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Gladbach, Wolfsburg, Stuttgart: Krise, wohin man schaut

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Als Sven Mislintat gestern im Sport1 Doppelpass die neue Strategie des VfB Stuttgart erklärte, ertappte ich mich bei dem Gedanken: Der Mann hat recht und weiß, was er tut. Um es in aller Kürze zusammenzufassen: Der Sportdirektor hat teure Routiniers weggeschickt, um Platz für Nachwuchs aus den eigenen Reihen zu schaffen. Würde der VfB Stuttgart absteigen, hätte er 15 Mio. Euro weniger Personalkosten als beim letzten Abstieg. In der 2. Liga wäre der Verlust von TV-Millionen einfacher zu kompensieren.

Will man Mislintat da widersprechen? Darum geht's doch in Coronazeiten: dass die Vereine den Transfer- und Gehälter-Wahnsinn durchbrechen und auf ein Niveau zurückkehren, das zwar immer noch hoch sein mag - aber eben nicht mehr utopisch. In der aktuellen Phase der Saison kann den Schwaben Vernunft wenig helfen. Unvernunft jedoch wird auf Dauer nicht nur zum Abstieg führen, sondern zum dauerhaften Verbleib in Liga zwei. Der Hamburger SV hat zu dieser Einsicht drei Jahre gebraucht.

So grotesk es deshalb klingt: Man sollte dem VfB Stuttgart in seinem Kurs, obwohl man auf Tabellenplatz 17 steht, einem Abstiegsrang, vordergründig bestärken. Die Begründung für das Tief mag ja plausibel klingen, schützt natürlich wenig vor Kritik, wenn die Laufbereitschaft zu den schlechtesten der Liga gehört. Die Kunst besteht jetzt darin, die Balance zwischen Aufbauarbeit und aktueller Performance herzustellen. Dem VfB Stuttgart traut man die Wende zu. Gladbach und Wolfsburg dagegen eher nicht.

Für diese mutige These kann man keine empirischen Daten liefern, nur so viel: das Momentum. In Mönchengladbach und Wolfsburg tun sie immer noch so, als sei die Lage mit Platz 12 und 15 nicht weiter dramatisch. Man sollte sich nicht täuschen und vor allem nicht sich selbst. Schalke 04 hat's doch voriges Jahr vorgemacht, wohin Durchhalteparolen und Realitätsverlust führten. Zwei Wochen Pause haben die Klubs jetzt, um zur Besinnung zu kommen.

Einen trendigen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

PS: Die Bundesliga legt eine Pause ein. Fever Pit'ch meldet sich, sobald es brennt. Und wir dürfen sicher sein: Das wird's.

Gladbach-Krise: Wann knallt's richtig?

"Und da kommt Max Eberl ins Spiel"

"Und da kommt Max Eberl ins Spiel"

Stefan Effenberg verteidigt Gladbach-Trainer Adi Hütter und nimmt stattdessen die Spieler in die Pflicht. Er vertraut auf Max Eberl.

Von Erik Roos

Kann Borussia Mönchengladbach absteigen? Mit einem Kader, der vor einem Jahr noch ins Achtelfinale der Champions League eingezogen ist? Aber freilich! Gut spielen wie am Samstag gegen Union Berlin und trotzdem verlieren - genau so beginnt häufig jener Strudel, aus dem irgendwann kein Entkommen mehr ist. Die Alarmglocken schrillen längst laut und deutlich.

Zumal Gladbach kaum Spieler im Kader hat, die Erfahrung im Abstiegskampf haben. Der eine oder andere fabulierte noch vor wenigen Wochen sogar vom Europapokal - diese Vorstellung hat Adi Hütter am Samstag immerhin endgültig ins Reich der Fantasie befördert. Richtig so.

Dass jetzt Lars Stindl wochenlang ausfällt, ist besonders bitter. Allzu viele Führungsspieler hat die Borussia nicht mehr auf dem Platz.

Eigentlich bleiben nur noch Yann Sommer und Jonas Hofmann, um die Mannschaft an der Ehre zu packen. Das Wort von Matthias Ginter oder Denis Zakaria, denen diese Rolle als gestandene Spieler ebenfalls zukommen würde, dürfte angesichts ihrer feststehenden Abgänge dagegen an Wert verloren haben.

Keine einfache Aufgabe also für Adi Hütter - und dessen Chef Max Eberl. Dass der Sportdirektor weiter an seinem Trainer festhält, ist zu begrüßen.

In Gladbach muss jetzt was passieren!

In Gladbach muss jetzt was passieren!

In der "Lage der Liga" wird erklärt, warum man sich Sorgen um Gladbach machen muss, warum im Verein jetzt etwas passieren muss und was das mit Trainer Adi Hütter zu tun hat.

Hütter hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er sein Metier versteht. Auch in Frankfurt begann er holprig, ehe sich der Erfolg einstellte. Aber: Auch Eberls Geduld ist nicht unendlich.

Der Klassenerhalt wäre also der größte Erfolg, den die Borussia diese Saison erreichen kann - im DFB-Pokal wurde eine große Chance schließlich leichtfertig vergeben.

