Nach 58 Versuchen: Ganz Hamburg auf Erstligakurs!
FC St. Pauli ist Erster, HSV Zweiter – besser kann die Ausgangsposition nicht sein: Klappt es jetzt endlich mit dem Aufstieg?
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Hamburg ist die schönste Stadt Deutschlands. Sogar der Ur-Münchner Franz Beckenbauer, der ja eine Zeit lang in Hamburg lebte, hat mir das mal heimlich zugeflüstert. Es ist eine Weile her und inzwischen alles noch viel schöner als am schönsten. Wir haben die immer weiterwachsende Hafencity, Elbstrände, zwei Meere vor der Haustür. In die Alpen kommen wir bei Bedarf mit dem Flugzeug schneller als die Münchner im Auto über den Mittleren Ring.
Wir bauten die legendäre Elbphilharmonie, haben einen riesigen Hafen. Und hier lebt ein Multimilliardär namens Kühne, der zwar keine Ahnung von Fußball hat, uns aber jetzt sogar die schönste Oper der Welt hinstellen will.
Was wir jetzt noch brauchen: Erstligafußball.
Die Sache läuft. Am Wochenende habe ich mir immer wieder die Tabelle der zweiten Liga angeschaut. Sie erzeugte Gänsehaut wie Eintrittskarten zu einem WM-Finale.
- Platz 1: FC St. Pauli.
- Platz 2: Hamburger SV.
Im Mai 2024 könnte es so weit sein. Dann ist unser Glück perfekt, und wir stellen gleich zwei Klubs in Liga 1. Das heißt: hoffentlich. Kleinigkeiten sprechen dagegen, dass Hamburg bald die schönste Stadt Deutschlands unter besonderer Berücksichtigung des Fußballs ist.
Eine dieser Kleinigkeiten ist der HSV. Der HSV beschäftigte seit dem Abstieg 2018 sage und schreibe sieben Trainer, war 42-mal Tabellenführer und hat es doch nie geschafft aufzusteigen.
Die Rothosen gewinnen nur die wichtigen Spiele und verlieren die unwichtigen. Diese Saison wieder: Schalke 04 zum Start besiegt, Fortuna Düsseldorf am Freitag besiegt – aber gegen Normaloklubs wie Elversberg oder Osnabrück sind die Hamburger Siegchancen so hoch wie für Lippstadt 08 gegen den FC Barcelona.
Die Leute rennen den Klubs zwar rekordverdächtig die Buden ein – der Zuschauerschnitt des FC HSV St. Pauli beträgt 86.000 –, an Wunder glauben tun sie aber schon lange nicht mehr. Vor allem, was den HSV angeht. Die einhellige Meinung in der Stadt: Die steigen nicht mal auf, wenn HSV-Fanklubmitglieder den Kölner Keller besetzen!
Die andere Kleinigkeit ist der FC St. Pauli. Dieser Verein kann nur Kalenderjahre, nicht Fußballsaisons. Mal spielen die Braun-Weißen in der Hinrunde sensationell, mal in der Rückrunde – aber nie in ein und derselben Spielzeit. 16-mal stand der FC St. Pauli seit 2018 auf Platz eins. Jetzt, nach dem 2:1-Sieg bei Hertha BSC, wieder.
Stadtvereinübergreifend belegte damit Hamburg in den vergangenen fünf Jahren 58-mal die Tabellenspitze – und räumte sie stets rechtzeitig, also spätestens im Mai.
Der alte deutsche Rockbarde Klaus Lage würde singen: 58mal berührt, 58mal ist nix passiert.
Aber wir Hamburger sind Optimisten. Wir haben sogar Segelboote, die so heißen. Deshalb: 2024 wird es zumindest für einen der beiden klappen. Wetten?
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