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Geisterspiele: Bundesliga verdient eine weitere Chance

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Wenn nicht alle Vorzeichen täuschen, läuft die Bundesliga auf einen heißen Titelkampf zu. Vier Punkte Rückstand an der Tabellenspitze kann man ja aufholen: Borussia Dortmund spielt wie schon vor der Coronakrise in einer beängstigend guten Form. Die Bilanz von acht Siegen in neun Rückrunden-Spielen erhöht auch den Respekt, den der Branchenprimus Bayern München vor seinem ärgsten Verfolger empfindet. Der BVB, der am Samstag mit einer ersatzgeschwächten Mannschaft den Lokalrivalen FC Schalke 0:4 aus dem Westfalenstadion schoss, ist nicht mit jenem BVB zu vergleichen, der in der Hinrunde 0:4 in München unterging. Irgendetwas muss in der Winterpause  zwischen BVB-Trainer Lucien Favre und seinen Spielern passiert sein. Der Leistungssprung ist nicht allein mit der Ankunft von Erling Haaland im Sturm zu erklären. Und während ich diese Zeilen schreibe, merke ich es selbst: Sogar in der Diskussion, wie diese Saison ausgeht, ist ein Stück Normalität eingekehrt. Wir reden wieder über Fußball. Ist das jetzt schön? Oder eher gefährlich, weil verharmlosend und vorschnell? Ich weiß es nicht.

Am Sonntag saß ich im Doppelpass dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder gegenüber. Er gehört zu den Fürsprechern, die halfen, dass die Liga überhaupt in der Lage ist, den Spielbetrieb - unter allen notwendigen Vorkehrungen natürlich - wieder aufzunehmen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er das Fußballthema unter populistischen oder kurzfristigen Aspekten betrachtet, wie man es bei seinem nordrhein-westfälischen Kollegen Armin Laschet beobachten kann. Dafür waren Söders Warnungen an die DFL-Bosse zu deutlich: Jeder Spieltag sei eine Bewährungsprobe für den nächsten; er hört durchaus die Bedenken, auch aus dem Kanzleramt, dass die Rückkehr zum Liga-Alltag verfrüht passiert sein könnte. Genau diese Differenzierung vermittelt ein gutes Gefühl: Er geht gewissenhaft bei der Abwägung von Pro und Contra vor. Die Contra-Schale füllt sich mit Kalou, Herrlich und Torjubel; es liegt an den Klubs selbst, die Pro-Schale zu füllen. Nach dem allerersten Geister-Spieltag meine ich: Es war alles in allem ein unerwartet guter Re-Start. Wir könnten uns der Meisterfrage nähern - mit Social Distance.

Borussia Dortmund spielt am 26. Mai gegen Bayern München.

Einen unpolitischen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Geisterspiele: Bundesliga verdient eine weitere Chance

Das Recht auf Profifußball sollten die Kritiker zugestehen

Die Bundesliga meistert mit dem Re-Start ihre erste Bewährungsprobe, wird aber weiter unter verschärfter Beobachtung stehen. Wer bei diesem Ersatzprogramm nicht dabei sein will, sollte das Recht haben, aussetzen zu dürfen. Auch als Profi. Allen anderen sollte aber das Gefühl erlaubt sein, dass man am Samstagnachmittag hatte: Die Freude, mal wieder ein Fußballspiel sehen zu können.

Von Matthias Becker

Bis die Einschaltquoten aus Vanuatu oder Peru für diesen 26. Bundesligaspieltag vorliegen, wird es vermutlich ein bisschen dauern. Wir werden also erst mit Verzögerung erfahren, ob die Annahme von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge zutrifft, dass die Bundesliga mit ihrem Projekt "Re-Start" weltweit ein "Milliardenpublikum" erreichen könne.

Vielleicht ist diese Aussage Rummenigges auch im Überschwang der Erleichterung gefallen. Der Erleichterung darüber, dass die Bundesliga wirklich alle Widerstände überwunden hat und an diesem Wochenende die Saison fortsetzen konnte. Als erste große Sportliga weltweit.

Die neue Demut, die viele der Bundesliga-Entscheider angekündigt hatten, ist bei Rummenigge nicht unbedingt rauszuhören. Nach dem ersten Bundesligasamstag seit Beginn der Corona-Schutzmaßnahmen ist die Bundesliga aber dabei, sich eine weitere Chance zu verdienen.

Bundesliga bei Sky: Mit Mundschutz, aber unterm Kinn

Berichterstatter und Verkäufer: Der TV-Sender Sky ist beim Liga-Neustart in einer Doppelrolle. So wird die Live-Übertragung zu einer heiklen Angelegenheit.

