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Pokal-Sensation! Wie der FC Bayern in Kiel rausflog

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Das Trikot, das die Bayern gestern bei ihrer Pokal-Blamage in Kiel trugen, erinnert mich an jene Phase in den 90er-Jahren, als der Rekordmeister vor jedem Gegner zittern musste wie Schalke 04 heute oder zwischenzeitlich der Hamburger SV. Man kann sich das nicht mehr vorstellen. Aber die Bayern waren nicht immer die Supermacht, die sie heute sind, sondern legten immer wieder kuriose Spiele hin und mussten ein paar Jährchen warten, bis der 13. Meistertitel 1994 endlich gewonnen war. Insofern haben die Marketing-Experten ein gutes Händchen bei der Auswahl der Retro-Trikots mit den drei blauen Streifen auf rotem Grund bewiesen. Nichts regt die Fantasie in Fußball-Deutschland mehr an als ein schwächelnder FC Bayern. Der Titelverteidiger ist aus dem DFB-Pokal raus. Geschlagen von einem Zweitligisten im hohen Norden. In der 2. Runde! Zwei Jahrzehnte hat es eine solche Sensation nicht mehr gegeben. Tut der Bundesliga doch den Gefallen: Spielt weiter in diesen wunderschönen Trikots. Die Leute lieben euch dafür.

Einen farbenfrohen Donnerstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Pokal-Sensation! Bayern-Blamage bei Holstein Kiel

"Spielglück nicht auf unserer Seite"

Der FC Bayern scheidet in der zweiten Runde des DFB-Pokals aus. Gegen Holstein Kiel offenbart der Titelverteidiger dabei wieder eklatante Abwehrschwächen.

Von Andreas Frank

Die geschlagenen Bayern schlichen enttäuscht vom Platz, während hinter ihnen die Kieler Spieler zu ihrem Matchwinner Fin Bartels stürmten. Erstmals seit 20 Jahren ist Bayern München im DFB-Pokal schon in der zweiten Runde ausgeschieden. Der Champions-League-Gewinner unterlag dem KSV Holstein im Elfmeterschießen mit 5:6. Nach 120 Minuten hatte es 2:2 (2:2, 1:1) gestanden. Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Bartels gegen den haushohen Favoriten und Titelverteidiger, bei den Bayern hatte Marc Roca verschossen.

"Auch wenn es sich blöd anhört nach einer Pokalniederlage gegen einen Underdog aus Kiel - das Spielglück war nicht auf unserer Seite. Es ist sicherlich nicht die beste Phase des FC Bayern", sagte Thomas Müller bei Sky: "Man kann uns nicht vorwerfen, dass wir mit einer Larifari-Einstellung das Spiel abgeschenkt hätten. Das Ausscheiden ist brutal, das muss man erst einmal sacken lassen."

Sowas gab es seit zwei Jahrzehnten nicht

Zweitligist Holstein Kiel bringt dem FC Bayern zum ersten Mal seit 20 Jahren eine Zweitrunden-Niederlage im DFB-Pokal bei.

Ganz anders war die Gefühlswelt bei den Kielern. "Diesen Abend wird keiner in Kiel, kein Spieler, kein Fan, kein Mensch jemals vergessen", sagte Torhüter Ioannis Gelios. Dies sei "definitiv" der größte Moment in seiner Karriere, betonte Gelios, der sich mit den Bayern-Schützen im Vorfeld "gar nicht beschäftigt" hatte. Bei Bartels' Elfmeter schaute er gar nicht hin.

Ein sehenswerter Freistoß von Leroy Sane zwei Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit reichte nicht zum Sieg in der regulären Spielzeit. Holstein-Kapitän Hauke Wahl erzwang per Kopfball (90.+4) 30 zusätzliche Spielminuten.

Die Gäste mussten nicht nur wegen des schneidenden Windes im Holstein-Stadion lange um das Weiterkommen zittern. Serge Gnabry brachte den Champions-League-Gewinner in der 14. Minute nach einem Patzer von Holstein-Torhüter Gelios in Führung, seine Abseitsstellung übersah Schiedsrichter Robert Schröder allerdings. Nach einem der wenigen Konter traf Bartels für die Platzherren (37.).

Bastian Schweinsteiger sieht Code des FC Bayern geknackt

Auch wegen riskanter Spielweise kassiert Bayern ungewöhnlich viele Gegentore. Bastian Schweinsteiger glaubt, dass die Gegner sich besser auf Bayern einstellen.

Bayern-Trainer Hansi Flick ließ mehrere seiner Topstars zu Spielbeginn auf der Bank. Und so verfolgten Weltfußballer Robert Lewandowski, Weltmeister Benjamin Pavard und David Alaba die Partie zunächst nur vom Spielfeldrand aus. Leon Goretzka war wegen einer Wadenverletzung in München geblieben.

Spätestens nach der frühen Führung hatte der deutsche Meister die Partie im Griff, verpasste jedoch mehrfach die Chance, den Vorsprung auszubauen. Wie von Holstein-Coach Ole Werner angekündigt, versuchten seine Schützlinge, Lücken in der Münchner Deckung zu finden.

Und nicht immer war die Bayern-Defensive sattelfest. So hätte Alexander Mühling nur zwei Minuten nach dem Sané-Treffer durchaus den erneuten Ausgleich erzielen können. Aber balltechnisch und in Bezug auf die Schnelligkeit war der FC Bayern in den meisten Phasen überlegen.

