zum Inhalt

Oje, BVB! Euer Erling Haaland ist entschlüsselt

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Schalke 04 spielt am Samstagnachmittag in Bremen. Es geht, der Blick auf die Bundesliga-Tabelle reicht, erneut ums Ganze. Das Schlusslicht der Liga liegt acht Punkte vom Relegationsplatz entfernt und muss an 16 verbleibenden Spieltagen zwei Dutzend Punkte holen, um das rettende Ufer zu erreichen. An den ersten 18 Spieltagen der Saison waren es insgesamt sieben Punkte. Bei der Durchsicht der Presse-Artikel ist kaum noch ein Wort der Hoffnung zu lesen, man muss sich an den Gedanken gewöhnen: Schalke 04 steigt ab. Klingt das nicht verrückt? So verrückt wie damals beim Hamburger SV.

Ein bemitleidenswertes Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

Oje, BVB! Euer Erling Haaland ist entschlüsselt

Mühe gegen tiefstehende Gegner

Das außergewöhnliche Talent des Norwegers ist unbestritten. Doch ein kompletter Stürmer ist der 20-Jährige aus Dortmund trotz seiner Weltklasse-Quote noch nicht. Eine Analyse vor dem Spiel des Liga-Siebten am Samstag gegen den FC Augsburg.

Von Alex Steudel

Eigentlich ist er toll. Wunderstürmer, haben alle gesagt, als Erling Haaland nach Deutschland kam. Dabei wusste niemand genau warum. Also: wie er das hinkriegt. Denn er ist ja riesengroß (1,94 Meter) und wirkt so unbeweglich. Wenn er sich nicht bewegt.

Dann fing er beim BVB an und machte genau das: Haaland bewegte sich, sah und traf. Sieben Tore schoss er Anfang 2020 in den ersten drei Spielen für Dortmund. Und stand in keinem dieser Spiele 90 Minuten auf dem Platz. Effizienter ging's nicht. BVB-Kultfigur Norbert Dickel verglich ihn schon mit Asterix und Obelix.

Ihr merkt schon: Ich schreibe plötzlich in der Vergangenheitsform.

In den fünf ersten Bundesliga-Spielen 2021 hat Haaland nur noch vier Mal getroffen. Okay, zweimal davon doppelt, zuletzt gegen Gladbach, aber dreimal blieb der Norweger ganz ohne Tor. Das muss man sich mal vorstellen. Haaland. 100 Millionen Marktwert, dreimal in einem Monat ohne Tor. Cristiano Ronaldo weiß gar nicht, wie sowas gehen soll.

Das ist schlecht für den BVB, Favre hin, Terzic her, denn der Klub bestand ja quasi aus Haaland, und das sieht man auch der Tabelle an: Ohne seine Tore ist Dortmund die klubgewordene Durchreiche. Platz sieben.

Und plötzlich atmen alle ein bisschen auf: Es gibt doch keine Wunder in der Bundesliga. Der Kicker behauptet sogar keck: Haaland ist gar kein kompletter Stürmer! What? Nix Weltklasse, nur ein Talent sei er. Schon 20, und immer noch nur ein Talent?

Fies! So schnell kann's gehen.

Aber woran liegt das bloß? Erst tuschelten sich die Experten ihre Analysen nur zu, inzwischen kann man sie öffentlich lesen: Der Haaland ist entschlüsselt! Das hat dem BVB noch gefehlt.

Es ist ganz einfach: Wenn einer besonders schnell rennen kann, musst du als Gegner nur so spielen, dass es nichts mehr zu rennen gibt. Und tatsächlich: Gegen Klubs, die hinten drinstehen, tut sich Haaland immer schwerer.

DieseBaustellen muss BVB-Trainer Edin Terzic schließen

Der BVB präsentiert sich Ende Januar in einem angeschlagenen Zustand. Die Punkte fehlen, Personaldiskussionen nehmen vor dem Augsburg-Spiel Fahrt auf.

Zum Beispiel haben sich Mainz, Köln und Augsburg dem lästigen Haaland-Rumgerenne erfolgreich verweigert und gegen den BVB so sieben Punkte geholt (1:1, 2:1, 2:0).

Am Samstag spielt Dortmund übrigens erneut gegen Augsburg, diesmal zu Hause. Wieder so ein Kleiner, der nicht rennen will. Ich bin gespannt, wie es ausgeht. Soll der Haaland mal zeigen, was er wirklich kann. Asterix und Obelix haben ja auch nicht nur gegen Rom getroffen.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt’s jetzt als Taschenbuch und eBook. Titel: “Das Fußball-Jahr 2020 unter besonderer Berücksichtigung des HSV”, 254 Seiten.

Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Und ewig droht die Superliga

Die Pläne für eine geschlossene Liga von Europas Top-Klubs waren weit gediehen - bis die Verbände sie mit einem scharfen Dekret stoppten.

Unbedingt reinhören!

Hoch die Hände!

