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Nati in der Nations League: Die organisierte Langeweile

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Inzwischen gehen die Interpretationen sehr weit auseinander, ob der Auftritt von Karl-Heinz Rummenigge und seinen Gefährten eine äußerst gelungene Strategie darstellte, um die bisherige Verteilung der TV-Gelder zugunsten des FC Bayern München zu verteidigen, oder doch eine Show-Veranstaltung.

Untypisch für den Rekordmeister ist eine solche Machtdemonstration nicht. Fast muss man sagen: Die Kampfansage an abtrünnige Vereine (vier in der ersten und zehn in der zweiten Liga), dass an den bestehenden Verhältnissen nicht mehr gerüttelt werden sollte, erinnerte doch sehr an Uli Hoeneß.

Als Bayern-Manager hat Uli Hoeneß jeden Widerstand mit Einschüchterungsgesten und Lautstärke gebrochen, wenn jemand seinen Bayern auf die Pelle rückte. Max-Jakob Ost hat den Werdegang und die Methoden der Hoeneß-Bayern hörbar aufgezeichnet.

"11 Leben" heißt seine Podcast-Reihe über die Welt von Uli Hoeneß. Man lernt, wie der FC Bayern zur Großmacht heranwuchs, trotz Schulden und Schwierigkeiten, und wie ein einzelner Visionär auch davon lebte, dass er die anderen Vereine klein hielt. Wer das hört, durchschaut Rummenigge.

Ein verschwörerisches Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

Nati in der Nations League: Die organisierte Langeweile

Einige Volltreffer und ein Warnschuss

Beim Testlauf der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Tschechien sammelt Bundestrainer Joachim Löw mehr Erkenntnisse als gedacht.

Von Alex Steudel

Am Samstag gibt's angeblich ein richtiges Länderspiel. Mit Stammspielern und so.

Diesmal nennen wir es Nations League und nicht Testspiel, denn diesmal geht es um viel – also relativ viel. Genau genommen geht es um die Qualifikation zur nächsten Nations League. Obendrein kann man sich in der Nations League sogar für die Playoffs qualifizieren. Man muss es nur geschickt anstellen und den Modus kennen.

Glaube ich zumindest. Ich selbst verstehe den Modus nicht. Ich habe den Versuch abgebrochen, um die Kolumne bis heute 6.10 Uhr fertig zu kriegen. Das hatte recht viel mit Sätzen wie diesem zu tun:

"In einem WM-Playoff-Turnier treten die zehn Gruppenzweiten der WM-Qualifikation und die zwei besten Nations-League-Gruppensieger an, die weder zu den Gruppenersten noch -zweiten der WM-Qualifikation zählen."

Machen wir uns nichts vor: Das Spannendste an der Nations League ist ihr Modus. Der Rest ist und war Langweile. Weiß zum Beispiel jemand, wer voriges Jahr im Halbfinale stand? Gab's überhaupt eins? Und wie sieht der Pokal aus? Na? Weiß keiner, weil es keinen interessiert.

Es kommt noch besser: Kurioserweise interessiert die Nations League nicht mal diejenigen, die mitspielen. Nationalspieler Toni Kroos hat diese Woche gesagt: "Wenn es eine Spielergewerkschaft gäbe (...),  würden wir weder Nations League, noch einen spanischen Supercup in Saudi-Arabien oder eine Klub-WM mit 20 oder mehr Mannschaften spielen."

Ich fasse das mal so zusammen: Die Nationalelf macht in einem Wettbewerb mit, in dem sie sich für etwas qualifizieren soll, das die Nationalelf für überfüssig hält. "Am Ende der Tage sind wir (...) als Spieler nur die Marionetten von Fifa und Uefa", sagt Weltmeister Kroos.

Da ist man ja als Zuschauer gleich doppelt motiviert.

Die Uefa begründete die Schaffung der National League – den Satz habe sogar ich gleich verstanden – "mit dem Wunsch der Nationalverbände, die Zahl der Freundschaftsspiele zu verringern". Wie es trotzdem zu Dreierpack-Wochen mit Ersatzspielerfestivals à la Deutschland-Tschechien kommen konnte, ist mir ein Rätsel. Vermutlich geht es ausnahmsweise mal um Geld.

Flexibilität in der Argumentation ist halt wichtig in diesen Zeiten. Womit ich zu einer Nations-League-Regel komme, die nirgends steht und doch umgesetzt wurde:

"Steigt Deutschland aus der A-Liga der Nations League ab, gilt keine Regel mehr, und Deutschland bleibt einfach drin in der A-Liga."

Anders ausgedrückt: Wenn die mit der Kohle und den Sponsoren absteigen, regeln wir sie einfach wieder rauf. So lief das letztes Jahr.