Denn eines ist klar: Durch Zwischenfälle wie den Zahnpasta-Ausflug von Augsburg-Coach Heiko Herrlich oder die doch sehr kuschligen Jubeleinlagen bei Hertha BSC wird die Liga weiter unter verschärfter Beobachtung stehen. Die heikle Zeit ist aber vor allem die außerhalb der Stadien, das haben die Fälle Kalou und Herrlich gezeigt.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, am Sonntag zu Gast im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1, hatte nach Heiko Herrlichs Trip zum Discounter schon mit der Roten Karte gedroht.

So lief der erste Bundesliga-Geisterspieltag

Neben dem erhöhten Wechselkontingent stand vor allem der Jubel der Profis im Fokus. Ein Team sorgte dabei für mächtig Wirbel. Ein Überblick.

Was dabei und auch beim Blick auf die Berliner Bussis nicht vergessen werden darf: Der übergroße Teil der Bundesliga- und Zweitligaprofis, der Betreuer und Verantwortlichen, achtete am Samstag und in den letzten Tagen penibel darauf, den Wiederbeginn nicht in Gefahr zu bringen.

Schließlich geht es nicht nur um Geld. Das ist sicherlich die Hauptmotivation dafür, diese Spielzeit unbedingt durchziehen zu wollen. Für die Spieler und für alle, die sich die Geisterspiele eben doch gerne anschauen wollen, geht es um das Spiel, das ihnen Freude bereitet.

"Wir wussten, dass es eigentlich nichts anderes ist als das Spiel, was wir früher als Kinder gespielt haben: Ohne Zuschauer und einfach Spaß haben", erklärte BVB-Keeper Roman Bürki nach dem Derbysieg bei Sky.

"Eine klinische Sache"

In den Jubel, dass wieder Fußball gespielt wird, mischen sich auch kritische Stimmen. Hier die internationalen Pressestimmen.

Kollege Patrick Berger, als einer von wenigen Reportern im Signal Iduna Park vor Ort, beschrieb die Atmosphäre auch "wie früher auf dem Bolzplatz". Das ist nicht dasselbe wie ein Derby vor tosender Kulisse. Es ist ein Ersatzprogramm. Wer bei diesem Ersatzprogramm nicht dabei sein will, sollte das Recht haben, aussetzen zu dürfen, auch als Profi.

Allen anderen sollte aber das Gefühl erlaubt sein, dass man am Wochenende hatte: Die Freude, mal wieder ein Fußballspiel sehen zu können.

Karl-Heinz Rummenigge schießt gegen den DFB und Fritz Keller

Droht da ein Zoff? Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat mit einem scharfen Konter auf die jüngsten Aussagen von DFB-Boss Fritz Keller reagiert.

Heute im Fernsehen

Florian Kohfeldt wittert die große Chance im Abstiegskampf

Auch für Werder Bremen endet die lange Corona-Pause. Trainer Florian Kohfeldt gibt sich angriffslustig vorm Leverkusen-Spiel, glaubt an die große Chance im Abstiegskampf und will den eingeschlagenen Kurs in Richtung Liga zwei korrigieren.

20.30 Uhr, DAZN: Werder Bremen - Bayer Leverkusen

Bayern marschiert

FC Bayern eiskalt gegen würdevoll kämpfende Berliner

Per Elfmeter, per Kopf und ohne wirkliche Probleme: Der FC Bayern gewinnt mit 2:0 an der verwaisten Alten Försterei und bleibt Tabellenführer vor Borussia Dortmund.

"Das hat natürlich was von Alte Herren, 19 Uhr"

Anschließend äußerten sich Protagonisten des Rekordmeisters nicht nur über das Spiel, sondern auch über die Umstände.

Union: Niederlage mit Anstand und Abstand

Der 1. FC Union schlägt sich auch ohne die Unterstützung des eigenen Anhangs beim 0:2 gegen den großen FC Bayern achtbar.

Borussia jagt

Dortmund deklassiert Schalke: Ein Derbysieg, der schmerzt (€)

Freude, Erleichterung und Schmerzen: Beim 4:0 über Schalke spüren die BVB-Bosse einen Mix von Emotionen.

BVB-Legende Weidenfeller spottet über Schalke

Nach 4:0 spottet der Ex-Borusse über die Schalker. Auch zur Torwartdebatte rund um Markus Schubert äußert er sich.

Schalke: Gleich wieder führender Krisenstandort

Bei Schalke 04 ist alles beim Alten. Erst fehlte es an Toren, dann am Geld - jetzt wieder an Toren.

Was sonst noch so los ist

RB Leipzig: Torfabrik in Turbulenzen

Nur noch Vierter. Nach dem ersten Geister-Spieltag der Bundesliga hadert Leipzig mit der Chancenverwertung und spürt an der Spitze die größer werdende Konkurrenz.

