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Nur 2:0! Krampf statt Klasse bei der Flick-Premiere

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Beim ersten deutschen Länderspiel gegen Armenien war ich im Oktober 1996 live dabei. 5:1 hieß das Ergebnis damals in Eriwan.

Der damalige Bundestrainer Berti Vogts, gerade Europameister geworden, ließ keinen Zweifel am Siegeswillen seiner Mannschaft.

1997 und 2014 folgten die Siege zwei und drei, der eine unter Vogts, der andere unter Löw. Die Bilanz  jetzt: drei Siege mit 15:2 Toren.

Am Sonntag spielt Deutschland ein viertes Mal gegen Armenien. Frage an Radio Eriwan: Schlagen wir die wieder? Antwort: Im Prinzip ja, aber…

Ein verstrahltes Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

Nur 2:0! Krampf statt Klasse bei der Flick-Premiere

VerFLICKst, das war noch nix!

VerFLICKst, das war noch nix!

Der lange erwartete Nationalelf-Neustart unter Bundestrainer Hansi Flick beginnt mit einer Enttäuschung. Von der Aufbruchstimmung nach der Ablösung von Joachim Löw und der bitteren EM (Achtelfinal-Aus) ist nicht mehr viel übrig.

Von Pit Gottschalk

Um sich zu vergegenwärtigen, gegen wen die deutsche Nationalmannschaft gestern Abend da gestümpert hat, reicht ein flüchtiger Blick auf die Tabelle. Liechtenstein ist Letzter in der Europa-Gruppe J der WM-Qualifikation - mit vier Niederlagen in vier Spielen und 1:12 Toren. Gegen Deutschland reichte es trotzdem zu einem beachtlichen Ergebnis - zu einem 0:2.

Dummerweise fehlt den Deutschen jetzt Joachim Löw als Sündenbock. Man kann die Schuld am dominanten, aber letztlich biederen Gekicke auch nicht seinem Nachfolger Hansi Flick in die Schuhe schieben, es war sein erstes Länderspiel in verantwortlicher Position. Man bekommt ein flaues Gefühl: Vielleicht sind wir wirklich nicht so gut, wie wir immer glaubten.

Die WM-Blamage von 2018 hielten wir für einen Betriebsunfall, das frühe EM-Aus von 2021 lasteten wir der Sturheit des Bundestrainers an. Dazwischen die Magerkost in der Nations League: Angeblich so wertlos wie der Wettbewerb selbst. Doch Ausreden taugen nix mehr: Auch ohne Manuel Neuer und Thomas Müller muss man Liechtenstein auseinandernehmen.

Timo Werner und Leroy Sané treffen bei Flick-Debüt

Timo Werner und Leroy Sané treffen bei Flick-Debüt

Timo Werner (41.) und Leroy Sane (77.) bescherten dem elften Bundestrainer einen ersten Sieg, es war in der Gruppe J der dritte im vierten Spiel auf dem Weg zur WM-Endrunde in Katar 2022.

Das Urteil ist keine Überheblichkeit, sondern dem Faktum entlehnt, dass Liechtenstein 38.000 Einwohner hat und darum nur eine begrenzte Anzahl von Fußballern, die einem viermaligen Weltmeister die Stirn bieten können. Hansi Flick dagegen bot die beste Auswahl von 41 Millionen Männern aus Deutschland auf. Die schaffte immerhin zwei Tore mehr als Liechtenstein.

Vermutlich begreift Hansi Flick jetzt die Schwere seiner Aufgabe. Bei Bayern konnte die beste Elf aus einem internationalen Star-Ensemble aufstellen und notfalls Verstärkung vom Transfermarkt einfordern (okay, anderes Thema). Diese Option hat er bei der Nationalelf nicht, hier ist Bestandspflege gefragt. Er wird noch feststellen müssen, auf wen er sich verlassen kann.

Man kann den Abend folglich als Anlaufschwierigkeit werten, wie es schon andere Bundestrainer vor ihm erlebt haben, sogar der große Franz Beckenbauer. Nur viel Zeit zum Probieren bleibt nicht. Die WM 2022 in 14 Monaten, die Heim-EM 2024 und Sonntag die nächste schwere Aufgabe:  Armenien - der ungeschlagene Tabellenführer der WM-Gruppe J.

"Hansi lebt nicht in Fantasien und Utopien"

"Hansi lebt nicht in Fantasien und Utopien"

Erich Rutemöller, ehemaliger Coach von Hansi Flick, über die Stärken und Schwächen des neuen Bundestrainers, die Nachwuchsprobleme im deutschen Fußball und die kommende WM in Katar

Heute im Fernsehen

19.15 Uhr, DAZN: Frauen-Bundesliga, Turbine Potsdam – Carl Zeiss Jena

Sonntag

11 Uhr, SPORT1: Doppelpass

20.45 Uhr, RTL: WM-Qualifikation, Deutschland - Armenien

AfD, Busfahrt, Impfen, Katar, Wählen: Na, geht doch!