Warum podcastet Pit Gottschalk mit den Händen in der Hosentasche, warum adelt er Malte Asmus als Gerhard Delling der Audio-Industrie. War das ein Kompliment?

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, VfB Stuttgart - Mainz 05

Ein buntes Signal für mehr Vielfalt

Heute werden die VfB-Spieler in einem Sondertrikot auflaufen. Damit sendet der Verein ein Signal für mehr Toleranz und Vielfalt.

Samstag

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Bayern München - TSG Hoffenheim, Borussia Dortmund - FC Augsburg, Eintracht Frankfurt - Hertha BSC, Union Berlin - Mönchengladbach, Werder Bremen - Schalke 04

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, RB Leipzig - Bayer Leverkusen

RB Leipzig: Welcher Transfer-Fehler sich nicht wiederholen darf

Julian Nagelsmann führt Buch. Und dort stehen auch Fakten, die Red-Bull-Boss Didi Mateschitz nicht gefallen. Hier steht, was er bemängelt.

Sonntag

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, 1. FC Köln - Arminia Bielefeld

18 Uhr, Sky: Bundesliga, VfL Wolfsburg - SC Freiburg

Was sonst noch so los ist

Mönchengladbach: Seltsame Serie an der Alten Försterei

Borussia Mönchengladbach hat noch nie bei Union Berlin gewonnen, aber auch nicht allzu viele Gelegenheiten gehabt. Trotzdem laufen die Fohlen seit inzwischen 20 Jahren einem Negativ-Erlebnis hinterher.

Pal Dardai muss 24 Punkte holen

Pal Dardai hat bei Hertha einen Vertrag bis 2022 unterschrieben. In seinem Trainervertrag gibt es eine unübliche Klausel.

"Schnell wie ein Känguru"

Unter dem neuen Trainer Pal Dardai geht es für Dodi Lukebakio bei Hertha BSC wieder bei Null los.

VfL Bochum bleibt auf Aufstiegskurs

Bochum gerät bei St. Pauli zweimal in Rückstand und dreht die Partie in Hamburg doch noch zum einem 3:2-Auswärtssieg.

Thomas Schaaf zögert mit Vertragsverlängerung

Werder Bremen möchte ihn als Technischen Direktor halten. Doch der ehemalige Trainer wartet ab.

Mats Hummels könnte in Tokio 2021 spielen

Für die Olympia-Auswahl erfüllt der Weltmeister von 2014 inzwischen die erste Voraussetzung. Thomas Müller nicht.

Kampf um Jamal Musiala

Jamal Musiala wird sich bald entscheiden, ob er für Deutschland oder England auflaufen wird. Der DFB ergreift Maßnahmen.

"Timo Werner braucht Zutrauen und ein Lächeln"

Beim Debüt des neuen Trainers Thomas Tuchel saß der 24-Jährige erstmals über die volle Spielzeit auf der Bank.

Blick zurück

Der härteste Trainer der Bundesliga

Sport1-Kolumnist Ben Redelings blickt wöchentlich auf die kuriosesten, lustigsten und unterhaltsamsten Höhepunkte der Bundesliga-Geschichte zurück.

Von Ben Redelings

"Wegen Gyula Lorant hätte ich beinahe aufgehört. Er hat mir mal erklärt, dass man einen herausgesprungenen Meniskus am besten mit der Eckfahne wieder reinhaut." Das hat niemand Geringeres gesagt als der große Dr. Müller-Wohlfahrt. Damals in der Saison 1978/79 wäre es fast schon mit der Karriere des späteren Arztes der Nationalmannschaft vorbei gewesen.

Denn die Art und Weise des Ungarn Lorant stank dem legendären Sportmediziner ganz gewaltig: "In der Bundesliga gibt es Vereine, bei denen der Trainer und nicht der Arzt entscheidet, wann ein verletzter Spieler den Gips abgenommen bekommt."

Er meinte seinen eigenen Klub, den FC Bayern, und den ehemaligen Finalspieler des WM-Endspiels 1954 in Bern, Gyula Lorant. Wäre der Ungar nicht im Dezember 1978 beurlaubt worden – wer weiß, ob es die große Karriere des Dr. Müller-Wohlfahrt im Fußball je gegeben hätte.

Aber wie dem auch sei – eines kann man aber in jedem Fall mit Fug und Recht behaupten: Gyula Lorant war sicherlich der härteste Trainer, den die Bundesliga je gesehen hat. Als Verletzungen gingen bei ihm nur glatte Brüche durch. Und dann auch nur die, die man sofort als solche erkennen konnte.

Der Verteidiger Amand Theis hatte sich bei einem Pressschlag ein dickes Knie zugezogen. Humpelnd kam er zum Training, zeigte Lorant sein geschwollenes Knie und meinte, er könne nicht mittrainieren. Lorant ignorierte den Hinweis: "Amand, zieh dich um!" Verdutzt ging der Verteidiger los und kam wenige Minuten später auf den Sportplatz zurück.

