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Post an die große Liebe Fußball

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Nicht jeder Fußballprofi schafft den Absprung in die reale Welt, wenn die Karriere endet. Guido Schäfer, einst Zweitliga-Profi bei Mainz 05, hat ihn gemeistert und arbeitet heute als Chefreporter bei der LVZ in Leipzig.

Für ihn ein perfekter Schritt: Er bleibt dem Thema treu, das er am meisten liebt - dem Fußball. Woher seine Liebe zum Fußball kommt, fasst Guido Schäfer heute in einem Gastbeitrag bei Fever Pit'ch zusammen.

Sein Beitrag gewann gestern eine ungeahnte Aktualität, als bekannt wurde, wie WM-Gastgeber Katar die Fifa überreden will, den WM-Spielplan samt Eröffnungsspiel zu eigenen Gunsten umzustellen.

Das Schlimme daran: Die Fifa zeigt auch noch Gesprächsbereitschaft. Krasser kann man den Ausverkauf des Fußballs nicht erkennen: Fifa-Präsident Gianni Infantino gibt den Scheichs brav Pfötchen.

Wir haben uns irgendwann daran gewöhnt, dass die Fifa-Exekutive die Weltmeisterschaft an ein Land vergibt, das mit Fußball so viel zu tun hat wie Deutschland mit Cricket.

Wir haben sogar toleriert, dass man das WM-Turnier vom Sommer in die kalte Jahreszeit verlegt und dafür den Ligabetrieb weltweit wochenlang unterbricht - ohne Rücksicht auf Verluste.

Wir wurden damit ruhig gestellt, dass die Aufblähung des Teilnehmerfelds erst vier Jahre später passiert, was die Debatte davon ablenkte, dass die Stadien keine Nachhaltigkeit versprechen und Todesopfer abverlangten.

Nun der neue Spielplan. Katar will das erste Gruppenspiel gegen Ecuador als Eröffnungsspiel deklariert wissen, obwohl die Auslosung genau das nicht vorsah. Aber hier geht's ja nicht um Fairness und Sportliches.

Katar will sich mit der Turniereröffnung in aller Welt präsentieren und nicht unter ferner liefen, weil das Ecuador-Spiel für den zweiten Tag geplant ist. Solche Gedankenspiele kennt man nur aus Staaten mit Geltungssucht.

Fifa-Präsident Infantino hätte sofort "Stopp!" rufen sollen, wie es sich für einen Hüter des Fußballs gehört. Doch dazu würde Mumm gehören. Den hat Infantino nachweislich nicht und nie gehabt.

Darum tut so ein Text wie der von Guido Schäfer gut. Jeder weiß von sich, woher seine Liebe zum Fußball eigentlich stammt. Wir dürfen das nicht vergessen, wenn in Katar Fußball gespielt wird.

Einen legendären Donnerstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Warum Fußball das Größte im Leben ist

Warum Fußball das Größte im Leben ist

In den 70er-Jahren erwacht beim achtjährigen Guido Schäfer eine endlose Leidenschaft: Der LVZ-Reporter erklärt, warum Sport das Größte in seinem Leben ist. Hier ist seine Erinnerung.

Guido Schäfer: Post an die große Liebe

Von Guido Schäfer

Wer das Deutsche Fußball-Museum in Dortmund nicht mindestens fünfmal besucht hat, hat den Fußball nie geliebt. Legendäre Pokale. Trikots mit geschnürtem Kragen. Torwandhandschuhe von Sepp Maier, dem Erfinder der Torwarthandschuhe. Werbeplakate von anno dazumal. Vergilbte Eintrittskarten. Das berühmte Belga-Kraut, das Ernst Happel gequarzt hat und der dazugehörige Swarovski-Aschenbecher im XXL-Format.

Im Erdgeschoss des Museums hat Happel die Gesprächsgrundlage seines Lebens hinterlassen: "Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag." Ich stimme dem „Wödmasta“ und Hasardeur, der mit sechs Mannschaften 18 Titel geholt hat, vollumfänglich zu.

Meine bis heute anhaltende Liebe zum Fußball erwacht mit acht und geht so: Schulschluss, Ranzen in die Ecke, kicken. Feld, Wald, Wiese, Wäscheplatz, Ganzkörper-Schürfwunden, Glückseligkeit. Mit neun darf ich mit den Erwachsenen Fußball im Fernsehen gucken. Am 17. Mai 1974 spielt Bayern München gegen Atlético Madrid. Ich merke an der Aufregung im rauchgeschwängerten Wohnzimmer, dass das ein wichtiges Spiel ist.

Der Reporter sagt, dass der berühmteste spanische Verein nicht Atlético, sondern Real Madrid ist. Ich frage in die Runde: "Warum liegen die Bayern gegen den zweitberühmtesten spanischen Verein 0:1 zurück?"“ Stille. Dann fällt das 1:1, die Erwachsenen jubeln, und der TV-Reporter ruft: "Schwarzenbeck! Schwar­zenbeck! Schwarzenbeck!"

