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Leverkusen: Wer so gewinnt, wird Meister!

Nämlich die, alle Skeptiker zu bestätigen. Stattdessen gewinnt die dezimierte Werkself spät in Augsburg und ist Herbstmeister

Foto: Imago / MIS

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Natürlich denken wir seit Wochen alle dasselbe: Irgendwann werden sie schon einbrechen, die Leverkusener. Niemand ist heutzutage in der Lage, dem FC Bayern neun Monate am Stück Paroli zu bieten. Das erste Spiel nach der Winterpause ist dabei ein besonderer Moment. Oder sagen wir besser: ein ganz besonders gefährlicher. Das war schon immer so: Weihnachten ist ein schönes Fest, aber auch der größte Feind des Erfolgs.

Wochenlang haben Spieler und Trainer die Möglichkeit, darüber nachzudenken, wie es wohl wäre und wie sich das anfühlen könnte, in vier Monaten Meister zu werden. Freunde und Verwandte reden während der Feiertage und in der Vorbereitung wie besessen auf einen ein, wollen Optimismus und Vertrauen einimpfen und erreichen dabei doch nur das Gegenteil.

Wenn dann das neue Fußballjahr beginnt, funktioniert vor lauter Nachgedacht haben nichts mehr. Das ist der Stoff, aus dem die Niederlagenserien sind.

Tja. Bis hierher liest sich alles logisch, oder?

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Nur hat sich das Ganze offenbar nicht bis nach Leverkusen herumgesprochen. Bayer ließ die große Versagerchance am 17. Spieltag einfach ungenutzt liegen. Selbst in reichlich dezimiertem Zustand – wegen des Afrika-Cups (Tapsoba, Kossounou, Adli, der langzeitverletzte Boniface), einer Erkältung von Wirtz (saß zu Beginn auf der Bank) und einer Gelbekartenverschonungstherapie (Tah) – gewann die Werkself den Auftakt ins Jahr 2024 in Augsburg. Und zwar so, wie das sonst eher die Bayern machen: mit Geduld, Selbstvertrauen bis zum Anschlag und Selbstzweifeln so groß wie Atomkerne (Wasserstoff).

Wie heißt es doch: Wer so gewinnt, wird Meister.

Geduldig spielte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso am Samstag ihren Stiefel runter und schlug in der 94. Minute zu – 1:0. Ich dachte: Wenn Schiedsrichter Sven Jablonski zehn Minuten nachspielen hätte lassen, Leverkusen würde dann wahrscheinlich bis zur 99. Minute gewartet und das Tor gemacht haben.

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Mit viel Mühe, aber daher umso größerer Freude am Ende, gelang Bayer Leverkusen ein Auftakt nach Maß nach der kurzen Winterpause.

Die Statistiken lesen sich damit immer beängstigender, also für die Gegner. Platz 1, Herbstmeister. Alle 26 Anläufe, ein Pflichtspiel zu verlieren, schlugen in dieser Saison fehl. Und in Augsburg siegte eine Mannschaft, die so dezimiert war, dass die Personalprobleme des FC Bayern plötzlich wirken, als hätte dort nur der Platzwart eine leichte Zerrung.

Warum sind die bloß plötzlich alle so cool in Leverkusen? Ist es die blutverdünnende  Wirkung des hauseigenen Aspirins? Ich denke eher nicht. Für mich ist Trainer Alonso der Ausgangspunkt, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: "He doesn't give a shit", wie der Amerikaner sagt. Der Spanier hat in seiner Spielerkarriere so viele große Titel gewonnen, dass ihn eine Meisterschale im Ausguck so nervös macht wie ein Suppenlöffel im Gabelfach des Besteckkastens. Diese Lässigkeit strahlt er offenbar auf alle Leverkusener aus.

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