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Live im Fernsehen: BVB-Kapitän Reus platzt der Kragen

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Die Terminplaner der Deutschen Fußball-Liga (DFL) sind ganz schön clever. Das erste Montagsspiel der noch immer jungen Bundesliga-Saison findet heute in Wolfsburg statt. Das ist jene Stadt in Niedersachen, die am vorigen Donnerstag ihre Rückkehr in den Europapokal vor genau 10112 Zuschauern in der VW-Arena gefeiert hat. Man darf wohl davon ausgehen, dass der Publikumsschwund nicht allein an den ICE-Zügen lag, die bei ihrem Pendelverkehr zwischen Hannover und Berlin zu gerne den Zwischenstopp in Wolfsburg vergessen. Wohl eher daran, dass das Flutlicht in Wolfsburg nicht dieselbe Sogwirkung entwickelt, wie es in anderen Bundesliga-Städten der Fall ist. 124.000 Leute fasst Wolfsburg, 82.000 das BVB-Stadion.

Insofern darf man davon ausgehen, dass die Proteste, sollten sie heute erneut gegen die DFL-Ansetzung von Montagsspielen stattfinden, weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen. DAZN überträgt zwar live, aber bietet im erweiterten Programm kaum schlagbare Konkurrenz: Snooker und Baseball beispielsweise. In der Vergangenheit haben die Sky-Kollegen bei der Beteiligung der beiden Mannschaften schon null TV-Einschaltquote erzielt, was ja in letzter Konsequenz nur heißen kann: Über eine Verzögerung des Spielverlaufs durch Tennisbälle, die aufs Spielfeld fliegen, oder über Plakat-Aktionen wird man zeitversetzt erst am nächsten Tag in der Zeitung erfahren.

Das mangelhafte Interesse an der Arbeit der VfL-Verantwortlichen ist umso ärgerlicher, weil der VfL Wolfsburg nicht nur die deutschen Farben gut in der Europa League vertreten hat, zumindest besser als Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt. Der VfL Wolfsburg ist der letzte Deutsche Meister, der nicht Bayern München oder Borussia Dortmund hieß. Ein bisschen mehr Unterstützung in den Heimspielen könnte deshalb eine schöne Ablenkung vom Dieselskandal sein, der Volkswagen seit Jahren durchschüttelt, und eben dafür sorgen, dass der schlafende Riese aufwacht. Aber das ist wohl das Problem: Man schläft lieber. Das Spiel beginnt um 20.30 Uhr. Bitte an die echten Fans: den Wecker stellen.

Einen aufgeweckten Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Live im Fernsehen: BVB-Kapitän Reus platzt der Kragen

"Kommt mir jetzt nicht mit eurer Mentalitätsscheiße!"

So hat man Marco Reus noch nie erlebt: Der BVB vergeigt in letzter Minute zwei Punkte in Frankfurt – und dem Kapitän platzt nach dem 2:2 live im TV der Kragen.

Von Pit Gottschalk

Wenn man Lucien Favre so am Fernsehmikrofon erlebt, wie er um jedes einzelne Wort ringt, es knetet und herauspresst, bekommt man fast Mitleid mit ihm. Wie kann ein 61-jähriger Mann nur so wenig Klarheit in seine Sätze bringen und so geringe Zuversicht ausstrahlen?

Ja klar, das 2:2 von Frankfurt tut weh. Wieder zwei Punkte nicht geholt. Trotzdem Platz drei mit einer Mannschaft, die mit 125 Mio. Euro aufgepumpt wurde. Warum fällt es dem BVB-Trainer nur so schwer zu sagen: Nix Großartiges passiert - wir marschieren weiter!

Man muss Marco Reus deshalb dankbar sein, dass er, der Kapitän, eine Widerstandskraft am TV-Mikrofon zeigte, die noch ein paar Tage lang die Schlagzeilen bestimmen wird. Er wollte sich nicht nicht einreden lassen, dass seine Mannschaft ein Mentalitätsproblem hat.

Nur 2:2 in Frankfurt: BVB erleidet den nächsten Rückschlag

Fünf Tage nach der Gala gegen Barcelona kam der BVB in Frankfurt nicht über ein 2:2 hinaus. Bitter: Thomas Delaney traf ins eigene Netz.

Mit Vokabeln, die zum Standardwerk am Fußballplatz gehören, wagte er den Schlagabtausch mit Sky-Reporter Ecki Heuser. Die Luft brannte, und es wurde im Kahn’schen Sinne deutlich: Da will einer weitermachen, immer weitermachen.

