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Heute in Berlin: Machtwechsel im deutschen Fußball

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Der Tag beginnt nicht gut für die Bundesliga. Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, wurden die Ränkespiele um die letzten Plätze im DFL-Präsidium zu bunt. Er zog seine Kandidatur gestern Abend überraschend zurück. Natürlich mangelt es nicht an geeigneten Leuten für das Führungsgremium des Präsidiumssprechers Christian Seifert. Doch auffallend ist schon: Die Oberhand gewinnen Fachkräfte, die lieber mit Zahlen jonglieren als mit dem Ball. Finanz- und Marketing-Leute diktieren die Bundesliga-Führung. Watzke hätte Fußballsachverstand einbringen können. Stattdessen steht heute die zweite Reihe zur Wahl. Das ist nicht gut.

Einen wählerischen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk

Heute in Berlin: Machtwechsel im deutschen Fußball

Die letzte Telefonkonferenz vor dem Machtwechsel im deutschen Fußball fand Montagmorgen um neun statt. Von der DFB-Führung zugeschaltet: die Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch sowie das designierte Oberhaupt Fritz Keller, noch Präsident des SC Freiburg. Als alle Aktualität abgehandelt war, holte Rauball zu einer kleinen Anekdote vom Supercup-Spiel in Dortmund aus.

Rauball erzählte von einer gut gelaunten Runde auf der Terrasse des Steigenberger Hotels, die sich Anfang August nach dem 2:0 von Borussia Dortmund gegen Bayern München eingefunden hatte. Am Tisch saßen unter anderem TV-Kommentator Marcel Reif, die Verlagschefin Julia Jäkel (Gruner & Jahr) und eben Fritz Keller, allesamt Mitglieder im Stiftungsrat oder -kuratorium der Fußball-Bundesliga.

Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht veröffentlicht, dass iKeller DFB-Präsident werden sollte. So hing an diesem Tisch und bei den zufällig anwesenden Sportjournalisten die Frage unbeantwortet in der Luft: “Wer wird’s denn nun?” Fritz Keller, längst auserkoren, ließ keine Sekunde durchblicken, dass die Wahl auf ihn gefallen war. Wann immer die Frage an ihn ging, duckte er sich weg.

Südbadischer Stil beim DFB

Mit Fritz Keller holt sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen weiteren Funktionär aus der Freiburger Fußballschule ins Haus. Das hat Gründe.

Für diese schauspielerische Leistung, so Rauball in der Telefonkonferenz lachend, habe Fritz Keller zweifellos “den Iffland-Ring verdient”. Die Auszeichnung für den bedeutendsten und würdigsten Schauspieler des deutschen Theaters. In Wahrheit wird die Bühnenpräsenz des 62-jährigen Winzers aus dem Breisgau erst heute in Berlin so richtig auf die Probe gestellt. Das Publikum, das ihn erwartet, ist als äußerst kritisch bekannt.

Zunächst muss Fritz Keller um halb zehn im Hotel Esplanade die Repräsentanten aus den Regional- und Landesverbänden überzeugen, dass er Belange aus dem Amateurbereich zu vertreten weiß. Keine sechs Stunden später wird er zwei Kilometer entfernt bei der Liga-Generalversammlung im Hotel Maritim vorstellig, um den Vertretern der 36 Erst- und Zweitliga-Klubs zu zeigen, dass er alle Belange des Profifußballs zu verteidigen versteht.

Berlin wird für Fritz Keller zur Generalprobe

Auf der Bundesliga-Generalversammlung in der Hauptstadt muss Fritz Keller am Mittwoch zeigen, dass er auf großer Bühne bestehen kann.

“Das wird das wichtigste Thema für den DFB sein: die Einheit von Amateur- und Profibereich”, sagt Rainer Koch, sein künftiger Vizepräsident. Beide Versammlungen sollen mit einem überwältigenden Votum die Irrfahrt beenden, die der Verband zuletzt mit Reinhard Grindel an der Spitze erlebt hat. Fritz Keller gilt als bodenständig und professionell: Er muss sich kaum verstellen, um Menschen für sich einzunehmen.

