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Löw-Nachfolge: Der DFB sollte jetzt Mut zeigen

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Erling Haaland schießt ein Traumtor, der Video-Assistent interveniert, der Schiedsrichter dreht den Spielfilm zurück und pfeift Elfmeter statt Tor, Erling Haaland verschießt, der Schiedsrichter interveniert, Erling Haaland schießt erneut und trifft. Alles in sechs Minuten. Klingt verrückt? Nein, das ist der moderne Fußball. Gestern geschehen beim 2:2 zwischen Borussia Dortmund und FC Sevilla. Offene Frage: Mögt Ihr das?

Einen torgefährlichen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Högschde Zeit. Oder?

Joachim Löw legt im Juli nach 15 Jahren sein Amt als Bundestrainer nieder. Die Fußball-EM möchte der 61-Jährige aber noch mitnehmen.

Löw-Nachfolge: Der DFB sollte jetzt Mut zeigen

Von Pit Gottschalk

Noch weiß niemand, welche Folgen der angekündigte Abschied von Bundestrainer Joachim Löw auf das EM-Turnier 2021 haben wird. Als Helmut Schön seinen Abgang plante, endete die WM 1978 in einer Blamage. Franz Beckenbauer dagegen holte 1990 den WM-Sieg. Deutschland und seine 80 Millionen Bundestrainer: Hinterher ist man immer schlauer.

Wichtiger wird die Zeit danach sein. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) könnte die Löw-Nachfolge im Sommer schnell und zielorientiert lösen. Vier Kandidaten drängen sich auf und bringen beste Voraussetzungen mit, damit die WM 2022 und die Heim-EM 2024 sportlich nicht in einem Desaster enden. Die Namen sind bekannt und bergen kein gesteigertes Risiko.

  • Jürgen Klopp - er kann als Kloppo Begeisterung für die Nationalmannschaft im Land entfachen.
  • Hansi Flick - er weiß als Bayern-Trainer sowieso, wie man mit verwöhnten Starspielern umgeht.
  • Stefan Kuntz - er kennt als Junioren-Bundestrainer die nächste Spielergeneration bestens.
  • Marcus Sorg - er würde als Löw-Vertrauter und Fachmann den eingeschlagenen Kurs fortsetzen.

Innovativ ist keine dieser Lösungen, weil jeder einzelne das täte, was man von einem Bundestrainer erwartet: Er brächte die Mannschaft in Schuss. Das ist eine Menge und doch zu wenig. Es ist offensichtlich, dass der deutsche Fußball Reformbedarf hat, um über die EM 2024 hinaus eine Chance auf große Turniersiege zu wahren.

Wer folgt ihm als Bundestrainer nach?

15 Jahre war Joachim Löw der Trainer der Nationalmannschaft – nun überrascht er das Land mit seiner Rücktrittsankündigung.

Es ist Zeit

Joachim Löw selbst eröffnet sich jetzt noch einmal die Chance eines würdigen Abgangs.

Kein Teenager in Deutschland kennt einen anderen Bundestrainer als Joachim Löw. Sein Abgang bietet deshalb gleich doppelt die Chance auf einen Neuanfang. Der DFB braucht einen Ruck. Mit Oliver Bierhoffs Appellen („Zurück an die Weltspitze“) ist es jedenfalls nicht getan. Schon die Formulierung hat nichts mit der Basis gemeinsam.

Der Verband braucht einen Praktiker, der über das Tagesgeschäft hinaus denkt und zum Beispiel der DFB-Akademie in Frankfurt Leben einhaucht. Ein Nachwuchskonzept, das Spielformen anbietet und keine Impulse, ist kein Erfolgsrezept. Ganzheitlich muss der Neue denken. Ob als Bundestrainer oder Sportdirektor oder in Personalunion: Das ist nebensächlich.

Ralf Rangnick wäre so ein Trainer, der in Konzepten denkt. In Hoffenheim und Leipzig hat er jeweils Ergebnisdruck und Nachhaltigkeit miteinander verquickt. So einen braucht der DFB: Einer, der vom Verband Mut einfordert, den unbequemen Weg zu gehen. Man kann, siehe oben, auch bequemer entscheiden. Aber das wäre halt kurzfristig gedacht.

Macht’s Hansi Flick?

Wer beerbt Joachim Löw nach der EM? Nach Bild-Infos ist noch keine Entscheidung gefallen.

Peter Neururer kämpft für Lothar Matthäus

Peter Neururer bringt mit Lothar Matthäus einen eher überraschenden Namen ins Spiel.

Der DFB muss sich darüber klar werden, dass die anstehenden Aufgaben nicht mit der Besetzung einer gut bezahlten Trainerstelle erledigt sind. Welche Rolle spielt der Schulsport bei der Kinder- und Jugendförderung? Welchen Doppelpass spielen Auswahltrainer, Nachwuchsleistungszentren und Amateurklubs? Welchen Fußball sollen die Deutschen spielen?

Joachim Löw gab darauf keine Antworten, weil er sich - aus gutem Grund - zuletzt mit der Nationalelf vom restlichen Treiben im DFB separiert hatte und sein eigenes Ding machte. Die Entfremdung, die man zwischen Nationalmannschaft und Fußballfamilie festgestellt hat, liegt auch in dieser Isolation begründet. Aus „Wir“ wurde „Die da“.

Es spricht ja nichts dagegen, dass der DFB zusätzlich zu einem Bundestrainer Klopp oder Flick einen Sportdirektor bekommt, der Basis-Arbeit und Elite-Denken nicht für einen natürlichen Widerspruch hält und eben weiß, dass der Erfolg der Nationalmannschaft auch davon abhängt, dass sich Familien den Besuch von Länderspielen wieder finanziell leisten können.

