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Glasner raus! Wieso nicht jetzt?

Eintracht Frankfurt trennt sich von Trainer Oliver Glasner NACH dem DFB-Pokalfinale. Ist der Zeitpunkt der richtige?

Foto: Imago

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Als Borussia Dortmund 2017 Trainer Thomas Tuchel kurz nach dem DFB-Pokalsieg entließ, war die Entrüstung groß. Auch jetzt wird nicht jeder verstehen, warum Trainer Oliver Glasner Eintracht Frankfurt verlassen muss. Der Mann, der 2022 die Europa League gewann und 2023 ins DFB-Pokalfinale einzog.

Damals bei Tuchel war die Beziehung zur BVB-Führung so zerrüttet, dass die Geschäftsführung unter Aki Watzke keine andere Wahl sah. Trotz der Erfolge, trotz der öffentlichen Kritik. Auch bei Glasner scheint es so zu sein. Wir begeben uns heute bei Fever Pit'ch auf Spurensuche.

Einen famosen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk


Eintracht Frankfurt trennt sich erst nach dem DFB-Pokal-Endspiel von Trainer Oliver Glasner. Ist der Zeitpunkt der richtige? Oder muss man sofort handeln?

Von Christopher Michel

Die Diskussionen am Dienstag zwischen Eintracht Frankfurt und Trainer Oliver Glasner waren lang und hochintensiv. Gehen der Traditionsklub und der Coach sofort getrennte Wege? Oder hat der Österreicher, vor einem Jahr noch strahlender Europa-League-Sieger und Liebling der Fans, die letzten Wochen bis zum Pokal-Finale gegen RB Leipzig noch verdient?

Wie eng die Entscheidung für den Verbleib von Glasner bis 3. Juni tatsächlich war, zeigt folgender Satz in der Pressemitteilung: „Die sportliche Entwicklung und die Gesamtdarstellung in der Rückrunde veranlassten die Klubverantwortlichen zu einer neuen Bewertung des Status quo, welche die benannten Entscheidungen zu Folge hatte.“

Was verklausuliert klingt, ist eine deutliche Aussage. Zu viele öffentliche Wutausbrüche und Spitzen gegen die Transferpolitik von Sportvorstand Markus Krösche, zum zweiten Mal viel zu wenig Punkte in der Bundesliga-Rückrunde.

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Das Erreichen des Champions-League-Achtelfinales war zwar ein großartiger Erfolg, die Leistungen gegen die SSC Neapel dann aber in der Gesamtschau ernüchternd. Da hilft auch kein Einzug ins Endspiel nach einem relativ einfachen Weg über Magdeburg, Stuttgarter Kickers oder Darmstadt 98.

Natürlich gab es auf allen Ebenen gewisse Fehler. Eintracht-Macher Krösche hätte auf dem Winter-Transfermarkt höheres Risiko gehen und einen weiteren Innenverteidiger verpflichten können, seine Zielvorgaben waren möglicherweise eine Nummer zu groß.

Vorstandssprecher Axel Hellmann pokerte wochenlang um seine Zukunft, pendelte zwischen Eintracht und DFL. Die Situation war kompliziert. Glasner hat es dennoch verpasst, Spieler weiterzuentwickeln, in der Aufstellung flexibler zu sein, den Weg der Frankfurter bedingungslos mitzugehen.

Nach dem Sieg in der Europa League hätte sich der Österreicher mehr fertige Profis à la Mario Götze gewünscht. Allerdings ist die Eintracht weiterhin kein FC Bayern oder Real Madrid. Der Klub ist auf Entwicklung von Werten angewiesen, eine gewisse Improvisationskunst bei vielen talentierten Profis ist nötig.

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Die Hessen erfinden sich in regelmäßigen Abständen neu, nach der Büffelherde ist vor Randal Kolo Muani. An dieser Gesamtstrategie ändert auch ein einmaliger Einzug in die Königsklasse nicht.

Glasner hatte offenbar andere Vorstellungen, kokettierte nicht umsonst mit der Premier League, ließ ein Angebot zur Vertragsverlängerung sausen. Eine sofortige Trennung hätte sich aus verschiedenen Gründen angeboten.

Das Verhältnis zum Team ist äußerst angespannt. Zudem besteht die Gefahr, die Bundesliga-Saison trotz Chancen auf die Top 6 auspendeln zu lassen und in Berlin gegen Leipzig chancenlos unterzugehen.

Andererseits zeigen die Eintracht-Verantwortlichen Größe und kommen den Fans entgegen. Die Anhänger lieben Glasner, mit dem sie hochemotionale und unvergessene Momente in Barcelona oder Sevilla erleben durften. Er brachte dem Klub einen der größten Erfolge der Historie.

Die Entscheidung, ihm das Finale und somit die Möglichkeit auf einen versöhnlichen Abschied zu geben, ist daher eine nachvollziehbare. Aber dennoch birgt sie die Gefahr, dass sich mit Glasner der sportliche Negativtrend fortsetzt und das internationale Geschäft leichtfertig verspielt wird. Die Restzweifel, sie bleiben nach einem spannenden Dienstag.


