Rubiales mit Eiern beworfen: Der Skandal ist, dass er den Grund immer noch nicht kapiert
Der ehemalige Verbandschef wird bei einer Buchvorstellung von einem Verwandten attackiert.

IMAGO/Europa Press
Inhaltsverzeichnis
Spaniens ehemaliger Verbandspräsident Luis Rubiales wollte bei seiner Buchpräsentation in Madrid seine Version der Geschichte erzählen. Stattdessen bekam er drei Eier ab, eines davon in den Rücken. Der Werfer: sein eigener Onkel. Man könnte diese Szene als absurdes Theater abtun, als eine weitere Posse im endlosen Drama um den gefallenen spanischen Verbandschef. Doch der Vorfall offenbart mehr als nur familiäre Zwietracht. Er zeigt, wie tief die Wunden sitzen, die Rubiales mit seinem erzwungenen Kuss auf Jennifer Hermoso gerissen hat.
Die andauernden Spannungen und das öffentliche Interesse an Rubiales‘ Skandalen manifestieren sich nicht nur in Gerichtssälen und FIFA-Gremien, sondern jetzt auch in seiner eigenen Familie. Wenn der eigene Onkel zum Eierwerfer wird, ist das keine spontane Affekthandlung. Es ist Ausdruck einer moralischen Verurteilung, die offenbar selbst Blutsbande überwindet. Rubiales nennt seinen Onkel einen „verwirrten Menschen“, doch vielleicht ist Luis Ruben der einzige in der Familie, der klar sieht.
Rubiales` Kuss von Sydney war kein Ausrutscher
Die Verurteilung wegen sexuellen Übergriffs hat weltweit Debatten über Sexismus im Sport ausgelöst, und das zu Recht. Der Kuss vom 20. August 2023 in Sydney war kein Ausrutscher, sondern der sichtbare Tiefpunkt eines von Testosteron gesteuerten Funktionärs. 10.800 Euro Geldstrafe und drei Jahre FIFA-Sperre mögen juristisch angemessen sein, doch sie können nicht ungeschehen machen, was Rubiales angerichtet hat: Er hat den größten Triumph des spanischen Frauenfußballs zu seiner persönlichen Bühne gemacht und damit Generationen von Spielerinnen verhöhnt, die für Respekt und Gleichberechtigung kämpfen.
Die öffentliche und familiäre Eskalation verdeutlicht die gesellschaftlichen und persönlichen Folgen seiner Handlungen auf drastische Weise. Rubiales versucht nun, mit seinem Buch die Deutungshoheit zurückzugewinnen, präsentiert sich als Opfer einer Kampagne. Doch die Eier seines Onkels sprechen eine andere Sprache: Sie sind der rohe, ungefilterte Ausdruck einer Empörung, die sich nicht mehr mit PR-Strategien und Buchpräsentationen besänftigen lässt.
Rubiales behauptet, er habe gedacht, sein Onkel sei bewaffnet, und wollte trotzdem auf ihn losgehen. Diese Heldenerzählung ist so durchschaubar wie sein gesamtes Gebaren seit dem Skandal. Er inszeniert sich als mutiger Kämpfer gegen Ungerechtigkeit, während er selbst der Aggressor war, der eine Spielerin vor den Augen der Welt gedemütigt hat. Die wahre Tragödie ist nicht, dass Rubiales mit Eiern beworfen wurde. Es ist, dass er immer noch nicht verstanden hat, warum.



