Nur 1,85 Prozent Wahlbeteiligung entlarvt Vereine als Mogelpackung

Von 230.000 BVB-Mitgliedern nahmen nur 4244 an der Präsidentenwahl von Hans-Joachim Watzke teil. Vereint ist da niemand

|25. November 2025|
Mitgliederversammlung Borussia Dortmund am 23.11.2025 in der Westfalenhalle in Dortmund Hans-Joachim Watzke ( Vorsitzender der Geschäftsführung Dortmund ) *** General Meeting Borussia Dortmund on 23 11 2025 in the Westfalenhalle in Dortmund Hans Joachim Watzke Chairman of the Management Board Dortmund xRx
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IMAGO/Revierfoto

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Bei der Wahl zum BVB-Präsidenten hat Hans-Joachim „Aki“ Watzke 59 Prozent geholt. Das ist mehr als die 49 Prozent bei seinem Freund Friedrich Merz im ersten Kanzlerwahlgang im Bundestag, aber weniger als sein eigener Anspruch – er wollte mindestens 70 Prozent aller Vereinsmitglieder von sich überzeugen. Watzke nahm die Wahl trotzdem an; denn Mehrheit ist Mehrheit. Haken dran.

Enttäuschend war eine ganz andere Zahl: Borussia Dortmund hat zwar 230.000 Mitglieder, aber nur 4244 nahmen mit einer gültigen Stimmabgabe an der richtungsweisenden Präsidentenwahl am Sonntag teil. Und das, obwohl man zum ersten Mal auch von Zuhause abstimmen durfte, digital verbunden mit der Wahlzentrale in der Westfalenhalle. Bequemer kann eigentlich keine demokratische Teilhabe laufen.

Die Wahlbeteiligung von 1,85 Prozent verrät jedoch eine Menge, was wir von den ständig vermeldeten Rekord-Mitgliederzahlen aus der Bundesliga zu halten haben. Wer nicht wählt und nicht mitgestaltet, ist am Ende nicht mehr als ein zahlender Anhänger, der per Mitgliedsbeitrag an Tickets kommt, und entlarvt, wofür „Verein“ im wahrsten Sinne des Wortes steht, als Mogelpackung. Vereint ist da niemand.

Wofür er sein Geld ausgibt, kann ja jeder – wir sind ein freies Land – für sich selbst entscheiden. Nur sollte man dann nicht das Hohelied von 50+1 singen, dass die deutschen Bundesligisten allein von ihren Mitgliedern getragen werden. Siehe BVB: Werden sie nicht. Nur 1,85 Prozent wollten entscheiden, wer BVB-Präsident wird, und Watzke reichte dafür am Ende ein bisschen mehr als ein Prozent aller Mitglieder.

Das Problem der geringen Wahlbeteiligung auf Mitgliederversammlungen ist erstens nicht neu und zweitens nicht exklusiv bei Borussia Dortmund zu finden. Nur tun wir immer so, als sei jedes Mitglied der Souverän in einem Klub und höchstinteressiert. Die Wahrheit ist offenbar: Den meisten Mitgliedern ist so ein wichtiger demokratischer Wahlgang in seinem Bundesliga-Verein egal.