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Musiala & Wirtz: Lasst uns das Ding mit ihnen durchziehen!

Bundestrainer Nagelsmann vertraut zwei Jungstars das offensive Mittelfeld an. Sind sie schon reif für diese Aufgabe?

Jamal Musiala und Florian Wirtz machen gemeinsame Sache. Foto: Imago / Icon Sportswire

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Als Jamal Musiala und Florian Wirtz geboren wurden, steckte Deutschland mitten in den Vorbereitungen auf die Heim-WM 2006. Der letzte Titel lag sieben Jahre zurück. Die Nationalmannschaft war zwar neun Monate zuvor Vize-Weltmeister geworden, eine richtige Erklärung für das Husarenstück in Japan und Südkorea gibt es aber auch im Rückblick nicht. Bei den Europameisterschaften vorher (2000 in Holland/Belgien) und nachher (2004 in Portugal) schieden die Deutschen kläglich und vorzeitig aus. Damals wie heute: eine hausgemachte Krise.

Jamal Musiala und Florian Wirtz, beide 20 Jahre alt und genial auf ihrer Position im offensiven Mittelfeld, gehört die Zukunft des deutschen Fußballs. Das sieht und spürt jeder, der die Bundesliga kennt und nicht eine Alternative zu ihnen nennen kann. Nur: Ist die Gegenwart schon reif für ihre Zukunft? Der eine spielt bei Bayern München und hat schon eine Reihe von Trophäen gesammelt (exakt zehn), der andere bei Bayer Leverkusen und hat deswegen Titel allenfalls in der B-Jugend und mit der deutschen Junioren-Auswahl U21 gewinnen können.

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Gemeinsam kommen sie auf zwei Tore in 35 Länderspielen, was für Vertreter aus der Abteilung Attacke nicht vielversprechend klingt. Bisher gab's zwischen ihnen immer ein Entweder-Oder in der Nationalmannschaft. Daraus wurde, seit sie beim 3:1 gegen die USA erstmals zusammen das Schwungrad im deutschen Spiel drehten, ein Sowohl-Als auch. Das ist die forscheste Entscheidung, die Bundestrainer Julian Nagelsmann bisher traf: Nirgendwo sonst wagt er Experimente; sein Team ist im Schnitt knapp unter 30 Jahre alt.

Jungen Menschen, die gerade dem Teenager-Alter entwachsen sind, spricht man gerne eine Unbekümmertheit zu. Ein Begriff, der verschleiern soll, dass man die nachrückende Generation für naiv und wenig empfänglich für die Bedeutung eines großen Fußballspiels hält. Das ist natürlich Quatsch. Kein Trainer redet um den heißen Brei herum, wenn Bedeutendes bevorsteht; Welpenschutz gibt's beim Fußball nur in der medialen Nachbetrachtung. Es liegt eher an uns selber, wie schnell wir uns an den neuen Doppelnamen Musiala-Wirtz gewöhnen.

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Die vielen Steilpässe, Tempoläufe und Dribblings beim 3:1 gegen die USA gehen maßgeblich auf das offensive Mittelfeld zurück, wo Jamal Musiala und Florian Wirtz entweder eigene Aktionen starteten oder Räume für das Kollegium schafften. Ständig verursachten sie Unruhe, was die Amerikaner irgendwann verunsicherte und zu den Siegtoren führte. Man hat keine Gewissheit, dass dieses Wechselspieler immer gelingt, schon gar nicht gegen die taktischen gewiefteren Mexikaner am Dienstag. Aber darum geht's nicht.

Der Neustart der Nationalmannschaft hat mit Julian Nagelsmann nicht nur ein Gesicht auf der Trainerbank bekommen, sondern auch mit den Jungstars auf dem Rasen. Musiala & Wirtz: Das klingt wie Black & Decker nach Handwerkskunst und Durchschlagskraft und soll uns recht sein. Das permanente Feinjustieren mit wechselnem Personal, wie es Vorgänger Hansi Flick praktizierte, führte zu nichts. Niemand wusste, was der andere tat. Das ist die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus dem USA-Spiel: Lasst uns das mit Musiala & Wirtz durchziehen.

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