Nagelsmann for President!

Das 7:0 der Nationalmannschaft gegen Bosnien-Herzegowina hat's Fever-Pit'ch-Kolumnist Alex Steudel angetan: Wir brauchen solchen Teamspirit in diesen schweren Zeiten mehr denn je. Ein Hoch auf den Teambuilder!

|18. November 2024|
Nach Spielende Schlussjubel, freude bei Felix Nmecha (Deutschland 13), Julian Nagelsmann, Trainer (Deutschland, Bundestrainer) GER, Deutschland (GER) vs. Bosnien-Herzegowina (BIH), Fussball, UEFA Nations League, 5. Spieltag, Spielzeit 2024 2025, 16.11.24, GER, Deutschland (GER) vs. Bosnien-Herzegowina (BIH), Fussball, UEFA Nations League, 5. Spieltag, Spielzeit 2024 2025, 16.11.24 Freiburg *** Final cheers at the end of the match, joy for Felix Nmecha Germany 13 , Julian Nagelsmann, coach Germany, national coach GER, Germany GER vs Bosnia and Herzegovina BIH , football, UEFA Nations League, matchday 5, 2024 2025 season, 16 11 24, GER, Germany GER vs Bosnia and Herzegovina BIH , football, UEFA Nations League, matchday 5, 2024 2025 season, 16 11 24 Freiburg Copyright: xEibner-Pressefoto WolfgangxFrankx EP_WFK
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Foto: IMAGO/Eibner

In einer Zeit, in der dieselben Menschen, die wir vor drei Jahren beauftragt haben, unser Land durch dick und dünn zu führen, sich jetzt gegenseitig Messer in den Rücken rammen … in einer Zeit, in der sogar das urdeutscheste Unternehmen Volkswagen am Abgrund steht, bei unserem größten Weltstaatsfreund ein Irrer die Macht übernimmt und nur 2000 Kilometer entfernt ein Krieg tobt, weil ein anderer Irrer das cool findet …

In dieser Zeit, in der nichts mehr sicher oder vertraut erscheint, wirkte das begeisternde 7:0 einer Truppe scheinbar bunt zusammengewürfelter Deutscher, deren Eltern aus vieler Herren Länder ins Land kamen, wie ein unwirklich schöner Traum.

Fast wie eine gefakete RTL-Reality-Doku. Aber es war echt.

Am Samstag habe ich mich wie Lothar Matthäus beim Dauerlächeln erwischt. Nach der Dauerglanztat des DFB-Teams gegen das kleine Bosnien-Herzegowina, gegen das wir vor zwei Jahren noch mühsam ein 2:2 hingebogen hätten, habe ich sogar Interviews mit vermeintlichen Platzhaltern wie Oliver Baumann und Tim Kleindienst gierig aufgesaugt. Spieler, die plötzlich auf den Platz gespült wurden, Leistung ablieferten – und dabei eine Freude zeigten, die ansteckend war.

Am meisten bewunderte ich aber Bundestrainer Julian Nagelsmann, der aus einem Haufen wild herumflatternder Graugänse, die nie ihr Ziel erreichten oder zu spät am Abflugort eintrudelten, eine verschworene Gemeinschaft geformt hat.

Klar, eine Momentaufnahme. Aber die Tendenz ist erkennbar. Deutscher Fußball macht wieder Spaß. Es fühlt sich gerade ein bisschen an wie 2010. Matthäus sieht das DFB-Team sogar schon an der Weltspitze. Wer will ihm widersprechen?

Nagelsmann hat eine Leidenschaft entfacht, die „hier, vom Herz“ kommt, wie Nichtmehrersatztorhüter Baumann es am Samstag ausdrückte, dabei die Hand aufs Herz legte und nicht vergaß, den vielen Mitarbeitern im DFB-Tross, die nicht im Rampenlicht stehen, zu danken. Ich musste an die Zeiten denken, in denen Nationalspieler lieber den Mittelfinger zeigten.

Besser könnte man das alles kaum in einem Drehbuch festhalten. Baumanns Worte waren das Schönste und Überzeugendste, was ich seit langer Zeit von einem Fußballer nach einem Spiel gehört habe.

Wenn wir das doch ins echte Leben übertragen könnten.

Und wer das alles geschaffen hat, ist zu Höherem berufen. Der pragmatische, teambuildende Vollrhetoriker Nagelsmann könnte, wenn er wollte, wahrscheinlich sogar Bundeskanzler werden. Aber am Besten und weil’s besser klingt, fordere ich erst mal beglückt: Nagelsmann for President!

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