"Das hat uns den Sieg gekostet"

Der 1. FC Köln verschenkt nach 2:0-Führung einen Sieg gegen Mainz 05. Die Stimmen zu einem Spiel.

Bruno Labbadia feiert starkes Hertha-Debüt

Trainer Bruno Labbadia feiert ein starkes Debüt für Hertha BSC - das 3:0 in Sinsheim macht den Berlinern Hoffnung.

Doppelpass mit der Politik

"Wichtig, welche Signale der Fußball sendet"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat den Neustart der Bundesliga grundsätzlich als Erfolg gewertet - er sieht jedoch auch noch Verbesserungsbedarf. Gerade auf den Körperkontakt-Jubel von Hertha BSC reagierte er mit Unverständnis. Hinsichtlich möglicher Spiele mit Fans hält er sich im SPORT1-Doppelpass zurück.

Ich will euch jubeln sehen!

Von Alex Steudel

Die Bundesliga in Zeiten von Corona. Erlaubt ist: Schwitzende Körper aneinanderreiben. Sich im Zweikampf überall hinfassen. Dem anderen in den Mund atmen. Gemeinsam zum Kopfball hochsteigen und dabei seinen Schweiß ins Gesicht des Gegenspielers spritzen.

Nicht empfohlen ist: Sich beim Torjubel umarmen.

Hä?

Markus Söder will beim Torjubel "nachschärfen"

Markus Söder blickt kritisch auf den Jubel von Hertha-Spielern und erwartet, dass die DFL die Regeln verschärft.

Ich habe am Wochenende viele Stunden vor dem Fernseher verbracht und Geisterspiele geguckt. Es war viel weniger schlimm als gedacht, ich habe mich schnell an die neue Situation gewöhnt. Und die Einschaltquoten beweisen ja auch: Die Leute wollen Fußball. Ob mit oder ohne Geist.

Woran ich mich nicht gewöhnen konnte: die seltsame Nicht-Torjubel-Empfehlung der DFL und die ganzen Diskussionen darüber. Ich frage mich: Wieso sollten Menschen, die tagelang in der Endlosschleife auf Corona getestet werden und sich dann 90 Minuten lang körperlich miteinander beschäftigen dürfen, weil sie ja nachweislich kein Corona haben, warum sollten ausgerechnet die sich beim Jubel nicht anfassen? Welchen Zweck hat ein System, das sich selbst so misstraut?

Zentralkomitee der Zyniker

Die postsowjetischen Alleinherrscher Rahmon und Lukaschenka verbindet so manches.

Eigentlich ist klar: Das ergibt keinen Sinn. Trotzdem war zu eng anliegender Jubel ein paar weniger Spieler eines der bestimmenden Themen des Wochenendes.

Wieso küsst da einer den anderen?

Wieso umarmen die sich da innig?

Wieso immer Hertha?

Das muss bestraft werden! Das darf nicht ohne Konsequenzen bleiben!!

Es hörte gar nicht auf. Sogar der eine oder andere TV-Reporter schrie nach einem Torerfolg erschrocken: Hey, Leute, Abstand halten!

Wenn es je eines Beweises bedurfte, dass wir Deutschen Vorgaben lieben und äußerst gründlich in der Umsetzung sind, dann haben wir ihn am Wochenende eindrucksvoll geliefert.

Ich schlage vor: Weg mit der "Empfehlung".

Spannung im Unterhaus

2. Liga startet mit dramatischer Nachspielzeit

Der HSV führte in Fürth, Bielefeld lag gegen Osnabrück vorn, und der VfB Stuttgart hielt ein 1:1 in Wiesbaden. Dann tickten die letzten Sekunden.

Warum der VfB Stuttgart jetzt blöd dasteht

Ein umstrittener Handelfmeter führt zur bitteren 1:2-Niederlage in Wiesbaden – und Starstürmer Mario Gomez übt Kritik.

HSV-Gipfel mit Ausrüster Adidas geplatzt

Gern würde der HSV mit dem Sportartikel-Riesen über eine vorzeitige Verlängerung sprechen. Doch daraus wird wohl nichts.

Alle mal herhören!

Das Interview, wenn das Flutlicht aus ist

"Spitz auf Knopf" ist eine alte Redensart und heißt so viel wie: einen ungewissen Ausgang haben. Und genau das ist das Motto des Podcasts von Journalist und Stadionsprecher Carsten Kulawik. In diesem Format spricht er mit den verschiedensten Gästen – oft aus der Sport- und Medienbranche, aber nicht immer. In der ersten Folge zu hören: die Ruhrpott-Stimme von Werner Hansch.

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