Danach bekommt jeder ein Glas Lambrusco. Rund ums Wiederholungsspiel erfahre ich, dass Schwarzenbeck eine Art Leibeigener von Franz Beckenbauer ist und nie Tore schießt. Nach dem 4:0 gegen Atlético darf Beckenbauer den Pokal zuerst stemmen. Danach kommt Sepp Maier, der Torwart. Den nennt der Reporter "Katze von Antzing".

Ich mag Katzen. Und den Mann mit den dünnen Beinen mag ich auch. Bei unseren täglichen Fußballspielen bin ich fortan die Katze von Antzing und zeitgleich Kommentator. Die Reportersprache gefällt mir, die Bayern gefallen mir. Als Deutschland 1974 Weltmeister wird, zähle ich sechs Bayern-Spieler. Wahrscheinlich spielt der Bundeskanzler auch bei den Bayern oder steht vor einer Vertragsunterschrift.

Das noch vor der WM verstörend auf mich wirkende Liedgut "Fußball ist unser Leben, denn König Fußball regiert die Welt" ist jetzt Musik in meinen Ohren. Wie ich später erfahre, scheffeln Jack White und seine Wiegeschritt-Interpreten ganz schön viel Kohle mit der Platte. Eine davon steht ewig bei uns im Regal.

Guido Schäfer über Ex-Mitspieler Jürgen Klopp

Guido Schäfer über Ex-Mitspieler Jürgen Klopp

Regelmäßig führt Guido Schäfer Interviews mit Jürgen Klopp, früher sein Mitspieler bei Mainz 05, und berichtet gerne davon.

Ja, meine erste große Liebe heißt Bayern München und Sepp Maier. Erster Liebesbeweis: Anmeldung beim TV Haßloch, als Torwart, 1974. Bei einem Spiel halte ich Ausschau nach vierblättrigen Kleeblättern, kassiere ein vermeidbares Tor und einen unvermeidbaren Einlauf ­meines Trainers. Ich werde Stürmer, genauer gesagt: Gerd Müller.

Meine Bayern gewinnen mit dem Bomber der Nation zwischen 1974 und 1976 dreimal den Landesmeisterpokal, ich werde zum intimen Bayern-Kenner. Katsche Schwar­zenbeck verkauft dem Klub Radiergummis und Lineale. Karl-Heinz Rummenigge hat rote Wangen wie der Hausmeister in unserer West-Platte. Uli Hoeneß hat ein Knieproblem, Paul Breitner ein Frisurproblem, Gerd Müller ein Figurproblem. Franz Beckenbauer wirbt für Hairmatic, der alsbald auch bei meinen Haaren zum Einsatz kommt. Ja, schmerzhaft.

Mitte der 80er-Jahre biegt eine neue und einzig wahre Liebe um die Ecke: Mainz 05. Wir steigen 1988 in die zweite Liga auf, nutzen zu sechst eine verkeimte Badewanne als Entmüdungsbecken, haben viel Spaß, wenig Erfolg. Herrliche Zeiten, vor allem vor und nach den Spielen. Geld? Gott gibt es und nimmt es. Bin mit null D-Mark rein in die Karriere und mit null raus. Mein Kumpel Ansgar Brinkmann toppt die Nummer, geht mit Miesen in die Fußball-Rente.

Als Journalist habe ich von 1997 an wieder mehr Zeit für meine Ex, den FC Bayern. Otto Rehhagel bin ich mal mit Block und Stift hinterher gerannt, auf ein Statement hoffend. "Herr Rehhagel, haben Sie kurz Zeit?" Er bleibt stehen und gibt mir ein Autogramm. Erfolgreicher war die Anbahnung mit Günter Netzer, der mir im Bayerischen Bahnhof nie gekannte Einblicke in sein Leben gab, mich "junger Mann" nannte und auf die Frage, wohin der Text zur Autorisierung gemailt werde soll, sagte: "Schreiben Sie, was ich Ihnen erzählt habe, junger Mann."

Jack White und seine Wiegeschrittler hatten recht, Fußball ist unser und mein Leben. Und was, bitteschön, soll eigentlich die schönste Nebensache der Welt sein, wenn die zweitschönste der Fußball ist? Ich war gerade übrigens zum sechsten Mal im Fußball-Museum in Dortmund. Schauen, nix anfassen. Leider. So muss es sein, wenn ein ausgehungerter Labrador in der Metzgerei seine Nase an der verglasten Fleischtheke platt drückt. Prominenter Frischling im Museum: Der DFB-Pokal mit der Gravur "RB Leipzig".

Guido Schäfer (57) absolvierte 292 Spiele für Mainz und erzielte 24 Tore. Nach der Profikarriere wurde er Sportjournalist und schreibt heute bei der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vornehmlich über RB Leipzig. Texte aus dem LVZ-Sport sind jetzt für 4,99 Euro abonnierbar. Sein Buch gibt's hier.

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