Kölner Fanprotest zwingt den Verein zur Positionierung

Der Boykott von 500 Kölner Fans wirft Fragen zur Polizeipraxis auf.

|14. Dezember 2025|
FANS Team Bayer 04 Leverkusen mit Pyrotechnik vor dem Anpfiff Team 1.FC Koeln DFL Bundesliga Saison 2025-2026 Spiel Bayer 04 Leverkusen - 1.FC Koeln 2 : 0 am 13.12. 2025 in Leverkusen DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI-VIDEO *** FANS Team Bayer 04 Leverkusen with pyrotechnics before kick-off Team 1 FC Koeln DFL Bundesliga Saison 2025 2026 Spiel Bayer 04 Leverkusen 1 FC Koeln 2 0 am 13 12 2025 in Leverkusen DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI VIDEO Copyright: xLacixPerenyix
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IMAGO/Laci Perenyi

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Der Protest der Kölner Fanszene beim Derby in Leverkusen wirft Fragen auf, die weit über das Rheinland hinausreichen. 500 Anhänger, die geschlossen abreisen, bevor ein Spiel überhaupt begonnen hat – das ist kein spontaner Wutausbruch, sondern eine organisierte Aktion mit Signalwirkung.

Die Faktenlage bleibt vorerst diffus. Die Kölner Fanhilfe spricht von einer entwürdigenden Kontrolle auf der Polizeiwache, die Polizei bestreitet, dass es sich um eine sogenannte Nacktkontrolle gehandelt habe. Wer hier die Wahrheit sagt, lässt sich am Tag danach nicht klären. Genau deshalb ist die Ankündigung von Sportdirektor Thomas Kessler richtig, die Vorfälle auf Geschäftsleitungsebene aufzuarbeiten. Ein Verein, der seine Fans ernst nimmt, muss sich ein eigenes Bild verschaffen.

Kesslers Einschätzung verdient dabei Beachtung: Er könne sich nicht vorstellen, dass die aktive Fanszene wegen bloßer Gerüchte in den Bus steigt und nach Hause fährt. Das ist keine naive Solidaritätsbekundung, sondern eine nüchterne Beobachtung. Wer die Strukturen organisierter Fanszenen kennt, weiß, dass solche Entscheidungen nicht leichtfertig fallen. Der Boykott eines Derbys – ausgerechnet gegen den Rivalen aus Leverkusen – ist für eingefleischte Fans ein enormes Opfer.

Die Atmosphäre im Stadion litt spürbar unter dem Protest. Kessler sprach von einer komischen Stimmung, die sich auf das Spiel niedergeschlagen habe. Seine Spitze gegen Leverkusens Sportchef Simon Rolfes, der die Stimmung als normal bezeichnet hatte, war dabei mehr als nur Geplänkel unter Kollegen. Sie offenbarte die Frustration eines Vereinsvertreters, der weiß, was seinem Klub an diesem Abend fehlte.

Die grundsätzliche Debatte, die dieser Vorfall auslöst, ist längst überfällig. Wie weit dürfen Kontrollen bei Fußballspielen gehen? Wo verläuft die Grenze zwischen berechtigtem Sicherheitsinteresse und unverhältnismäßigem Eingriff? Diese Fragen werden nicht nur in Köln gestellt, sondern in nahezu jeder Fanszene des Landes.

Der 1. FC Köln hat nun die Chance, Klarheit zu schaffen. Die angekündigte Sitzung mit Vorstand und eingetragenem Verein ist der richtige Rahmen dafür. Am Ende muss eine Position stehen, die sich nicht in diplomatischen Floskeln erschöpft. Die Fans haben ein Zeichen gesetzt. Jetzt ist der Verein am Zug, dieses Zeichen zu deuten und entsprechend zu handeln. Alles andere wäre ein Versäumnis.