6 Titel geholt, 6 Trainer weg: Der irre Pokalfluch

Von Alex Steudel

Als ich gestern las, dass Oliver Glasners Zeit bei Eintracht Frankfurt zu Ende geht, dachte ich erst an einen Übermittlungsfehler. So wie auch manchmal bereits vorgeschriebene Nachrufe auf lebende Menschen aus Versehen veröffentlicht werden, weil ein Praktikant seine Colaflasche auf die Tastatur hat fallen lassen.

War etwa wirklich DER Glasner gemeint, dachte ich, der Glasner, der nach dem DFB-Pokalfinaleinzug in Stuttgart erst letzte Woche bäuchlings Richtung Eintracht-Fankurve schlidderte?

Auf dem Bauch zu den Fans schliddern, muss man wissen, ist die weitest von einer vorzeitigen Trennung entfernt mögliche Handlung im Fußball. Schliddern ist die ultimative Liebeserklärung, wie Mund auf Vereinswappen. Nur mit Plauze und Gras halt.

Du hast ja selbst auch schon ab und zu den Job gewechselt, dachte ich. Den Redaktionsflur bist du kurz davor aber nie auf dem Bauch runtergerutscht.

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Dann erinnerte ich mich, dass Glasner vor ganz genau einem Jahr den Europapokal aufs Spektakulärste mit derselben Eintracht geholt hatte, die er jetzt verlassen wird. Das ist verrückt.

Wenn der Österreicher am 3. Juni auch noch den DFB-Pokal gewinnen sollte und aus Frankfurt verschwindet, ist das, als würde ich zum Bundeskanzler gewählt und die Wahl nicht annehmen.

Ich dachte über diesen eigenartigen Vorgang nach. Suchte Statistiken.

Und dann fiel es mir auf. Glasner ist gar kein Einzelfall. Er ist die Regel.

Seit zehn Jahren, seit der FC Bayern die Bundesliga regiert, geht das so. Immer dasselbe Schema: Sobald eine andere deutsche Mannschaft einen Pokal gewinnt, geht's bergab. Also für den Trainer dieser Mannschaft.

Es ist kurios, aber wirklich wahr. Hier kommt die Liste:

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Trainer Domenico Tedesco holte 2022 den ersten DFB-Pokal in der Geschichte von RB Leipzig. Dreieinhalb Monate später musste er gehen.

Trainer Thomas Tuchel gewann am 27. Mai 2017 den DFB-Pokal mit Dortmund. Drei Tage später wurde die Trennung bekanntgegeben.

Der DFB-Pokal, den Trainer Edin Terzic 2021 mit Dortmund holte, war noch warm, als Terzic den BVB schon an Marco Rose übergeben musste.

Nico Kovac gewann am 19. Mai 2018 mit Frankfurt den DFB-Pokal. 43 Tage später stand er auf dem Trainingsplatz des FC Bayern.

Dagegen wirkt der Verfall von Dauerbrennertrainer Dieter Hecking schon fast zeitlupenhaft. 2015 DFB-Pokalsieg mit dem VfL Wolfsburg (und Vizemeisterschaft) – 2016 musste er gehen.

Und jetzt erwischt es wohl Glasner. Er wäre die Nummer sechs auf der Liste.

Woran liegt das? Können die Konkurrenten der Bayern nicht mit Erfolg umgehen?

Steudel-Kolumnen gibt es auch als Buch! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten, 14,95 Euro. Wer's sofort will: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.


Champions League heute im Fernsehen

21 Uhr, DAZN: AC Mailand - Inter Mailand

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Gier treibt ihn an

Von Marco Mader

Der wunderbare Fußballer Lionel Messi wird angetrieben von einer schier unersättlichen Gier. Nach Toren, nach Pokalen - und, man muss es wohl so deutlich sagen: der Gier nach Geld. Nach mehr und immer mehr Millionen.

Schon beim FC Barcelona soll der Argentinier für seine letzten vier Jahre unglaubliche 555 Millionen Euro verdient haben. Dass Barca finanziell massiv in Schieflage geriet und sich Messi vor knapp zwei Jahren unter Tränen aus Katalonien verabschieden musste, lag nicht zuletzt an seinem exorbitanten Gehalt.

Auch bei Paris St. Germain musste Messi nicht darben, die zwei Jahre dort schlugen in etwa mit weiteren 100 Millionen Euro zu Buche. Dass der Maestro damit das Sportswashing von Katar unterstützte, schien ihn nicht zu kümmern. Hauptsache, die Kasse stimmte.

Dazu verdient sich der Weltstar als gefragte Werbefigur für Klamotten, Uhren oder Limonade eine goldene Nase. Sein Vermögen wird auf über eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Doch das ist ihm offenbar nicht genug.

Vor einem Jahr schloss Messi eine weitere Partnerschaft, diesmal mit Saudi-Arabien, das er als vermeintliches Traumziel für Urlauber bewirbt. Eine autoritäre Monarchie, die in den Ranglisten für Menschenrechte ein Abo auf die hintersten Ränge hat, die ihre Untertanen foltert, auspeitscht, hinrichten lässt.

So viel Chuzpe ist wirklich bemerkenswert. Doch damit nicht genug. Just in Saudi-Arabien will Messi künftig Fußball spielen - und noch mehr, obszön viel Geld scheffeln. Als Senor Nimmersatt, bezahlt von einem Schurkenstaat.

Marco Mader ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)


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Alle mal herschauen!

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