Hertha verp… sich


Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Keine Ahnung, wie der Spielplan-Konstrukteur der Deutschen Fußball-Liga (DFL) das hingekriegt hat, aber er ist ein Genie: Heidenheim und Hamburger SV liegen im Aufstiegskampf der 2. Liga Nase an Nase hinter Tabellenführer Darmstadt 98.
Der eine hat 57 Punkte, der andere 56 Punkte. An den letzten fünf Spieltagen der Saison 2022/23 gibt es einen Kräftevergleich, wie er ehrlicher nicht sein könnte: Heidenheim und HSV haben exakt dieselben fünf Gegner im Saisonfinale.
Heidenheim spielt in der Reihenfolge Fürth (A), Magdeburg (H), Paderborn (A), Sandhausen (H) und Regensburg (A), der Hamburger SV dagegen Magdeburg (A), Paderborn (H), Regensburg (A), Fürth (H) und Sandhausen (A).
Beide haben also zwei Heimspiele (H) und drei Auswärtsspiele (A) zu absolvieren, der HSV mit dem nicht zu unterschätzenden Nachteil, einen Punkt Rückstand und das schlechtere Torverhältnis aufholen zu müssen.
Die Frage wird sein: Geben diese fünf Gegner immer mit derselben Intensität Gas? Oder verabschiedet jemand Richtung Mittelmaß oder Abstiegsgeheul, wenn die eigenen Fakten feststehen? So oder so, die 2. Liga wird uns viel Freude bereiten.
Einen spannungsgeladenen Mittwoch wünscht
Euer Pit Gottschalk
Hertha BSC verpisst sich aus der Liga
Von Alex Steudel
Ich kenne ein paar Leute, die Hertha-Fan sind. Echt jetzt. Aber sie haben auch gute Eigenschaften. Manche zweifeln zum Beispiel ganz offen an ihrem Urteilsvermögen.
Das will was heißen, wo man doch eigentlich immer zu seinem Verein steht, also egal, was passiert, ob dick oder dünn, ob er jahrelang schlecht spielt, ob er sich immer an den Meistbietenden verkauft, ob er eine Dauerlachnummer oder Tabellenletzter ist, ob er sich gegenseitig beschimpft, ob er einen höheren Personaldurchlauf hat als Indeed.
Schwierig wird's halt, wenn das alles gleichzeitig passiert.
Nur noch fünf Spieltage sind es, und der Eindruck verfestigt sich: Hertha verpisst sich aus der ersten Liga, während die Berliner mit den kalten Schultern zucken. Das ist der Stand der Dinge. Und falls sich jetzt jemand an meiner Wortwahl stört: Es geht a) um Berlin, da redet jedes Kind so, und b) redet neuerdings Pal Dardai so.
Dardai ist der neue Hertha-Trainer, was an sich noch keine Nachricht ist, denn Hertha BSC hat seit 2020 schon sieben Mal den Trainer gewechselt, das ist sogar mehr als Bayern.
Dardai steht nun in einer Linie mit vielen wichtigen Persönlichkeiten, die die erste Mannschaft in den letzten Jahren geführt haben. Zum Beispiel Pal Dardai (2015-2019). Und Pal Dardai (2021). Der Vorteil bei Dardai: Er ist die sichere Nummer. Gut be- und entsorgbar, eine Art Pappaufsteller unter den Coaches. Und vor allem kann er nicht nach Kalifornien abhauen, er wohnt ja gleich um die Ecke.
Um nun endlich die Verpisser-Sache aufzulösen: Dardai, der Dritte, trainierte am Sonntag nach dem 2:4 gegen Bremen neue Laufwege. Der seines Spielers Ivan Sunjic sollte in die Kabine führen. "Verpiss Dich!!!", hatte ihm Dardai zugerufen, und zwar so laut, dass die Außenstehenden es hören konnten, wonach der Verdacht geäußert wurde, es könne sich auch um einen Showrausschmiss gehandelt haben. Jedenfalls reden sie alle darüber in Berlin.
Dazu muss man folgendes wissen.
Erstens: "Verpiss dich" gilt in Berlin, siehe oben, als ein Satz wie jeder andere.
Zweitens: Angeblich, ich habe das in der Leserkommentarspalte des Berliner Tagesspiegels gefunden, kam Sunjic zu spät zum Training, widersetzte sich der Anweisung, ein Leibchen zu holen, und rotzte es dann Dardai vor die Füße.
Drittens: Sunjic hat in dieser Saison sechs Begegnungen über die vollen 90 Minuten bestritten, und kein einziges davon verlor Hertha: vier Remis, zwei Siege. Der Mann ist ein Siegertyp.
Weil in Berlin ein Drama dem nächsten folgt, müssen die seit sieben Spielen sieglosen Herthaner jetzt mitsamt einem Haufen von Fans, die offenbar bessere Nehmerqualitäten haben als Joe Frazier und Annalena Baerbock zusammen, ausgerechnet nach München fahren, wo der nächste Niederschlag droht, denn der Klub aus der Hauptstadt hat dort kein Bundesligaspiel mehr gewonnen, seit Schmidt die RAF besiegte.

Die Münchner haben zwar selbst einige Probleme, aber seien wir realistisch: So groß kann keine Bayern-Krise sein, dass drei Hertha-Punkte hineinpassen.
Und zum Schluss noch das Aller-allerschlimmste: Ausgerechnet der winzig kleine Lokalrivale Union Berlin spielt derweil oben mit, ist Dritter, steht also auf einem Champions-League-Platz. Sag das mal zu einem Hertha-Fan und schau nach, wie es wirkt.
Dieser 1. FC Union Berlin hatte übrigens exakt heute vor 15 Jahren ein Pflichtspiel – er war damals in der vierten Liga zu Hause. Das Spiel endete 0:1. Der Gegner hieß: Energie Cottbus, Zweite Mannschaft natürlich.
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