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Neue Studie: Welcher Verein nimmt seine Fans ernst?

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Von der großen Resonanz auf meine Maradona-Anekdote gestern im Newsletter war ich sehr überrascht. Ich möchte mir deshalb den Hinweis erlauben, dass es weitere Fußballgeschichten im Buch "Kabinengeflüster" gibt, das man entweder direkt bei Amazon bestellen kann - oder bei mir.

Wer mir eine Email schreibt, bekommt das Buch zum gleichen Preis, aber mit einer persönlichen Widmung und portofrei nach Hause geschickt.

Einen entspannten Donnerstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Neue Studie: Welcher Verein nimmt seine Fans ernst?

Von Pit Gottschalk

Seit 2015 veröffentlicht Professor Alfons Madeja beim SLC Management jährlich eine Studie über die Beliebtheit der Bundesliga-Klubs im eigenen Fanlager. 17 Kriterien umfasst die Befragung von 30.000 Fans. Das Gesamtergebnis überrascht weniger: Deutschlandweit vereinen Bayern München und Borussia Dortmund die meisten Sympathien auf sich und der VfL Wolfsburg und Hannover 96 die wenigsten. Bei der Bewertung schlägt Tradition ebenso durch wie eine sportliche Krise, die Unzufriedenheit stiftet.

Borussia Mönchengladbach offenbar besser als Schalke 04

Richtig interessant wird es in einer Kategorie, die hierzulande als Grundproblem erkannt worden ist: ob man sich mit seinem Fansein “ernst genommen fühlt”. Dieses Kriterium gibt Aufschluss darüber, inwieweit eine Fan- und Kundenbindung erfolgt. Kümmern sich die Klubverantwortlichen um die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Fans, so stärkt dies das Miteinander und die Loyalität gegenüber dem Klub und hat Einfluss auf die Beliebtheit. Nicht immer entspricht das Wunschdenken der Realität.

Schalke 04 beispielsweise stellt sich gerne als der Verein dar, der zwar keine Meisterschaften gewinnt, aber die Herzen erobert. Das Madeja-Team fand jedoch heraus, dass Schalke im Bundesliga-Vergleich nur auf Platz zehn liegt - hinter Vereinen wie TSG Hoffenheim und RB Leipzig. Weil die Einschätzung im eigenen Anhang erfolgt, muss man das Ergebnis ernstnehmen. Die Königsblauen rutschten während eines Jahres um vier Ränge nach unten. Die Größe des Klubs ersetzt nicht das emotionale Moment beim Fan.

Von Borussia Mönchengladbach wird gerne eine Unzufriedenheit von den Arena-Rängen kolportiert. Bei einem Wert von 90,2 Prozent dürfen die Klubverantwortlichen jedoch von sich behaupten, dass ihre Fanbeziehung als positiv gewertet wird. Kein anderer Verein hat einen besseren Wert. Obwohl Vizemeister geworden, kann es dagegen mit “Echte Liebe” bei Borussia Dortmund nicht weit her sein: nur Platz sechs. Hier hilft es wenig, dass der BVB an anderer Stelle Bestwerte für Stadionkapazität und TV-Quote erhält.

Werder Bremen macht gute Fanarbeit vor

An der Spitze des Rankings fällt RB Leipzig nach Platz 1 im Vorjahr um drei Ränge. Bemerkenswert ist die Steigerung von Werder Bremen. Nachdem der Klub bereits im Vorjahr um vier Plätze nach oben kletterte, gewann der Verein nun vier weitere Plätze hinzu und stieg somit innerhalb von zwei Jahren von Rang 15 auf Rang 7. Dies spricht für eine nachhaltige und bedürfnisorientierte Fanarbeit an der Weser. Und ist offenbar eine schöne Belohnung, dass ein sportlicher Aufwärtstrend auch Sympathien weckt.

“Bei einem Großteil der Bundesligaklubs fühlen sich die Fans grundsätzlich ernst genommen, wobei die Spannweite der Prozentwerte wie schon in den Vorjahren groß ist”, sagt die Beliebtheitsstudie zu diesem einen Kriterium. Womöglich liegt hier ein Kernproblem, wie man es auch in der Politik vorfindet. Nur wenn der Bundesliga-Anhänger nicht nur als potenzieller Umsatzbringer verstanden wird (was er als Stadionbesucher oder Trikotkäufer ist), wird ein Klub seiner eigenen DNA gerecht: als Verein-igung.

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Heute im Fernsehen

18.50 Uhr, Sport Digital: News Show

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Das Schicksal der Nationaltrainer

Von Alex Steudel

Das Problem eines Nationaltrainers ist, dass fast nie irgendjemand da ist, mit dem man was machen kann, dass er nur alle Monate kurz seine Spieler sieht und trainiert. Meistens haben die dann auch gar keine große Lust oder machen auf verletzt, damit sie wieder heim zu ihrer Playstation können. Selbst einem wie Jogi Löw bleibt nichts anderes übrig, als dauernd am Mittwoch oder Samstag in irgendeinem Stadion rumzusitzen und auf einer Bratwurst rumzukauen und interessiert zu gucken und danach Reisekostenabrechnungen zu schreiben und vielleicht ein bisschen rumzutelefonieren.

