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Nach Militärgruß: Ilkay Gündogan verhindert Blamage

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Vielleicht verkläre ich ja die Vergangenheit. Aber ich meine, mich erinnern zu können, wie man früher mit einem knappen Länderspiel-Sieg umgegangen ist. Wenn Deutschland schlecht spielte und trotzdem gewann, sprach man teils anerkennend, teils spöttisch von einem Arbeitssieg. Unüberhörbar war die Erleichterung, dass alles gut ausgegangen ist. Hauptsache: gewonnen.

Nun hat die deutsche Nationalmannschaft gestern in Unterzahl das Spiel in Estland 3:0 gewonnen. In der EM-Qualifikation hält Bundestrainer Joachim Löw mit den Niederlanden Schritt. Beide Rivalen haben 15 Punkte und damit die besten Voraussetzungen, nächstes Jahr die Europameisterschaft zu spielen. Nicht schlecht für eine Umbruchphase.

Dennoch ist aus allen TV-Kommentaren und Analysen herauszulesen, dass die Nation Größeres erwartet hat, etwas Spektakuläres. Quasi 90 Minuten Demonstration hoher Fußballkunst. Dürfen wir die wirklich von einem Team einfordern, das Ausfälle zu beklagen hat und Formschwankungen einkalkulieren muss? Anders gefragt: Sind wir größenwahnsinnig geworden?

Es gibt große Fußballländer, die schon Turnier-Qualifikationen verpasst haben, Italien und die Niederlande zum Beispiel. Deutschland dagegen nicht. Das Schlimmste, was die DFB-Elf in der Verbandsgeschichte erleben musste, war die WM-Blamage im vergangenen Sommer: das erste Vorrunden-Aus bei einer Weltmeisterschaft. Wir haben es überlebt.

Ja, schön spielt Deutschland nicht. Aber der Sieg in Estland war, trotz Mann weniger, nicht wirklich gefährdet. Ein Arbeitssieg halt. Das reicht nicht mehr? Gestern spielte nur ein Weltmeister von 2014 mit, Torwart Manuel Neuer. Der Rest befindet sich in einer Findungsphase, wo der künftige Platz im deutschen Fußball liegt.

Wir wissen heute: Die Achse von Manuel Neuer im Tor über Abwehrchef Niklas Süle über das Mittelfeld mit Joshua Kimmich und Toni Kroos bis zur Abteilung Attacke mit Marco Reus und Serge Gnabry steht. Das ist nicht alles, aber doch eine Menge, wenn man bedenkt, dass die Umbruchphase erst seit Jahresanfang läuft. Können wir Deutschen nicht zufrieden sein?

Einen optimistischen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Nach Militärgruß: Ilkay Gündogan verhindert Blamage

Nationalspieler distanziert sich von eigenem Instagram-Like

Türkische Spieler salutierten für Soldaten, die Teil der heftig kritisierten Offensive in Nordsyrien sind. Die deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can likten ein Foto davon - jetzt distanziert sich Gündogan gegenüber dem Spiegel.

Von Pit Gottschalk

Wann immer die US-Amerikaner im Kriegszustand sind, lassen sie Vertreter der Streitkräfte bei Sportveranstaltungen auftreten und ihren militärischen Gruß auf dem Spielfeld zeigen. Das gesamte Publikum erhebt sich, bevor zum Beispiel NBA-Profis Basketball spielen, und erweisen den Soldaten auf der anderen Seite der Welt Respekt. Ein Zweifel an der Mission kommt nicht - und in aller Regel keine Kritik. Patriotismus hin oder her: Für uns Europäer sind diese Momente bei Sport-Events befremdlich.

Nationalspieler Ilkay Gündogan erlebte im Internet Beschimpfungen, als er übers Wochenende einem Instagram-Foto seines früheren Mitspielers Cenk Tosun ein Like gab. Der türkische Nationalspieler hatte Bilder vom Freitagabend gepostet, als die türkische Mannschaft ihre Freude nach dem Sieg über Albanien politisch auflud: Jeder Spieler zeigte den militärischen Gruß, was als Propaganda für den Vormarsch der Türkei in Nordsyrien gewertet wurde. Inzwischen untersucht die Uefa den Fall.

"Distanzierung entpuppt sich als sportlicher Opportunismus"

Mit seiner Reaktion auf den türkischen Militäreinsatz in Syrien entlarvt sich der Nationalspieler nun selbst - als Opportunist. Meint Christoph Cöln.

Kaum jemand wollte Gündogan hinterher abnehmen, dass er das Foto nicht militärisch verstanden hat, dass er wie Emre Can den Like-Button allein aus Sympathie zu Tosun drückte, der ein Tor erzielt hatte. Gündogan, Deutscher mit türkischen Wurzeln, gilt als Wiederholungstäter. 2018 belastete sein gemeinsames Foto mit Präsident Erdogan die WM-Vorbereitung. Wie will man ihm glauben, dass er kein politisches Statement abgeben wollte? Vielleicht ist die Antwort eine ganz einfache: Weil er’s gesagt hat.