Dort erwartete ihn der Trainer bereits: "Amand, zieh die Hose runter!" Erstaunt und überrascht befolgte er Lorants Anweisungen. Der Trainer zeigte auf das Knie: "Amand, was hast du da?" Ehe Theis antworten konnte, schlug der Coach mit voller Wucht gegen das dick angeschwollene Knie. Theis schrie vor Schmerzen. Am folgenden Samstag spielte er.

Bei einem anderen Profi spuckte Lorant während einer laufenden Bundesliga-Partie auf das ebenfalls verletzte Knie, rieb die Spucke mit den eigenen Händen ein, hob den Spieler hoch und schob ihn zurück aufs Feld: "Jetzt ist wieder alles in Ordnung. Spiel – sonst bist du tatsächlich Invalide!"

Diese und andere Geschichten kursierten in der Bundesliga zuhauf. Jeder Spieler hoffte, dass Lorant in seiner Karriere an ihm vorüberging. Doch irgendjemanden musste es ja treffen. Und so spielte der Eintracht-Profi Charly Körbel acht Wochen mit einem Bänderriss im rechten Knöchel, weil er sich nicht traute, seinem Trainer Gyula Lorant etwas zu sagen.

Als der Mannschaftsarzt die Initiative ergriff, antwortete der Ungar: "Boxer kämpfen auch mit Platzwunde, soll Charly Zahnpasta auf Fuß schmieren."

Als sich der spätere Rekordspieler der Bundesliga irgendwann doch seinem Trainer bei einer anderen Verletzung anvertraute, war das Ergebnis höchst zweifelhaft: "Einmal war mein Knöchel so dick, die Schmerzen so groß, dass ich wirklich nicht spielen konnte. Lorant nahm mich zur Seite: 'Charly, kannst du essen mit Zahnschmerzen?' Als ich nickte, stand für ihn fest: 'Also kannst du auch spielen mit Schmerzen im Knöchel.' Ich habe tatsächlich gespielt."

Die gemeinsamen Tage von Müller-Wohlfahrt und Lorant beim FC Bayern waren eine wilde und harte Zeit. Dies musste das junge Talent Karl-Heinz Rummenigge am eigenen Leib erfahren. Bei einem Trainingszwischenfall zog er sich ein paar Monate vor der WM 1978 einen Daumenbruch zu.

Ein Reporter erinnert sich: "Als Kalle am Freitag beim FC Bayern vorbeischaute, lachte ihn Trainer Lorant aus. Er hatte ja vorher sogar beim schwerer verletzten Branko Oblak (Zehenbruch) angeordnet, dass der Gips sofort entfernt wird. Er selbst hatte sich zeitlebens nie operieren lassen. Obwohl in beiden Beinen der Meniskus total kaputt war. 'Also', sagte er verächtlich: "Was willst du mit dem gebrochenen Daumen viel Theater machen. Du spielst morgen gegen Saarbrücken.' Rummenigge war so verwundert, dass es ihm die Sprache verschlug. Er packte seine Tasche und stieg ein in den Bus, der ins Trainingslager fuhr, und Kalle spielte tatsächlich gegen Saarbrücken."

Gyula Lorant war trotz seiner irritierenden Methoden und Aussetzer in Deutschland ein geschätzter Fachmann. Doch eine Sache konnte er dem Land, in dem er als Fußballlehrer Erfolge feierte, nie verzeihen: Die WM-Pleite 1954, als Lorant Stopper der ungarischen Nationalmannschaft war, hat er einfach nie verwunden. Und so trabte er eines Tages als Bayern-Trainer mit Assistent Pal Csernai auf den Platz und flüsterte dem Landsmann zu: "Pal, lass uns rausgehen und die Deutschen quälen!"

Werde Deutschlands Tippkönig! Jetzt zum SPORT1 Tippspiel anmelden

Übrigens: Der harte Herr Lorant konnte auch zuckersüß sein – wenn es um das Thema Ernährung ging. So trichterte der Ungarn seinen Mannschaften stets ein: "Jungs, wenn ihr vor dem Spiel noch ein Stück Kuchen esst, habt ihr auch noch Kraft für die letzten zwanzig Minuten. Dann sind die anderen kaputt, und ihr könnt immer noch laufen." Na, dann!

Alle mal herhören!

Als erste Frau: Sabine Töpperwien kommentiert WM-Finale 2022

Gerade erst hatte Sabine Töpperwien angekündigt, als Fußball-Kommentatorin in den Ruhestand gehen zu wollen. Jetzt macht ihr die ARD ein spektakuläres Abschiedsgeschenk – das sogar urkundlich verbrieft wurde.

Kommentare

Aktuelles

30 Jahre Phantom-Tor

30 Jahre Phantom-Tor

1994 schießt Thomas Helmer ein Tor, das keines war und deshalb Bundesliga-Geschichte schrieb - und das Schiedsrichterwesen durchschüttelte