"Hallo, ich bin's.“

"Wer?“

"Dein Trainer.“

"Aber der steht doch gerade vor mir.“

"Der andere, Mensch!“

"Ach so, lange nicht mehr gesehen, wie geht's?“

„Gut. Und dir?“

"Auch gut.“

"Toll, wir sehen uns dann in vier Wochen.“

"Yo.“

Länderspielwochen sind für mich ungefähr das, was in meiner Kindheit das Einkaufengehen mit den Eltern war. Ich hoffte zwar immer darauf, an einer Spielwarenabteilung vorbeizukommen, wusste aber genau: Das wird mal wieder eine stinklangweilige Angelegenheit. Heute sind Auftritte des DFB-Teams meine Spielwarenabteilung , ansonsten bietet mir der Weltfußball in Länderspielwochen nur Gardinenladen, Frauenabteilung (erstes OG) und Schuhgeschäft.

Mal ehrlich, wen interessiert es schon, wie am Dienstag in der WM-Vor-Qualifikation Guinea-Bissau gegen Sao Tomé und Pricipe gespielt hat (2:1 übrigens), oder welche Dramen sich zwischen San Marino und Zypern abspielten (keine, Ioannis Kousoulos traf aber zweimal). Genauso gut könnte ich in der Bundesliga am Donnerstag zu einem Freitagsspiel gehen.

"Wusste nicht, dass es so öde ist"

Der Trainer des Nationalteams von Costa Rica war so unzufrieden, dass er zurücktrat.

Und weil das endlich mal ein Protagonist laut gesagt hat, bin ich neuerdings ein großer Fan von Gustavo Matosas. Obwohl er sieben Länderspiele für Uruguay gemacht hat, verband ich seinen Namen bisher mit Fußball wie Tiki-Taka mit dem HSV, aber vergangene Woche hat er mein Herz gewonnen, als er etwas tat, was ich mich früher nie getraut hätte: Er hat Nein zum Gardinenladen gesagt, also seinen Job als Nationaltrainer von Costa Rica hingeschmissen, und zwar mit der besten und ehrlichsten Begründung aller Zeiten. Er sagte: Der Job ist mir zu langweilig!

Ich gebe zu, ich habe mich schon öfter gefragt, wie Nationaltrainer ihren Alltag bewältigen: Aufstehen, Zähneputzen, Kicker lesen, alte Spiele auf Sky und DAZN angucken, vielleicht mal in einem Taktikbuch blättern und ansonsten in der Wohnung auf- und ab gehen – was soll daran spannend sein? Wenn ich mir jetzt noch vorstelle, wie dieser Mensch mit einem Löffel in der Hand Löcher in die Wand kratzt, bin ich schon kurz vor Clint Eastwood und "Flucht von Alcatraz".

Umbruch, Tempo, Absicherung

Nicht nur das Holland-Länderspiel deckte auf: So richtig fruchten die neuen Löw-Ideen noch nicht.

Ich stelle mir dieses Leben furchtbar vor, also im Vergleich mit dem von Bundesliga-Trainern wie Niko Kovac oder Lucien Favre, die ja jeden Tag zum Training fahren können, die haben immer Rasengeruch in der Nase, sie können täglich Pressekonferenzen abhalten und mit Spielern schimpfen, und wenn ihre Dreierkette heute nicht klappt, dann spielen sie morgen eben Viererkette, und alles ist wieder gut, weil ja ständig irgendein Spiel ansteht, dauernd bist du im Mittelpunkt oder auf der Kippe, da spritzt das Adrenalin nur so durch die Gegend, während Gustavo Matosas in Costa Rica vermutlich wochenlang Aras zählen oder am Pazifik-Strand herumliegen musste und aus Umweltgründen nicht mal einen Strohhalm in seinen Cocktail stecken konnte; ich frage mich, ob vielleicht die größte Herausforderung seines Jobs darin bestand, vor lauter Langeweile das nächste eigene Länderspiel nicht zu verpassen.

Am Samstag hat Costa Rica übrigens 1:2 gegen Uruguay verloren, Jonathan Javier Rodriguez traf in letzter Sekunde für die Gäste, die nur 42 Prozent Ballbesitz hatten, aber wen interessiert das schon, ich habe das auch nur gelesen, ich lag da nämlich im Bett und schlief.

Am Freitag geht wieder die Bundesliga los. Ist das schön!

Alle mal herschauen!

"Erste Moderatorin eines Fußball-Talkformats im Free-TV"

Wenn am 17. September die Champions League in ihre neue Saison startet, ist Sport1 auch wieder mit dem "Fantalk" dabei - einer Sendung, in der live über die Spiele gesprochen wird, ohne Bilder zeigen zu dürfen. Neu im "Fantalk" ist Laura Papendick, laut Sport1 die "erste Moderatorin eines Fußball-Talkformats im deutschen Free-TV".

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