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Joshua Kimmich: FC Bayern könnte Zeichen setzen!

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

In ziemlich genau einem Jahr beginnt die Fußball-WM in Katar. Vom 21. November bis 18. Dezember streiten 32 Nationen darum, wer sich Weltmeister 2022 nennen darf. Für sportlichen Erfolg wird weitgehend ausgeblendet, was man dringend zu den überlieferten Lebens- und Arbeitsverhältnissen im Wüstenstaat sagen sollte.

Man kennt die Zurückhaltung in der Fußballwelt schon. 1978, bei der WM in Argentinien, wollte man nicht so genau wissen, was die Militärdiktatur im Gastgeberland anrichtet. Vielleicht ist es auch gar nicht so verkehrt, wenn Fußballer ihren Blick auf den Rasen konzentrieren. Halbherzige Proteste wirken zu oft hanebüchen. Und die Verantwortung liegt eh woanders.

Zum Beispiel bei der Vereinsführung des FC Bayern München. Man schimpft einerseits über Gelder, die Klubs wie Paris Saint-Germain und Manchester City aus dem Mittleren Osten beziehen, und greift andererseits selbst beherzt zu, wenn Qatar Airways Sponsorenverträge anbietet und zum Trainingsbetrieb in Katar einlädt. Der innere Widerspruch ist unüberhörbar.

Mitglieder würden die Haltung der Vereinsführung liebend gerne zur Abstimmung bringen (nicht irgendwann, sondern direkt am 25. November), um zu erfahren, ob Geld stinkt oder nicht. Der FC Bayern spürt offensichtlich Klärungsbedarf: Die Wurzeln des Vereins gehen auf Kurt Landauer zurück, einem jüdischen Mitbürger, der heute kein freies Rederecht in Katar hätte.

Darf man als Bayern München das Katar-Geld annehmen? Oder sogar die Nationalmannschaft nächstes Jahr guten Gewissens zur Weltmeisterschaft fahren lassen? Auf beide Fragen gibt es keine einfachen Antworten, weder ein klares Ja noch ein überzeugendes Nein. Was aber schwer wiegt: dass die öffentliche Diskussion darüber, wie wir zu Katar stehen, ausgesessen wird.

Das einzige, was man von den Verantwortlichen hört, sind die Lippenbekenntnisse, dass man (a) das Thema durchaus ernst nimmt, (b) ein paar Sachen ja ansprechen will und (c) mit dem direkten Dialog vor Ort mehr bewirkt als mit Drohgebärden. Mag sein. Doch alle Absichtserklärungen sind so unverbindlich wie die Wettervorhersage für nächste Woche.

Die Bayern-Führung darf die Konfrontation in dieser schwierigen Sachfrage nicht scheuen. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn samt Marketing hat ja Argumente. Aber dann soll er sie vortragen, Gegenreden zulassen und den Souverän des FC Bayern - die Mitglieder! - entscheiden lassen. Gegenüber Katar kann Kahn zeigen, was Demokratie hierzulande bedeutet.

Gleiches beim DFB. Die Fußballdiplomatie erlaubt keinen Forderungskatalog mit Sanktionen, sondern allenfalls Protestnoten, die so leise sind, dass niemand sie hört und als störend empfindet. Damit darf der DFB nicht durchkommen. Man will im Jahr vor der WM schon wissen, ob man mögliche Missstände ignoriert oder doch anprangert.

Sogar Amnesty International, bisher vorsichtig optimistisch in der Katar-Frage, übt inzwischen scharfe Kritik an den Zuständen in Katar und stellte fest, "dass Fortschritte 2021 stagnierten und alte missbräuchliche Praktiken sogar wieder aufgetaucht sind". Spätestens jetzt müsste alle Gutgläubigen zur Einsicht gelangen, dass Schweigen keinen Ausweg bietet.

Minderheitenschutz, Diskriminierungsfreiheit, Demokratie-Verständnis, Menschenrechte: An Kritikpunkten mangelt es Katar nicht. Aber wer kein Signal sendet und sich allein auf den Standpunkt zurückzieht, dass Katar in seiner künstlich geschaffenen Welt perfekt WM-Spiele organisiert (und Milliarden bezahlt), tut dem Kern des Fußballs richtig weh.

