zum Inhalt

HSV-Blamage – aber der Norden ist wieder wer!

Nie war der Europapokalsieger von 1977 und 1983 in Hamburg egaler als heute: Holstein Kiel und der FC St. Pauli sind jetzt Erstligisten

Foto: Imago / Eibner

Inhaltsverzeichnis

Schlimmer kann es für HSV-Fans eigentlich nicht mehr kommen: Nachdem ihr Lieblingsklub am Freitag zum sechsten Mal in Folge den Aufstieg verspielt hatte, ging für die komplette Nachbarschaft genau dieser Traum in Erfüllung.

Der Norden ist erste Liga!

Holstein Kiel, im weitesten Sinne ein Vorort von Hamburg, ist nach dem 1:1 gegen Düsseldorf der erste Erstligist aus Schleswig-Holstein überhaupt. Und der FC St. Pauli aus dem Herzen der Stadt ist ebenfalls zurück.

Man kann es nicht anders sagen: Die Komplettblamage für den HSV ist perfekt.

Der Steudel! bei Fever Pit’ch
Für den Newsletter schreibt Alex Steudel erfrischende Kolumnen.

Während sich die reichen Rothosen in Jahr 7 eine Etage tiefer mit der schier übermächtigen Konkurrenz aus Paderborn, Karlsruhe, Elversberg und Ulm herumschlagen müssen, kicken die kirchenmausarmen Kieler 2024/25 mit der Elite – das ist, als würde der Nachbar von Quentin Tarantino den Oscar gewinnen, weil er mit seiner iPhone4-Kamera einen Film gedreht hat.

Der Hamburger SV war nie egaler als heute – es tut weh, musste aber mal gesagt werden. Hamburg ist nämlich die längste Zeit Fußballdiaspora gewesen. Das Holstein-Stadion etwa liegt schlappe 50 Minuten Autofahrt vom Volksparkstadion entfernt – ungefähr das, was man in Berlin vom Olympiastadion zur Alten Försterei braucht.

St. Pauli feiert Bundesliga-Aufstieg - aber es gibt einen großen Aufreger!
Der FC St. Pauli spielt kommende Saison wieder in der Bundesliga. Die Hamburger landen einen deutlichen Sieg gegen das Tabellenschlusslicht - aber es gibt einen großen Aufreger.
Kiel steigt auf: Erstmals stellt Schleswig-Holstein einen Fußball-Erstligisten.
Willkommen, Schleswig-Holstein! Erstmals stellt Schleswig-Holstein mit Holstein Kiel einen Fußball-Erstligisten.

Und wer's näher haben will, wird auch bedient: Am Sonntag streute der FC St. Pauli ein Kilo Salz in die Wunden des HSV und stieg mit einem 3:1 gegen den VfL Osnabrück ebenfalls auf.

Die Totenköpfe stehen damit erstmals am Ende einer Profisaison vor dem HSV. Sie empfangen bald die Champions-League-Teilnehmer Bayer, VfB, BVB, RB und Bayern – aber eben mitten in der Europapokalsieger-1983-Stadt.

Für mich ist diese Entwicklung besonders praktisch, ich wohne nicht weit vom Millerntor entfernt. Wenn Coman und Sané dort zum Sprint ansetzen, fallen auf meinem Balkon vom Fahrtwind Blumentöpfe um.

Kommentar: Bundesliga? Der HSV ist ein zweitklassiger Scheinriese
Der HSV hat auch im sechsten Jahr den Bundesliga-Aufstieg verpasst. Neu ist: Stadtnachbar FC St. Pauli wird Hamburg wohl wieder auf die Landkarte der Beletage des deutschen Fußballs setzen. Es ist ein neuer Tiefpunkt für die “Rothosen”, dabei ist das “Worst-Case-Szenario” vor allem eins: selbstverschuldet, meint Tobias Knaack in seinem Kommentar.

Ist es nicht herrlich? Wir Hamburger werden nach langer, langer Durststrecke fürstlich entschädigt. Ich musste gestern an dieses Lied von Peter Maffay denken. Ich glaube, es geht so:

Über fast sieben Brücken musst du gehen – fast sieben dunkle Jahre überstehn – fast sieben Mal wirst du die Asche sein – aber einmal auch der helle Schein.

Nächste Saison scheint Hamburg hell. Ich kann dann sechs (!) Mal FC Bayern, BVB oder Bayer Leverkusen gucken. Dreimal gehe ich zu Fuß hin, dreimal mit dem Deutschland-Ticket in der Tasche.

Hört her, der Norden ist wieder wer!

Jetzt zugreifen: Der Steudel-Jahresrückblick!

Alle Kolumnen des letzten Jahres gibt es auch als Buch-Jahresrückblick – plus nachträgliche Anmerkungen und WM in Katar. Titel: Und dann kam Harry Kane – Alles über das kuriose Fußball-Jahr 2023, 298 Seiten, 14,95 Euro: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de

Kommentare

Aktuelles

Bologna will Hummels verpflichten

Bologna will Hummels verpflichten

Bolognas Geschäftsführer Claudio Fenucci bestätigt das Interesse am Weltmeister von 2014. Hummels aber benötigt noch Zeit.