ärger der Beschuldigten. Wenn sie angesichts der Brisanz und Zeitnot erst über die Medien von der Anklage erfahren, ist das ein fragwürdiges Justizverhalten. Vergessen haben die Schweizer allerdings ganz bestimmt nicht, die Angeklagten zu informieren.

Nicolas Reimer ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Verfahren gegen WM-Macher: DFB tritt als Privatkläger auf

Der DFB wird im Schweizer Strafverfahren gegen die Organisatoren der WM 2006 als Privatkläger auftreten, „um etwaige Ansprüche geltend zu machen und so seiner gesetzlichen Vermögensbetreuungspflicht zu genügen“.

Heute im Fernsehen

18 Uhr, Sport Digital: Transfermarkt-TV

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Die Rheinische Post hat eine Übersicht über alle Transfers der 18 Bundesligisten im Sommer zusammengestellt. Man kann Verein für Verein durchklicken.

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Bei der Stadionverpflegung ist die Bundesliga eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Während die Aufsteiger ihre Fans mit angemessenen Preisen locken, wuchert Leipzig mit Red Bull. Nur beim Bier scheinen sich die Klubs einig.

Auf Instagram

Hitler-Parodie: Hier entschuldigt sich Patrick Owomoyela

Mit eindringlichen Worten in einem Instagram-Video bittet der BVB-Botschafter Patrick Owomoyela um Entschuldigung, dass er mit seiner Hitler-Parodie für Wirbel gesorgt hat. Er sei beim Udine-Testspiel "komplett neben der Spur gewesen", als er für den vereinseigenen TV-Service mit Norbert Dickel Wortspiele betrieben und den Gegner verulkt hätte. "Das war ein dummer Versuch witzig zu sein und völlig unangebracht!", schreibt Owomoyela. "Ich bin leider auch nicht vor Fehlern gefeit!" Niemals habe er rassistische Andeutungen beabsichtigt oder getätigt, betonte er.

Alle mal herhören!

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