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Manuel Neuer auf der Bank? Unvorstellbar!

Kurz vor EM-Start entbrennt in Deutschland eine Torwart-Diskussion, die völlig sinnlos ist – findet der Kolumnist

Foto: Imago / osnapix

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Er ist der beste Torwart der Welt, manche sagen: aller Zeiten. Ich gehöre auch zu manche. Manuel Neuer auf die Bank zu setzen, solange er aktiv ist, es nur zu erwägen, ist schon ein Sakrileg. Ich habe keine Verwendung für solche Gedanken.

Neuer hat eine ganze Position revolutioniert. Wer kann das von sich behaupten? Franz Beckenbauer vielleicht. Selbst Maradona und Lionel Messi taten „nur“ das, was andere tun, aber viel besser halt. Neuer hat 2014 den pressenden Ballbesitztorwart erfunden, er ist Weltmeister, er hält sogar 2024 meistens Weltklasse.

Solange der 38-Jährige noch spielt, sollten wir jede Sekunde genießen. Auf der Bank kann er gern die nächsten 50 Jahre sitzen.

Bundestrainer Julian Nagelsmann macht also alles richtig, wenn er sagt: „Ich lasse keine Diskussionen aufkommen, auch wenn es jeder probiert.“

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Und ja, viele probieren es. Was im Prinzip ein gutes Zeichen ist, denn so ein „Problem“ hätten andere Nationen gern. Bei dieser EM treten Mannschaften an, in denen Neuer noch mit 50 Stammkeeper wäre.

Natürlich schlichen sich zuletzt Nachlässigkeiten ein. Patzer gegen Real Madrid, Hoffenheim, die Griechen: sind ärgerlich. Mal ehrlich: Nobody is perfect. Thomas Mann sind bestimmt auch Schreibfehler unterlaufen. Das mag im Einzelfall unschön sein, aber das Gesamtbild bleibt bestehen: Neuer ist der Beste.

Es gibt Menschen, die sagen, Marc-André ter Stegen solle jetzt für Neuer ins Tor. Ich bin fast derselben Meinung und füge nur das Wörtchen „nicht“ hinzu. Geht‘s noch? Wäre Neuer in Barcelona, würde ter Stegen auf der Bank sitzen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Auf der Torwartposition gelten seit jeher andere Regeln. Selbst wenn es irgendwelche Statistiken geben sollte, die ter Stegen in die Karten spielen: Neuer ist der Mann. Er hat die Ausstrahlung, die es braucht, die Stürmer haben Angst vor ihm. Vergessen wir nicht: Er zeigt immer und immer wieder Weltklasseparaden. Drei gegen die Griechen, sagte Nagelsmann.

Rettig wischt Neuer-Debatte weg: „Er ist zu Recht die Nummer eins“
Trotz seiner Formschwankungen kann sich Manuel Neuer der uneingeschränkten Unterstützung durch den DFB sicher sein. Nach Bundestrainer Julian Nagelsmann machte sich nun auch Verbands-Geschäftsführer Andreas Rettig für den Torhüter stark.

Wenn ein Stürmer vier Großchancen hat und drei Tore schießt, wird er durchs Land getragen. Wenn ein Torwart dreimal Weltklasse und einmal nicht so gut hält, diskutiert die halbe Nation über seinen Fortbestand. Aber nicht mit mir.

Mich erinnert das Ganze an die WM 2006. Bundestrainer Jürgen Klinsmann schickte Oliver Kahn auf die Bank und Jens Lehmann zwischen die Pfosten. Das war der größte Fehler seines Lebens. Mit Lehmann kamen wir ins Halbfinale, mit Kahn wären wir Weltmeister geworden.

Als der Titan im Spiel um Platz drei doch noch ran durfte und eine Weltklasseparade nach der anderen zeigte, dachte die ganze Welt: Diese Gastfreundschaft der Deutschen ist wirklich unglaublich – sie ging sogar so weit, dass sie ihren besten Mann auf der Bank ließen.

Das passiert uns nicht nochmal.

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