Wie Oliver Kahn 2001, als in Hamburg die Meisterschaft verloren schien. Oder Per Mertesacker 2014, als Kritik an der Spielweise der Nationalmannschaft im WM-Achtelfinale laut wurde. So müssen mündige Spieler auftreten.

Sky-Reporter Ecki Heuser wird es verkraften können, dass ihm Reus die Frage nach der mangelhaften Mentalität nicht bejahte. Nur umgekehrt gilt das genauso: Reus muss es verkraften, dass die Ursachenforschung für die Formschwankungen unangenehm ist.

"Wie im Februar"

Das Remis in Frankfurt erinnerte Trainer Lucien Favre an die vergangene Saison. Der Schweizer haderte besonders mit der ausbaufähigen Chancenverwertung.

Berechtigt ist die Frage allemal. In der Vorsaison hat Borussia Dortmund neun Punkte Vorsprung verspielt. Nicht nur in Spielen gegen Spitzenteams, sondern vor allem gegen schwächere Mannschaften. Die Mentalitätsfrage stellte damals ein anderer: Matthias Sammer.

Er, der Berater der Geschäftsführung, erkannte beim Augsburg-Spiel eine ungenügende Einstellung zu den Herausforderungen, die ein Titelkampf mit sich bringt. Den Meistertitel holte Bayern München. Jetzt fehlt der Killer-Instinkt erneut.

Die erste halbe Stunde lang diktierte der BVB das Spiel - und konnte Eintracht Frankfurt, müde vom Donnerstag-Spiel in der Europa League, nicht wundschießen. Kurz vor der Pause und kurz vor Schlusspfiff fiel jeweils der Ausgleich. Konzentrationsmängel?

Der Schweineeimer der Fußballberichterstattung

Dem BVB wird die Frage nach der Mentalität gestellt. Das erzürnt Kapitän Marco Reus. Dabei ist der Begriff nur der Schweineeimer der Fußballberichterstattung.

Man darf von einem Trainer erwarten, dass er seine Mannschaft auf alle Eventualitäten eines Bundesliga-Spiels einstellt und die Spieler wachsam hält. Der Punktverlust war kein Betriebsunfall, das Phänomen ist seit Monaten zu beobachten. Favre fehlt plötzlich Fortune.

Was anderswo als Bayern-Dusel verspottet wird, zeigte Borussia Dortmund vor einem Jahr in der Hinrunde. Spiele in letzter Sekunde umbiegen: Das ist Mentalität, wie man sie beim BVB seit Klopp-Zeiten liegt. Dieser Siegeswille ist aktuell nicht zu beobachten.

Man gratuliert sich zu einem achtbaren 0:0 gegen Barcelona in der Champions League und sucht Entschuldigungen für ein überflüssiges 2:2 in Frankfurt. Vielleicht verhilft der Wutausbruch von Reus zu mehr Ehrlichkeit. Liegt’s nicht an der Mentalität - an was dann? Am Trainer?

Hier der Reus-Wutausbruch im O-Ton

Sky-Reporter Ecki Heuser konnte Marco Reus am Mikrofon nicht beruhigen, im Gegenteil. Jede Frage provozierte den BVB-Kapitän noch mehr. Hier der O-Ton.

Ecki Heuser: „Nach der Blamage bei Union Berlin (1:3) war von fehlender Mentalität die Rede. Fehlt’s da immer noch?“

Marco Reus: „Das geht mir so auf die Eier mit euch, mit eurer Mentalitätsscheiße. Ganz ehrlich, also…“

Ecki Heuser: „Aber trifft es nicht genau den Punkt?“

Marco Reus: „Heute? Ist das Ihr Ernst jetzt?“

Ecki Heuser: „Michael Rummenigge hat es gerade im Studio auch noch einmal so formuliert.“

Marco Reus: „Das war jetzt ein Mentalitätsproblem oder Tor? Ist das euer Ernst jetzt?“

Ecki Heuser: „Dass man ein Spiel nicht konsequent zu Ende spielt.“

Marco Reus: „Komm schon… Wir haben uns dumm angestellt auf jeden Fall beim 2:2. Aber kommt mir jetzt nicht mit eurer Mentalitätsscheiße. Jede Woche immer dieselbe Kacke!“