Ein aufgepepptes Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

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Verunsicherte junge Wilde

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Corona, Corona, Corona... auch nach der Länderspielpause steht die Bundesliga unter Dunst der Pandemie. Quarantäne beim FC Bayern, ein mögliche Selbst-Isolation von Joshua Kimmich und als absoluter Höhepunkt ein ausverkauftes Berlin-Derby zwischen Union und der Hertha an der Alten Försterei. Wer blickt schon durch diese Berliner Politik... nicht einmal Pit Gottschalk.

Joshua Kimmich: Bayern könnte jetzt Zeichen setzen!

Wieder Corona-Alarm bei Joshua Kimmich

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Der FC Bayern muss vermutlich auch gegen den FC Augsburg ohne Joshua Kimmich auskommen. Der Nationalspieler fehlt nach Kontakt mit einer Corona-Verdachtsperson im Training. Die Folgen sind heftig.

Von Thomas Niklaus

Dass Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann das Thema immer mehr nervt, ist nachzuvollziehen. Das Derby gegen den FC Augsburg spielte in der Pressekonferenz am Donnerstag nur eine unbedeutende Nebenrolle. Einmal mehr ging es um Corona - und in erster Linie um Impfskeptiker Joshua Kimmich.

Eines vorneweg: Es ist natürlich Kimmichs Recht, sich im Gegensatz zu rund 90 (!) Prozent seiner Kollegen im Profi-Fußball, nicht impfen zu lassen. Es zeugt aber nicht nur in seinem Fall von sehr wenig Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft, aber auch seinem Verein und dem Nationalteam gegenüber.

Wie wäre denn die Diskussion ausgefallen, wenn zuletzt wichtige Länderspiele, gar bei der WM, oder K.o.-Spiele der Bayern in der Champions League angestanden hätten? Wären die Profis, die als Kontaktpersonen in Quarantäne mussten, dann auch bei der Bewertung so glimpflich davongekommen? Eher nicht.

Joshua Kimmich sollte sich impfen lassen

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Joshua Kimmich steht einmal mehr im Mittelpunkt der Impfdebatte. Für Florian Plettenberg gibt es nur eine Lösung.

Oliver Kahn muss den Fall Kimmich lösen

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Bayern-Boss Oliver Kahn steht jetzt vor einem gewaltigen Problem. Matthias Brügelmann erwartet Führung.

Mit seiner Haltung gefährdet Kimmich, der immerhin als künftiger Bayern- und DFB-Kapitän gehandelt wird, nicht nur die Gesundheit seiner Mitmenschen, sondern auch den sportlichen Erfolg. Solange er sich nicht impfen lässt, droht ständig aufs Neue eine Quarantäne. Wie auch vor dem Spiel in Augsburg schon wieder.

Eine Impfpflicht kann der FC Bayern (noch) nicht aussprechen, nur eine eindringliche Empfehlung. Dass die Münchner auf ihre Impfskeptiker freiwillig verzichten - wie etwa die Brooklyn Nets in der NBA auf ihren sturen Superstar Kyrie Irving - ist nicht zu erwarten. Es wäre freilich ein ganz starkes Zeichen.

Aber vielleicht kommen Kimmich und Co. doch noch zu der wichtigen Einsicht, sich so schnell wie möglich impfen zu lassen. Auch das wäre ein starkes Zeichen.

Thomas Niklaus ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Politik will 2G-Regelung für Profisportler

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Die Ministerpräsidenten der Bundesliga wollen eine Impfpflicht für Profisportler. Allerdings wird die Umsetzbarkeit noch geprüft.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, FC Augsburg - Bayern München

"Wir müssen gegen Bayern eklige Gegner sein"

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FC Augsburgs Trainer Markus Weinzierl spricht über die knappe Niederlage gegen Wolfsburg und sagt, wie der FCA Punkte gegen die Bayern holen will

Samstag

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Borussia Dortmund - VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen - VfL Bochum, Mönchengladbach - Greuther Fürth, TSG Hoffenheim - RB Leipzig, Arminia Bielefeld - VfL Wolfsburg

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Union Berlin - Hertha BSC

20.30 Uhr, SPORT1: 2. Liga, Werder Bremen - Schalke 04

Impfzertifikat gefälscht? Ermittlung gegen Markus Anfang

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Gegen Trainer Markus Anfang ist ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Er soll einen gefälschtes Impfzertifikat verwendet haben. Anfang bestreitet die Vorwürfe.