Dennoch fand Flick immer wieder Anlässe, seine Akteure lautstark zu dirigieren und auch zu kritisieren. Denn nach einer knappen Stunde wurde der Zweitliga-Dritte mutiger und beschwor die eine und andere unangenehme Situation für die Bayern herauf.

Thomas Müller motzt ARD-Reporterin an

Die Pokal-Blamage drückte die Stimmung beim Rekordmeister in den Keller. Beim Interview mit einer ARD-Reporterin kam es beinahe zum Eklat.

Es dauerte aber bis zur 74. Minute, ehe Flick reagierte und den erschöpften Torschützen Sané durch Lewandowski ersetzte. Auch Douglas Costa sollte noch einmal für neuen Schwung sorgen. Die Bayern dominierten daraufhin das Spiel in der Schlussphase und ließen die Gastgeber kaum noch zu gelungenen Kombinationen kommen.

Erst mit dem letzten Spielzug der regulären Spielzeit belohnten sich die Kieler. Eine Flanke von Johannes van den Bergh fand den Weg ins Tor - von der Schulter von Wahl. Der Rest ist Geschichte.

Andreas Frank ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Heute im Fernsehen

21 Uhr, Sky: Premier League, Arsenal - Palace

Julian Draxler zum FC Schalke - das wäre großartig

Julian Draxler könnte das größte Geschenk machen

Einige Schalke-Fans träumen nach dem Kolasinac-Coup auch von einer Rückkehr von Julian Draxler. Ein Schritt, von dem beide Parteien profitieren könnten.

Von Lucas Lampen

Sein Herz, das betont Draxler immer wieder, schlägt noch immer für den S04.

Als er 2013 beim Derby-Sieg gegen den BVB den 1:0-Führungstreffer erzielte, klopfte er sich jubelnd auf das Schalke-Wappen und zeigte in Richtung Loge über der Nordkurve, aus der sein Vater, selbst glühender S04-Fan, ihn unterstützte.

Mit funkelnden Augen jubelte dieser voller Stolz zurück, zeigte auf seinen Sohn und lehnte sich schreiend über das Geländer. "Das ist mein Junge!" schrie er in die jubelnde S04-Menge. Zwei Monate später verlängerte Draxler Junior seinen Vertrag mit den Worten: "Es ist zu hundert Prozent eine Herzensangelegenheit für mich."

Draxler bis 2018 auf Schalke? Mitnichten. Bereits 2015 kam alles anders: Sein Status und Ruf als Leistungsträger und Aushängeschild von Schalke bröckelte, der Klub schlitterte zeitgleich wie so häufig in eine selbsternannte sportliche Krise (Platz 6 am Ende der Saison, was den Rauswurf von Roberto di Matteo zufolge hatte).

Gerade wollten sich die Spieler nach einer erneut enttäuschenden Vorstellung Richtung Kabine verabschieden, da schlug der Truppe um Klaas-Jan Huntelaar, Draxler und Co. aus einigen hundert Fan-Kehlen ein Satz entgegen, der den heutigen PSG-Star mächtig schlucken lies: "Außer Fährmann könnt ihr alle gehen!"

Wenige Monate nach diesem Vorfall stand im Spätsommer fest: Julian Draxler verlässt Schalke - aber nicht Richtung Ausland, sondern zunächst Richtung Wolfsburg. Der Schalker Junge, der fast alle Jugendmannschaften durchlief, wollte nicht mehr. Zu groß der Druck, zu groß die Erwartungshaltung für den damals 21-Jährigen mit der Nummer 10.

Kapitän Omar Mascarell bleibt auf Schalke

Medienberichten zufolge soll Valencia Interesse an Omar Mascarell zeigen. In einem interview sprach der Schalke-Kapitän nun über seine Zukunft.

Nun, rund fünfeinhalb Jahre nach seinem Abgang, steckt Schalke 04 in der tiefsten sportlichen (und finanziellen) Krise seit Jahrzehnten. Sead Kolasinac gab den Schalke-Fans mit seiner Rückkehr die Hoffnung im Abstiegskampf zurück.

Was die Schalke-Fans ihm so hoch anrechnen: Der Bosnier hätte es sich auch deutlich einfacher machen können und eine Offerte vom SSC Neapel annehmen können. Er entschied sich jedoch gegen die sportliche Perspektive und für sein blau-weißes Herz.

Prompt führte er Schalke, unter anderem gemeinsam mit einem überragenden Torhüter Ralf Fährmann (ebenfalls aus der Knappenschmiede), zum wichtigen ersten Schalker Bundesliga-Sieg nach zuvor 30 sieglosen Partien.

Die Bundesliga braucht Schalke und Schalke braucht die Bundesliga. Vielleicht nimmt Sead Kolasinac die Tage ja den Hörer in die Hand und ruft seinen besten Freund aus Schalker Zeiten einfach mal an. Dieser heißt zufällig Julian Draxler - und sitzt (noch) ohne sportliche Zukunft, aber als gereifter Charakter, in seiner Wohnung in Paris.

Auch wenn es aus finanzieller Sicht nahezu unmöglich scheint, gemeinsam könnten sie den treuen Fans und dem Verein, der ihnen den Weg in die große Welt des Profifußballs geebnet hat, mit dem Klassenerhalt das größte Geschenk überhaupt machen und gleichzeitig selbst wieder sportlich zurück in die Spur finden. Im Sommer steht zudem eine EM an - eine furiose Draxler-Rückkehr würde mit Sicherheit auch den Bundestrainer beeindrucken.

Also, Julian: Komm nach Hause!

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