Der DFB startet eine Corona-Impfkampagne

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Mit der Aktion “Schiri, ich hab’ schon Gelb” machen der Verband, Nationalspieler und -Trainer auf die Bedeutung des Impfens aufmerksam.

Von Alex Steudel

Manchmal könnte ich ja an den großen Vorbildern verzweifeln; vor allem dann, wenn sie keine sind. Bei der EM habe ich auf ein paar klitzekleine kritische Worte der ungarischen oder polnischen Spieler zu ihren homophoben Regierungen gehofft. Es kam: nix. Die letzten Tage zeigen aber, dass es Hoffnung, also zum Glück Fußballprofis gibt, die immer wieder über den Tellerrand gucken.

Leon Goretzka ermahnte die demokratiemüden Deutschen, bei der Bundestagswahl am 26. September ihre Stimmen abzugeben. Ich finde das gut. Ich fürchte, zu viele Menschen denken bei "26. September" eher an "6. Bundesliga-Spieltag".

Bei den Landtagswahlen 2021 in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt war die Wahlbeteiligung peinlich niedrig: knapp über 60 Prozent. Sogar die Zuschauer-Auslastung bei Heimspielen von Hertha BSC lag in den letzten Jahren höher.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Goretzka wies in einem FAZ-Interview darauf hin, dass jede Stimme für eine demokratische Partei eine gegen die AfD sei. Eine schöne Formulierung. Und mutig. Mut hat nichts damit zu tun, wie viele Mios auf deinem Konto liegen.

Goretzka ist natürlich eine Klasse für sich. Er hat erst kürzlich eine starke Video-Grußbotschaft zum Jubiläum von Makkabi (Dachorganisation der Jüdischen Turn- und Sportvereine in Deutschland) übermittelt.

Deutsche Nationalspieler kündigen auch an, bei der WM 2022 auf die Missstände in Katar hinzuweisen. Malen Protesttrikots. Knien sich gegen Rassismus hin.

Und sie fuhren jetzt ganz klima-brav mit dem Bus zum 240 km entfernten WM-Qualispiel nach St. Gallen und zurück. Dass sie das nur tun, weil's nach dem letzten Ultrakurzstreckenflug einen Shitstorm gab – geschenkt. Jeder macht Fehler. Außer Manuel Neuer natürlich. Aber der ist verletzt.

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Vor einem Jahr gab es heftige Kritik,  weil die 180 km zum Spiel in Basel geflogen wurden. Nun ging's per Bus nach St. Gallen.

Der angeschlagene Torwart setzte sich am Donnerstag zusammen mit den Bundestrainer(innen) Martina Voss-Tecklenburg und Hansi Flick sowie Kollegen wie Niklas Süle und Mahmoud Dahoud fürs Corona-Impfen ein. Auch gut.

Wir schaffen das, sagte Joshua Kimmich am Mittwoch. Er meinte zwar nur die Busfahrt, und er weiß, dass es eine sehr symbolische Aktion ist, denn viele Fußballprofis fahren lieber einen Lambo, Porsche, Learjet oder Ferrari statt den Bus und Tesla; es ist aber okay. Der Kader von Lazio Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.

Kimmich hat mit Goretzka fünf Millionen Euro für karitative Vereine und soziale Einrichtungen eingesammelt und gespendet. Er ist Übergangskapitän, er hält einfach nie die Klappe, ob auf oder neben dem Platz. Und das ist gut so. Trotzdem könnten ruhig ein paar Spieler mehr ab und zu mal aufstehen.

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Aus Überzeugung

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Mit seinen zwei Toren gegen Irland sorgte Cristiano Ronaldo nicht nur für einen Last-Minute-Sieg in der WM-Qualifikation - er stellte auch einen Weltrekord auf. Ronaldo ist dank der Treffer 110 und 111 der Spieler mit den meisten Länderspieltoren. Von Portugals Verband bekam CR7 nach der Top-Leistung frei.

Von Alexander Sarter

Auf Liebe wird Cristiano Ronaldo bei den Fans, die nicht die Farben seiner Mannschaften tragen, wohl bis zum Ende seiner Karriere vergebens hoffen. Zu groß ist die Show, die der fünfmalige Weltfußballer immer wieder abzieht.

Die Achtung der Fußball-Liebhaber darf dem Superstar aber gewiss sein. Seine Leistungen sind nun einmal derart überragend, dass er als ganz Großer in die Geschichte des Sports eingehen wird - Brimborium hin oder her.

Und ein Ende der Ronaldo-Ära ist noch nicht in Sicht. Gerade im hohen Fußballer-Alter von 36 Jahren zahlt es sich aus, dass der Portugiese seinen Körper mit großer Hingabe so gut in Schuss wie kaum ein anderer Profi gehalten hat.

Ronaldo ist es zuzutrauen, dass er sogar dem Spiel des englischen Rekordmeisters Manchester United in der beinharten englischen Premier League noch einmal seinen Stempel aufdrücken kann.

Lieben werden ihn dafür nur die wenigsten Fans auf der Insel - aber achten werden sie ihn.

Alexander Sarter ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Alle mal herschauen!

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