Erstens kann ihm niemand das Gegenteil beweisen. Zweitens wird von Fußballern zu viel verlangt, wenn sie einerseits als mündige Bürger auftreten und andererseits die politischen Zusammenhänge in aller Tiefe verstehen sollen. Und drittens: So ein Like auf Instagram ist zuallererst ein Fingertipp und keine Regierungserklärung. Wohl jedem, der sich in den Sozialen Netzwerken bewegt, ist so ein Like schon viel zu schnell unterlaufen. Daraus einen Staatsakt auf Kosten von Gündogan zu konstruieren, geht zu weit.

"Klares Statement für Deutschland"

Nach der Kontroverse um ein Instagram-Like zeigte sich Bundestrainer Löw zufrieden, dass ausgerechnet der Mittelfeldspieler zum Matchwinner avancierte.

Hätte Gündogan das Tosun-Foto politisch verstanden, hätte er allein aufgrund der Vorkommnisse von 2018 jeden Disput vermieden und das Like nicht gesetzt; so schlau ist er. Fahrlässigkeit ist vermutlich der größte Vorwurf, den man ihm jetzt machen kann. Ein Grund zum Durchdrehen ist sein Like jedenfalls nicht. Viel eher steht zu befürchten, dass die nächstbeste Gelegenheit genutzt wurde, alte Ressentiments gegenüber Spielern mit Migrationshintergrund zu bedienen.

Dass die türkische Mannschaft die EM-Qualifikation zu einer politischen Verlautbarung nutzt, ist der eigentliche Skandal und muss Folgen haben. Fußball eignet sich selten für politische Botschaften. In diesem konkreten Fall wurde kein Unrecht angeprangert, was Milde begründen könnte, sondern Solidarität zum Angriff auf Kurden in Nordsyrien ausgedrückt. Die Uefa ist wieder in einer Situation, wo sie unmissverständlich Haltung und Grenzen definieren muss. Das ist viel wichtiger als ein Gündogan-Like.

Fortuna Düsseldorf verteidigt Kaan Ayhan und Kenan Karaman

Während des Spiels gegen Albanien tätigten türkische Nationalspieler einen militärischen Gruß. Darunter auch zwei Spieler von Fortuna Düsseldorf.

Heute im Fernsehen

20.45 Uhr, DAZN: EM-Qualifikation, Frankreich - Türkei

Plastik für Deutschland!

Von Alex Steudel

Gestern Abend während des in der ersten Hälfte so dermaßen dahinstolpernden EM-Qualifikationsspiels habe ich mir die Aufstellung des DFB-Teams mal genau angesehen und mich dabei gefragt, warum schon ein paar Verletzte und eine Rote Karte genügen, und nix geht mehr. Dabei ist mir etwas Außergewöhnliches aufgefallen: Die deutsche Nationalmannschaft ist inzwischen fast ganz von den sogenannten Plastik- und Pillenklubs unterwandert. Zum Glück.

Um im Bild zu bleiben: Die haben ihre Spione überall. Neun der 14 eingesetzten Profis gegen Estland haben schon das Trikot von Wolfsburg, Leipzig, Hoffenheim oder Leverkusen getragen (mehr siehe unten), und das ist allerhand angesichts der Tatsache, wie viel Geläster und manchmal sogar Hass diese Klubs immer noch einstecken müssen. Absender sind ja hauptsächlich die angeblich richtigen Fans der noch richtigeren Traditionsklubs. Aber die kriegen eben selbst nix mehr auf die Reihe nationalmannschaftsversorgungstechnisch, also im Vergleich.

Rot für Can historisch, Doppelpack von Gündogan

Die deutsche Nationalmannschaft hat in Estland mit 3:0 gewonnen und wahrt damit ihre Chance auf den Gruppensieg. Durch eine Rote Karte früh in Unterzahl geraten, legte das DFB-Team in Durchgang eins einen schwachen Auftritt hin.

Oder wo waren sie denn gestern, als es darauf ankam, die Massen von fähigen Nationalspielern mit Wurzeln zum Beispiel in Köln (keiner da, ansonsten der verletzte Hector), Dortmund (keiner außer Reus), Gladbach (nix), Hamburg (sowas von nix), FC Bayern (nur Kurzzeit-Can) oder Hertha BSC (nope)?

Ausnahmen waren da höchstens der VfB Stuttgart (Werner und Kimmich, bis er 18 war), Bochum (Gündogan, Goretzka und Klostermann, bis er 18 war) und Schalke 04. Die dürfen sich alle "Offizieller Ausstatter der Nationalmannschaft" nennen, bei den Königsblauen zum Beispiel wurden neben Neuer die gestern fehlenden Sané und Draxler ausgebildet. Aber sonst? Wenig zu sehen von den Traditionalisten.

Anders die so genannten Pillen- und Plastikklubs: Sie steuerten gestern - wie gesagt - NEUN Profis bei, die entweder bei ihnen spielen oder von ihnen geprägt worden sind: Kimmich, Halstenberg, Klostermann, Werner (Leipzig), Havertz, Can (Leverkusen), Amiri (Leverkusen, Hoffenheim), Süle (Hoffenheim) und Brandt (Wolfsburg, Leverkusen). Beeindruckend, oder?

Machen wir uns nichts vor: Ohne die Arbeit des FC Pille-Plastik hätte Deutschland gestern womöglich sogar gegen die Esten verloren.

Kaiser wettert

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