Sonntag

11 Uhr, SPORT1: Doppelpass

15.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, SC Freiburg - Eintracht Frankfurt

17.30 Uhr, DAZN: Bundesliga, Mainz 05 - 1. FC Köln

Union gegen Hertha: Das Derby, das in die Köpfe muss

Im Westend nichts Neues: Hertha reißt modernen Fußball in Fetzen

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Nach zwei chaotischen Jahren ist Hertha BSC zurück im Mittelmaß. Der Verein aus der Hauptstadt ist einer der letzten Bastionen des sagenumwobenen "alten Fußball". Das klingt auf dem Papier gut, erfordert aber viel Leidensfähigkeit. Und dann ist da noch Investor Lars Windhorst.

Von Alex Steudel

Ich war diese Woche in Berlin und habe dort eine mir vollkommen unbekannte Derby-Stimmung erlebt: nämlich keine. Obwohl ich Eingeborene traf, hat mich keiner aufs Derby angesprochen, Derby-Plakate sah ich genau null. Und auch keinen Fan-Schal. Die ganze Stadt fiebert dem Spiel Union gegen Hertha BSC in bisher nicht dagewesener Art und Weise nicht entgegen.

Warum eigentlich?

Okay, ich hielt mich hauptsächlich in Berlin-Mitte auf, wo vor lauter Netzwerken, Projektestarten, Instagrammen und 1000-Euro-Kinderwagen-Kaufen wenig Zeit für Fußball bleibt; also mildernde Umstände. Wenigstens einen Vintage-Schal in Oma-Style hätte ich aber schon erwartet oder einen aus veganer Schafswolle.

Zurück in Hamburg, habe ich dann zur Vorbereitung auf diese Kolumne einen Kicker-Bericht über das Spiel am Samstagabend gelesen. Und ich fühlte mich bestätigt. Der Kapitän der Hertha, Niklas Stark, sprach einschläfernd ausführlich davon, dass man jetzt kompakt spielen müsse, und wie schwer es sei, "das Derby in die Köpfe reinzukriegen" – auch das kann ich bestätigen, bei mir ist es immer noch nicht drin.

Wie mittelmäßig angesehen muss Profifußball in einer Weltstadt eigentlich sein, wenn selbst ein Erstliga-Stadtderby in die Köpfe der Spieler erstmal reinkommen muss?

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

In Berlin spielt der Erstliga-Achte gegen den Dreizehnten, womöglich liegt es daran: Tabellen-Niemandsland. Union startete okay in die Liga, ist aber allen suspekt und hat seit einem Monat nicht mehr gewonnen. Hertha BSC ist wie ein gut ausgebildeter Trinker: Schwankt dauernd, fällt aber nie hin.

Richtig viel ereignet sich nicht beim Bigcityklub, seit Klinsi seinen Handkoffer gepackt hat und Fredi Bobic zugezogen ist. Was ein bisschen mit Hertha-Trainer Pal Dardai zusammenhängt, der öfters durchblicken lässt, dass er eigentlich Besseres zu tun habe, und der ja auch kein Mann von Weltstadt ist. Dardai bedient steinalte Klisches, er sagt gern Sachen wie "unter Männern", "Eier zeigen" und behauptet unaufhörlich, dass Fußball ein "Männersport" sei, was in Zeiten, in denen bald darüber diskutiert wird, ob es Verein oder Vereinin heißt, ärgerlich oder lustig ist, je nachdem, wo das eigene Humorzentrum liegt.

Das Derby im Zeichen von Corona - Sport - Tagesspiegel

Das Derby im Zeichen von Corona - Sport - Tagesspiegel

Gute Nachricht für Hertha BSC vor dem Derby: Stevan Jovetic hat seine Corona-Quarantäne beendet. Ob er gegen Union spielt, darf er selbst entscheiden.

Witzig daran ist jedenfalls: Die von Pal Dardai trainierte Männerfußballmannschaft steht nur auf Platz 13 der Bundesliga, während das Frauenfußballerstligateam Turbine Potsdam, mit dem Hertha mangels eigener Frauen kooperiert, Fünfter ist.

Immerhin ist das Berliner Derby, oder nennen wir es aus obengenannten Gründen lieber: "Das Spiel, das in die Köpfe muss", ausverkauft. Was zwar auch wieder Fragen aufwirft, nämlich nach Corona und 3G und 2G und zweieinhalbG in einem pickepackevollen Stadion in einer Stadt mit Inzindenz 350, aber lassen wir das an dieser Stelle.

Immerhin ist es der Beweis dafür, dass sich mindestens 22012 Menschen in einer Dreimillionenstadt fürs Derby interessieren.

Die besten Steudel-Kolumnen gibt's auch als Buch – und zwar hier.

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