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Rheinmetall: BVB sollte Bayern-Fehler nicht wiederholen
Noch-Geschäftsführer Watzke lenkt ein und stellt den umstrittenen Millionenvertrag mit dem Rüstungskonzern zur Abstimmung - im kompletten Verein
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Die BVB-Mitglieder haben auf ihrer Jahreshauptversammlung mehrheitlich gegen den Rüstungskonzern Rheinmetall als Vereinssponsor gestimmt. Es ehrt Noch-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dass er die Gegenstimmen hört und nicht ignoriert. Er möchte jetzt alle Mitglieder befragen, wie sie zu diesem Deal stehen, und seine Entscheidung nicht von den anwesenden Mitgliedern abhängig machen, die ja immer nur einen Bruchteil der über 200.000 sind.
Das Vorgehen ist nur folgerichtig. Man kann ja nicht einerseits immer wieder die Einzigartigkeit des deutschen Vereinswesens im internationalen Profifußball herausheben (Stichwort 50+1) und andererseits das Hohelied des Kapitalismus singen, wenn es um die Kohle gibt. Borussia Dortmund braucht das Geld, gar keine Frage. Aber wenn man stolz auf seine Werte ist, gehören die Konsequenzen dazu. Und notfalls auch Geldverzicht.
Bei der Mitgliederbefragung steht deswegen mehr auf dem Spiel als ein äußerst lukrativer Sponsorenvertrag mit Rheinmetall. Es geht um Werte und damit um das Selbstverständnis beim größten Klub des Ruhrgebiets. Die Bayern haben damals auf ihre Volksmeinung gepfiffen und den umstrittenen Katar-Vertrag durchgeboxt, damit sie die Millionen kassieren konnten. Das heißt ja nicht, dass Borussia Dortmund den Bayern-Fehler wiederholen muss.
Im Gegenteil: Es spricht für den BVB und seine Vereinsführung, wenn man aus dem Bayern-Fehler lernt und auf die Leute im Verein hört. Man wird deswegen im Klub nicht einer Meinung sein, es wird womöglich hitzig zugehen. Aber wo, wenn nicht in einem erfolgreichen Verein, will die Gesellschaft solche Zukunftsfragen ausdiskutieren?
Ja, Politik hat sich aus dem Sport herauszuhalten – sagt man. Aber das ist Unsinn. Alles was ein Verein in seiner Stadt tut, und erst bei einem Millionenvertrag mit einem Rüstungskonzern, findet sein Echo zuerst bei den Menschen und dann bei der Politik. Man kann der Debatte nicht ausweichen, also sollte man sich ihr stellen. Und sei es mit einem Mitgliedervotum. Genau das ist Demokratie.