Millionen von HSV-Fans lagen übrigens in Abstiegsagonie jahrelang nachts wach und beteten doch vergebens für so eine Regel.

Bayern-Stars da, vier Spieler weg

Jetzt nimmt die Mannschaft Form an: Bundestrainer Löw hat  seinen Kader für die Partien in der Nations League verändert.

Sehnsucht nach feurigen Flanken

Lange musste er auf seine Nominierung warten - doch beim Debüt in der Nationalelf überzeugt Philipp Max auch Löw.

Ich vermute, der Nations-League-Modus und seine Ausstiegsklauseln wurden von einem Beamten verfasst, der früher bei der EU war. Er qualifizierte sich mit Werken wie der "DURCHFÜHRUNGSVERORDNUNG (EU) zur Änderung und Berichtigung im Hinblick auf die Sicherheitsmanagementsysteme in Unternehmen zur Führung der Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit und im Hinblick auf Erleichterungen für Luftfahrzeuge der allgemeinen Luftfahrt in Bezug auf die Instandhaltung und die Führung der Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit" für die Uefa. Diese Verordnung gibt es wirklich, sie ist 105 Seiten lang und liest sich ähnlich locker wie die Nations-League-Ordnung. Probiert es mal, wie sprechen uns in zwei, drei Wochen wieder.

Und dann erzähle ich euch, warum wir im Fußball ein Nachwuchsproblem haben: Die Kids kommen auf der Straße nicht mehr zum Kicken, weil sie dauernd den Nations-League-Modus diskutieren müssen.

Samstag im Fernsehen

20.45 Uhr, ZDF: Deutschland - Ukraine

Fußball so verändern, wie es Mehmet Scholl im Sinn hatte?

Im November 2020 bestreitet die deutsche Nationalmannschaft drei Partien. Vor nicht allzu langer Zeit wären der Freundschaftskick und die beiden Pflichtspiele kleine Festtage gewesen; Pflichttermine für Fußballfans. Im Spätherbst 2020 liegt aber eine bleierne Schwere über der Nationalmannschaft, die über so viele Jahre so viel Freude gemacht hat. DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff spricht von einer dunklen Wolke über dem Team. Vielleicht ist die emotionale Entfremdung, die gegenüber der Nationalelf deutlicher als bei manchen Bundesliga-Klubs zu Tage tritt, nur ein Symptom für eine größere Fehlentwicklung.

Was sonst noch so los ist

Andreas Rettig kritisiert G15 und Karl-Heinz Rummenigge

Andreas Rettig kritisiert bei SPORT1 den von Karl-Heinz Rummenigge initiierten G15-Gipfel und fürchtet Probleme für die Solidarität innerhalb der Liga.

Fehdehandschuh und zähneknirschende Solidarität

Der Fußball hat es dieser Tage nicht leicht. Die Corona-Krise lastet über allem, Oliver Bierhoff beklagte Anfang der Woche die dunklen Wolken über der Nationalmannschaft und dem DFB und Mittwoch verschlechterte sich dann auch das Wetter über der Bundesliga. Es wird ungemütlich in der eigentlich mal als Solidargemeinschaft konzipierten DFL. Das Klima wird rauer. Allerdings nicht im Fever Pit’ch Podcast zwischen Malte Asmus und Pit Gottschalk, in dem das Poltern im Türrahmen von Karl Heinz Rummenigge ausführlich eingeordnet wird.

So werden die TV-Gelder aktuell verteilt

Nachdem die DFL die TV-Rechte von der Saison 2021/22 bis 2024/25 vergeben hat, ist eine Diskussion entbrannt, wie die insgesamt 4,4 Milliarden Euro künftig unter den 36 Vereinen der 1. und 2. Bundesliga aufgeteilt werden. Doch wie sieht eigentlich der aktuelle nationale Verteilungsschlüssel aus?

Manuel Akanji rassistisch beleidigt

Nach dem Topspiel gegen wurde BVB-Verteidiger Manuel Akanji über Instagram rassistisch beleidigt. Der BVB hat reagiert.

Manuel Baum macht Hoffnung

Nach drei Punkten aus sieben Spielen herrscht bei Trainer Manuel Baum die Zuversicht, den FC Schalke 04 zum Erfolg zu führen.

Alle mal herhören!

‎Fußball MML: Die Kachelmannschaft

‎In dieser Woche lag eine dunkle Wolke über Fußball MML, eine Wolke der Sehnsucht, eine Gewitterfront der Unverfügbarkeit. Weil Micky Beisenherz nach Estland geflogen war, um dort mit einem Zyklopen zu ringen, mussten Lucas Vogelsang und Maik Nöcker sehr lange auf ihre Sonne warten.

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