Laut repräsentativer Erhebung des Umfrage-Instituts “SLC Management” von Professor Alfons Madeja in Nürnberg halten ihn 84,3 Prozent der Befragten für “geeignet als DFB-Präsident”. Sogar 87,6 Prozent schätzen seinen Fußball-Sachverstand. Sein Problem ist ein anderes: Nur jeder zweite kennt ihn. Der Auftritt in Berlin ist sein erster als Präsidentschaftskandidat. Noch hat er Zeit zur Imagepflege. Die Wahl im DFB-Bundestag findet erst am letzten September-Wochenende in Frankfurt/Main statt.

Mehr Spannung verspricht die Bundesliga. Einen Präsidenten gibt es nach Rauball nicht mehr. Sein bisheriger Vize Peter Peters, Finanzchef bei Schalke 04, übernimmt eine Art Zwitter-Position: Einerseits wird er heute offiziell Stellvertreter des Präsidiumssprechers Christian Seifert, andererseits als Aufsichtsratschef der Bundesliga dessen Kontrolleur. In der DFL weiß man selbst: Die kuriose Konstruktion kann nur eine Übergangslösung sein.

Umso wichtiger sind deshalb die Wahlen zum Präsidium und Aufsichtsrat. Wer reinkommt, darf bei der Verteilung der TV-Gelder mitreden. In den nächsten zwei Jahren startet das Milliardenspiel um die Medienrechte. Kein Klub will ein Milliönchen verpassen. Eine Vereinigung aus Traditionsklubs (Hertha BSC, Eintracht Frankfurt, Hamburger SV und VfB Stuttgart) sorgte deshalb schon am Vortag für einen Knall.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke tritt nicht zur DFL-Wahl an

Mittwoch wählt die DFL ihr neues Präsidium. Nur einen Tag vorher sorgte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke mit seinem Rückzug für den großen Knall.

Als "Team Mittelstand" betrieben diese Vereine Lobbyarbeit, um eine Übermacht der Topklubs im DFL-Präsidium zu verhindern. Daraufhin zog BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke überraschend seine Kandidatur gegen Jan-Christian Dreesen vom FC Bayern zurück. Er konnte kein Entgegenkommen erkennen und wollte partout keine Kampfabstimmung. Die Bundesliga kann eine schrecklich nette Familie sein.

Von den Verteilungskämpfen in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wird Reinhard Rauball in seiner Abschiedsrede berichten. Zwölf Jahre lang moderierte er die Spannungen zwischen den kleinen und großen Klubs. Man wird ihm dafür mit der Ehrenpräsidentschaft danken, bevor Christian Seifert als DFL-Geschäftsführer die Herausforderungen bei der Globalisierung und Digitalisierung benennt. Danach beginnt mit den Wahlen die neue Ära.

Der designierte DFB-Präsident Fritz Keller kennt die Machtspielchen aus der Sicht eines kleinen Vereins. Die DFB-Satzung schreibt ihm den Rücktritt beim SC Freiburg vor. Am Nachmittag wird Keller auf einer Pressekonferenz erstmals öffentlich über seinen Rollenwechsel reden. Er wird die Einheit des deutschen Fußballs beschwören und nicht alles sagen, was er an diesem Tag in Berlin gehört und beobachtet hat. Schauspielern kann er ja.

Ehrenpreise für Fußball-Legenden

Mit dem „Ehrenpreis der DFL“ sind am Dienstag in Berlin Lothar Matthäus, Wolfgang Overath, Claudio Pizarro und Otto Rehhagel ausgezeichnet worden. Am Vorabend ihrer Generalversammlung würdigte die  Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf Beschluss ihres Präsidiums die großartigen Verdienste dieses Quartetts.

Nur ein bisschen Demokratie

Heute findet die DFL-Generversammlung in Berlin statt. Der  Profifußball steht vor richtungsweisenden Entscheidungen.

Transparenz beim Präsidentenlohn

Laut Sport Bild wird der Verband einen vierköpfigen Vergütungsausschuss installieren.

DFB überprüft China-Engagement

Steht das mit großen Hoffnungen gestartete Projekt des DFB mit China und der Bundesregierung vor dem Aus?

Heute im Fernsehen

21 Uhr, DAZN: Young Boys Bern - Roter Stern Belgrad

Was sonst noch so los ist

Wechselt Timo Werner, profitiert der VfB Stuttgart davon

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Die Grenzen des hemmungslosen Geldausgebens

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Ich vermisse Klopp

Von Alex Steudel

Trainer Jürgen Klopp war der einzige Preisträger des Sport-Bild-Awards 2019, der den Preis nicht selbst in Hamburg entgegengenommen hat, er wurde stattdessen zugeschaltet. Zuschalten ist normalerweise der Killer. Die Verbindung hakt, Fragen und Antworten kommen überkreuz an, die Stimmung leidet; ich habe schon Videokonferenzen erlebt, dagegen hatten Neil Armstrongs erste Schritte auf dem Mond Ultra-HD-Qualität. Kurz: In der Regel sind alle froh, wenn eine Videoschalte schnell vorbei ist.