Ecki Heuser: „Das heißt: Wo sehen Sie das Problem?“

Marco Reus: „Wir ziehen es nicht bis zum Ende durch. Aber das hat nichts mit Mentalität zu tun. Das hat einfach mit einem richtigen Defensiv-Verhalten zu tun. Dass man weiß, wenn man 2:1 hier führt, dass Frankfurt immer wieder kommen kann. Da müssen wir in den letzten fünf Minuten einfach besser dagegenhalten. Ich weiß nicht, wie das 2:2 zustande kam. Ich glaube durch einen Einwurf, wo wir uns selber in Bredouille bringen. Das darf einfach nicht passieren. Aber kommt mir jetzt nicht mit Mentalität, bitte! Jetzt ist langsam mal gut. Ok?“

Ecki Heuser: „Danke Ihnen.“

Marco Reus: „Bitte.“

Die Mentalitätsfrage muss erlaubt sein

Nachdem die Mentalität bei Borussia Dortmund im Anschluss an das Remis bei Eintracht Frankfurt in Frage gestellt wurde, wütete BVB-Kapitän ins Reporter-Mikro. Für Sportbuzzer-Redakteur Stefan Döring ist diese Reaktion nicht nachvollziehbar.

Die andere Borussia

2:1 gegen Düsseldorf: Thuram therapiert Mönchengladbach

Nach dem 0:4 in der Europa League gerät Borussia Mönchengladbach auch gegen Fortuna Düsseldorf in Rückstand. Doch dem eingewechselten Stürmer Thuram gelingen zwei späte Treffer - einer fällt kurios. Der Siegtreffer gilt erst, nachdem eine Abseitsentscheidung durch Bildbeweis zurückgenommen worden ist.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, VfL Wolfsburg - TSG Hoffenheim

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Christian Streich – viel Trainer, wenig Pep

Von Alex Steudel

Ich finde, Freiburg hat den coolsten Typen der Liga auf der Bank: Christian Streich ist seit 2012 Cheftrainer, er spricht Badener Dialekt, in dem er oft  was Schlaues zum Weltgeschehen beiträgt, und ich glaube, ich habe ihn noch nie mit einer Krawatte gesehehen, oft trägt er nur T-Shirt. Streich lässt sich außerdem nie von seinem Weg abbringen:  Ausbildung und Vernunft. Alles kann so einfach sein, man muss ihm nur zuhören.

Wenn gerade Mangel an guten, jungen Spielern im Kader droht, verlangt der 54-Jährige nicht gleich nach einem Scheckbuch, sondern holt günstige Talente aus der Region dazu. So kommt es dann, dass etwa am Samstag beim 2:2 gegen Augsburg neun (!!) von 13 eingesetzten Spielern entweder ein Produkt der Jugendarbeit des SC sind – oder eines Klubs, dessen Trainingsplatz weniger als 200 Kilometer entfernt liegt.

Wenn der Begriff "authentisch" nicht so abgenutzt wäre, dann wäre Streich authentisch. Er ist ein kluger Mann, der viel nachdenkt und großen Erfolg hat. Momentan steht Freiburg auf Platz 3. Ob er das weiß, ist ungewiss, denn er schaut selten auf die Tabelle. Sagt er. Ich bin geneigt, ihm das zu glauben.

Streich über Klima und Fridays for Future

Pressekonferenzen mit dem Trainer des SC Freiburg haben manchmal schon philosophischen Charakter.

SC Freiburg: Der Traum vom Niemandsland

In Freiburg bleibt man trotz des gelungen Saisonstarts demütig - der Ärger über das 1:1 gegen Augsburg hält sich in Grenzen.

Ich stelle mir gerade vor, was passieren würde, wenn die Trainer Pep Guardiola (ManCity), Diego Simeone (Atletico Madrid) und Streich auf einer verlassenen Insel festsäßen. Guardiola würde vermutlich sofort verlangen, dass man ihn auf eine besser ausgestattete Insel bringt. Simeone würde am Strand entlangrennen und das Meer anschreien. Und Streich würde anfangen, mit Bäumen aus der Region ein Floß zu bauen.

Die Freiburger Strategie, die ja auch ein paar wenige andere Klubs verfolgen, und die in Zeiten von Scheichklubs und Aktiengesellschaften selten und mutig ist, sollte belohnt werden, finde ich. Zum Beispiel mit Extra-Startplätzen im Europacup für besonders nachwuchsfreundliche Vereine.

Die Uefa könnte sich da ruhig mal was einfallen lassen.

Alle mal herschauen!

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