Aber was passiert danach? Zehn Jahre lang hat die Borussia gezeigt, dass Erfolg auch ohne Investoren, Scheich-Millionen oder einen verkauften Stadionnamen möglich ist.

Dann kam Corona und traf Gladbach härter als viele andere Klubs. Von 17,5-Millionen-Transfers, wie sie der FC Augsburg in der Winterpause tätigte, kann der fünfmalige Meister nur träumen.

Gut möglich also, dass der Abstiegskampf künftig häufiger am Niederrhein zu Gast ist als den Verantwortlichen lieb ist.

Erik Roos ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Perspektivwechsel

VfB Stuttgart vom Kurs abgekommen?

VfB Stuttgart vom Kurs abgekommen?

Zu den Aufgaben eines Sportdirektors gehört auch, die eigene Mannschaft gegen öffentliche Angriffe in Schutz zu nehmen, zumal bei einer so jungen Truppe wie beim VfB Stuttgart. Sven Mislintat hat diese Mission verinnerlicht, vor allem wenn es darum geht, die von ihm selbst verpflichteten Rohdiamanten zu lobpreisen. Aber reicht das?

Wolfsburg: Kohfeldt steht wieder mit leeren Händen da

Wolfsburg: Kohfeldt steht wieder mit leeren Händen da

Eines beherrschen sie beim VfL Wolfsburg: den Tempogegenstoß, wenn es um Florian Kohfeldt geht. Die Welle der Fragen nach der Zukunft des Trainers hat sich nach dem 0:2 in Leipzig noch nicht aufgebaut, da rennen die Verantwortlichen schon dagegen an. Sportdirektor Marcel Schäfer nach Schlusspfiff: Es sei "eine unfassbar schwierige Phase" für den Verein.

Heute im Fernsehen

21.45 Uhr, SPORT1: Doppelpass 2. Liga

Hertha-Protest: Haben die nix Besseres zu tun?

80 Fans stellen Spieler auf Trainingsgelände zur Rede

80 Fans stellen Spieler auf Trainingsgelände zur Rede

Vor dem Spiel gegen Bayern suchten Hertha-Ultras die verbale Auseinandersetzung mit dem Team beim nicht-öffentlichen Training.

Von Alex Steudel

Jedes Mal, wenn ich wie jetzt in Berlin von Fan-Übergriffen oder Protestaktionen lese, denke ich: Wie kann man Fußball bloß so wichtig nehmen?

Ständig blockieren persönlich beleidigte Fans irgendwelche Ausfahrten und Busse oder schimpfen jugend-unfrei auf der Tribüne. Diesen Samstag kam's sogar noch besser: 80 Ultras fuhren zum nicht-öffentlichen Training ihres Lieblingsklubs Hertha BSC, um den Profis vor dem Bayern-Spiel ihre Meinung zu geigen.

Das muss man sich mal vorstellen. Haben die am Samstag nichts Besseres zu tun?

Und überhaupt: Geigt man nicht lieber nach dem Spiel?

Als ich davon las, fragte ich mich: Welches Szenario könnte eintreten, damit für mich eine solche Form des Protests unumgänglich würde: Demokratie in Gefahr? Okay. Weltfrieden bedroht? Klar. Klima geht den Bach runter? Vielleicht.

Aber wer bitte schön startet eine Protestkundgebung wegen Platz 13 in der Bundesliga? Weil der Klub des Herzens drei Pflichtspiele in Folge nicht gewonnen hat?

Das ist, als würde ich meinen Bäcker daheim aufsuchen und ihn anschreien, weil ich mit seinen letzten drei Dinkelmischbroten unzufrieden war. Und zur Verstärkung kommen ein paar Dutzend Vollkorn-Ultras mit.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Laut Hertha-Pressestelle liefen die Proteste übrigens friedlich ab: Die Ultras hätten "das Gelände geordnet wieder verlassen, nachdem sie der Mannschaft ihre Botschaft übermittelt haben".

Ihre Botschaft, soso. Ich frage mich, welche Botschaft das war.

Brachten die Ultras neue taktische Überlegungen mit?

"Am besten, ihr wählt gegen die Bayern eine Mittelfeld-Raute und drei Spitzen!" – "Aha, danke für den Hinweis, da wären wir nie draufgekommen!"

Oder wurde auf extrinsische Motivation gesetzt?

"Kämpft endlich, ihr faulen Säcke!" – "Oh, guter Punkt. Kampf könnte tatsächlich die Lösung sein. Danke!"

Was auch immer besprochen wurde: Gebracht hat's nix, Hertha verlor gestern 1:4. Wäre auch noch schöner, wenn man die Bayern per Fan-Sprechstunde besiegen könnte.

Der Jahresrückblick 2021 als Buch ist da: "UND AM ENDE GEWINNEN IMMER DIE BAYERN – ein völlig verrücktes Fußball-Jahr unter besonderer Berücksichtigung des HSV" von Alex Steudel. Hier klicken!

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