Nicht so am Montag, da haben alle die Rechnung ohne Klopp gemacht. Der Trainer des FC Liverpool knallte eine Anekdote nach der anderen raus und begeisterte die Fischauktionshalle. Es war, als sei er persönlich anwesend, und die anderen sind alle nur zugeschaltet. Ich dachte: Der Klopp ist so gut, dem kann nicht mal das Internet was anhaben.

Mich hat das auch traurig gemacht. Klopp fehlt mir nämlich. Er ist so unterhaltsam, schlagfertig, sympathisch, mit seinem Lächeln kannst du den Marianengraben ausleuchten. Und er ist, noch wichtiger, erfolgreich und als Trainer ein Genie.

Sprüche-Feuerwerk von Jürgen Klopp

Jürgen Klopp (52) in allerbester Sprüche-Laune! Der Liverpool-Trainer - live übers Internet zugeschaltet - ließ das Publikum beim Sport-Bild-Award in Hamburg mehrfach auflachen. Hier ist das Video.

Warum bloß arbeitet der beste Mann, den wir haben, auf einer Insel, die nicht zu uns in Europa gehören will? Ich finde, das muss sich ändern.

Mich hat Klopp einst schon nach einer Sekunde überzeugt. Ich traf ihn im Hamburger Hotel Louis C. Jacob, wo seine damalige Mannschaft Mainz vor einem Spiel beim HSV übernachtete (die älteren Leser erinnern sich vielleicht: HSV, erste Liga). Ich trat in die Lobby, schaute mich suchend um, und am anderen Ende saß Klopp auf einem Sofa und hob den Arm. Auf dem Tisch vor ihm stand ein Bier, um ihn saßen ein paar Spieler, und er rief sehr laut und breit lächelnd nur ein Wort quer durch den ganzen Raum:

"STEUUUUDEL!!!"

Kurz darauf standen die Spieler auf und ließen uns alleine, ohne dass Klopp etwas sagen musste, und ich dachte gleich: Der ist nicht nur locker, der hat auch Autorität. Wir kannten uns ja noch gar nicht, aber Klopp wirkte ganz entspannt und persönlich, wir sprachen bald über Leistungsdruck und sogar über Geld (zwei Schwaben halt), und es war fast so, als hätten wir unsere gesamte Schulzeit miteinander verbracht. Ich fand ihn so nett, ich wollte am liebsten gleich ein Tor für Mainz schießen.

Bundestrainer oder Schluss! Das bedeuten die Klopp-Aussagen

Beim Sport-Bild-Award wurde Jürgen Klopp als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet. Noch hat der Ex-Dortmunder in Liverpool einen Vertrag bis 2022. Aber was passiert dann? Bei der Preisverleihung redet er sogar vom Aufhören.

Klopp kann mit Menschen umgehen, das hat er dann auch in Dortmund und Liverpool bewiesen, aber er ist eben nicht nur der Kumpeltyp, er kann hinter den Kulissen hart sein, das weiß ich, und das ist gut so.

Für mich ist er als Trainer bereits Kulturgut, der deutsche Fußball braucht deshalb nicht einen wie ihn, sondern IHN, und zwar hier, in Deutschland, die Bundesliga trägt ihre Heimspiele ja auch nicht in Madrid oder Liverpool aus. Und weil Klopp beim BVB schon gewesen ist, bleibt nicht mehr viel übrig; für die Nationalmannschaft ist er mir zu jung, für den HSV trägt er ja zu viel Jeans, also muss er zu den Bayern kommen, und zwar als Nachfolger von Niko Kovac. (Wenn's denn mal soweit ist.) (Nichts gegen Kovac.)

Beim FC Liverpool kann Klopp sowieso nichts mehr gewinnen, die Champions League hat er schon und die Premier League auch, die Reds führen ja nach zwei Spieltagen schon mit zwei Punkten Vorsprung auf Manchester City, das sind Welten, das können die niemals mehr aufholen.

Alle mal herschauen!

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