++ Champions League aktuell ++

Der doppelte Doppel-Haaland: BVB im Viertelfinale

Das Ticket für das Viertelfinale ist gelöst: Borussia Dortmund spielt im Achtelfinale gegen den FC Sevilla 2:2 und ist eine Runde weiter.

Cristiano Ronaldo scheitert am FC Porto

Cristiano Ronaldos Titeltraum mit Juventus Turin ist erneut bereits im Achtelfinale der Champions League geplatzt.

Heute im Fernsehen

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Arminia Bielefeld - Werder Bremen

20.15 Uhr, Sport1: Fantalk

Fantalk mit Mario Basler und Norbert Dickel live auf SPORT1

Kann RB Liepzig einen klaren Rückstand gegen den FC Liverpool wett machen? Gelingt Barca gegen PSG das Wunder? Im Fantalk wird wieder heiß diskutiert.

21 Uhr, DAZN: Champions League, PSG - FC Barcelona

21 Uhr, Sky: Champions League, FC Liverpool - RB Leipzig

Leipzig-Boss Oliver Mintzlaff klagt über Ungleichbehandlung

Wie schon das Hinspiel muss RB Leipzig auch das Rückspiel im Achtelfinale der Champions League in Budapest absolvieren. Der RB-Boss ist genervt.

"Nein, ich stehe nicht als Bundestrainer zur Verfügung"

Nach dem Rückzug von Bundestrainer Joachim Löw nach der EM 2021 werden schon mögliche Nachfolger gehandelt. In der Verlosung: Jürgen Klopp. Doch der Trainer des FC Liverpool winkt ab.

Ist Tuchel der bessere Klopp?

Von Alex Steudel

Natürlich fragt sich jetzt alle Welt, wer im Sommer Bundestrainer wird. Eine sehr gute Lösung wäre Jürgen Klopp, aber der will ja nicht.

Und dann ist da noch ein Name, meine Lieblingslösung.

Hier in Hamburg jammern wir ja alle fast täglich, weil der HSV vor langer Zeit Klopp an der Angel hatte und dann vom Haken ließ. So gesehen, darf man gar nicht darüber nachdenken, dass Borussia Dortmund zwei Jahre lang Thomas Tuchel nicht nur an der Angel, sondern auf der Bank sitze hatte und wegschickte.

Tuchel ist nämlich DER Trainer. Also für mich.

Irgendwie macht mich das fertig: Du wartest und wartest auf seinen Einbruch, aber Tuchel erlebt keinen. Dabei ist der Mann schon seit über elf Jahren Trainer bei den Profis, davon sechseinhalb bei Topklubs – und noch nie abgestürzt. Also abgestürzt wie Klopp schon zweimal: 2015 war er mit Dortmund Tabellenletzter nach 19 Spieltagen, jetzt stehen in Liverpool sechs Heimniederlagen in Folge und Platz acht zu Buche.

Tuchel hat weder mit Dortmund noch mit Paris noch mit Chelsea jemals mehr als zwei (!) Spiele am Stück verloren – einmal waren es zwar mit Paris drei, aber da lag eine Sommerpause dazwischen. Geschweige denn hat er sechs Heimspiele hintereinander verloren wie jetzt Klopp. Tuchels letzte Niederlagenserie (fünf) war 2013 in Mainz!

Ist Tuchel der bessere Klopp?

Jaja, ich weiß: Tuchel ist menschlich schwierig, und angeblich weint ihm keiner irgendwo eine Träne nach... blabla. Menschlich unschwierig gewinnt nicht zwangsweise Titel.

Ich bewundere jedenfalls beide gleich, Klopp und Tuchel, doch nur Tuchel schlug überall ein und hielt das Niveau immer bis zum Schluss. In Dortmund verabschiedete er sich mit dem DFB-Pokal im Arm, um dann zwölf seiner ersten 13 Pflichtspiele in Paris zu gewinnen. PSG führte er ins Champions-League-Finale und ging nach England, als er auf Ligaplatz zwei stand. Bei Chelsea hat im Januar angefangen und seither von elf Spielen genau keines verloren. Sprung von Platz neun auf vier.

Ich könnte ewig weitermachen. Tuchels Durchschnittspunktausbeute in Dortmund und in Paris ist jeweils besser als die von Klopp in Dortmund und Liverpool.

Natürlich ist es zu einfach, alles nur an Sieg und Niederlage zu messen. Andererseits: Geht es nicht genau darum im Fußball?

Und ja, klar, Klopp (53) ist auch für mich ein Trainergott; er hat große Titel gewonnen – aber man wird wohl mal meckern dürfen. Und vielleicht ist der sechs Jahre jüngere Tuchel ja göttlicher. Auf jeden Fall ist er reif: für die ganz großen Titel.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt’s jetzt als Taschenbuch und eBook. Titel: "Das Fußball-Jahr 2020 unter besonderer Berücksichtigung des HSV", 254 Seiten.

Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Alle mal herhören!

"Der HSV könnte der FC Bayern des Nordens sein"

Bis vor einigen Jahren war TV-Moderator Micky Beisenherz (43) ein leidenschaftlicher Fan des HSV. In der siebten Folge des Mopo-Podcasts „Herz.Schlag.Verein“ (unter anderem kostenlos hier bei Spotify oder hier bei Apple Podcasts) erzählt er allerdings, dass diese Zuneigung „immer mehr zu einer stabilen Gleichgültigkeit wurde“. Dabei hätte die Liebesgeschichte zwischen ihm und dem HSV auch gut ausgehen…

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