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Königsklasse der Außenseiter: Chancen und Comebacks in Europa

In Deutschland steuert der VfB Stuttgart in die Champions League, und auch in den übrigen Top-Ligen Europas surfen Außenseiter auf ihrer Erfolgswelle.

Inhaltsverzeichnis

Köln - Serie A: FC Bologna - Die Weltauswahl der Namenlosen

Die Fans des FC Bologna lieben ihn. Das lässt sich sehr leicht am Spitznamen ablesen, den sie Trainer Thiago Motta verpasst haben. "Thiamo" nennen sie ihn, in Anlehnung an das italienische "Ich liebe dich". Und dieser Thiamo hat eine "Weltauswahl der Namenlosen" (Gazzetta dello Sport) zu einem Team geformt, das sich nun anschickt, zum ersten Mal in der Champions League dabei zu sein. Zu den Leistungsträgern zählen der Österreicher Stefan Posch (Ex-Hoffenheim) und der Kolumbianer Jhon Lucumi in der Abwehr, der Schotte Lewis Ferguson sowie der ehemalige Bayern-Spieler und Top-Torschütze Joshua Zirkzee. Keine großen Namen, der zweitjüngste Kader, aber ein gutes Kollektiv, das den Anhang mit derzeit acht Punkten Vorsprung auf den sechstplatzierten aus Bergamo (ein Spiel weniger) und noch fünf Spieltagen weiter von der Königsklasse träumen lässt.

La Liga: FC Girona - Von der "Champions League der Armen" zum Original

Der FC Girona ist in seiner vierten Erstliga-Saison zwischenzeitlich gar zum Titelanwärter geworden. Und das in einer Liga, die dominiert wird vom FC Barcelona und Real Madrid. 2015 spielte der Klub noch im Finale der "Champions League der Armen". So nannten Gironas Fans den ungeliebten Copa Catalunya - einen regionalen Pokalwettbewerb, vergleichbar mit den Verbandspokalen in Deutschland. Da der Klub nun in der Hinserie aber nur eine von 23 Partien verlor und damit Real Madrid gehörig Druck im Titelkampf machte, träumt man nun vom Original. Die Meisterschaft ist für den Verein, an dem die City Football Group von Manchester City Anteile hält, bei 13 Punkten Rückstand auf Real kein Thema mehr. Bei 10 Punkten Vorsprung auf die Europa-League-Ränge und sechs verbleibenden Spielen stehen die Chancen auf die Champions League aber sehr gut.

Ligue 1: Stade Brest - Der Klub der Gemüse-Händler

Stade Brest ist zu 51 Prozent in den Händen des Brüderpaares Le Saint, das Familienunternehmen ist französischer Marktführer im Gemüse-Vertrieb. Und mit ihrem Klub haben die beiden nun einen europäischen Exportschlager parat. Mit dem viertniedrigisten Etat der Ligue 1 mischen die Bretonen die Liga auf, sind mit Platz drei auf einem guten Weg in die Königsklasse. Sollte das am Ende der Saison feststehen, gibt es einen Wermutstropfen: Brest wird wohl nicht im 102 Jahre alten Stadion spielen, da die UEFA nur eine der vier Tribünen wegen der veralteten Bauweise für Zuschauer zulassen würde. Vermutlich wird daher beim Rivalen aus Rennes gespielt.

Premier League: Aston Villa - Comeback des Siegers von 1982

Als die Champions League noch ein altehrwürdiger Europapokal war, hat Aston Villa schon einmal gewonnen: 1982 gelang der Triumph im Wettbewerb der Landesmeister. Mit der Verpflichtung der Ex-Leverkusener Leon Bailey und Moussa Diaby auf dem Platz und Unai Emery auf der Trainerbank hat der Klub aus Birmingham wichtige Schritte für ein Comeback eingeleitet. Der Erfolg kommt aufgrund des Personals weniger überraschend. Überraschend ist aber die Geschwindigkeit, mit der Emery den Klub zum Champions-League-Kandidaten formte. Der Teammanager hievte Villa innerhalb von eineinhalb Jahren aus dem unteren Mittelfeld in europäische Sphären und steht zudem in diesem Jahr im Halbfinale der Conference League. Tottenham ist dem viertplatzierten Villa allerdings auf den Fersen: Nur sechs Punkte, bei zwei Spielen weniger, trennen die beiden Teams voneinander.


Foto: © AFP/SID/Filippo MONTEFORTE

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