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Frauen-EM, Lewandowski und ich

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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Das Wochenende lieferte reichlich Gesprächsstoff. Die drei Schlagworte sind: Frauen-EM, Zweitliga-Start, Lewandowski-Abgang. Auf Twitter habe ich daraufhin ein kleines Experiment gestartet und in einer nicht wirklich repräsentativen Adhoc-Umfrage abgefragt, welches Thema am Montag Aufmacher in den Tageszeitungen und natürlich im Newsletter sein sollte.

Nach 24 Stunden kam mit überwältigender Mehrheit von fast 55 Prozent das erwartete Resultat heraus: Frauen-EM, siehe Grafik unten. Das Thema ist so omnipräsent in meinen Sozialen Netzwerken, dass sich (a) kaum einer traut, auch nur ein Wort pro Männerfußball zu äußern, und (b) keine Erklärung ableiten lässt, warum die digitale Reichweite anderes aussagt.

Denn schaut man sich die Abrufzahlen bei Websites wie Sport1 im Detail an, liegt das Hauptinteresse doch wieder bei Robert Lewandowski und seinem Abgang beim FC Bayern. Grob schätzend, würde ich behaupten wollen: bei Faktor 10. Was also sollte der Aufmacher heute bei Fever Pit'ch sein? Für solche Fälle haben wir immer Alex Steudel - er löst das heute.

Die Überschrift seiner Kolumne: "Frauen-EM, Lewandowski und ich".

Einen mitteilsamen Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Twitter-Umfrage / n = 256
Erkenntnisse vor dem Duell mit Österreich

Erkenntnisse vor dem Duell mit Österreich

Deutschland schlägt Finnland mit 3:0 und zeigt, dass auch gegen defensive Gegnerinnen Lösungen da sind. Das DFB-Team beweist, dass es für das anstehende K.o.-Duell mit Österreich bereit ist.

Frauen-EM, Lewandowski und ich

Von Alex Steudel

Immer wieder tauchte zuletzt Frauenfußball in meiner Timeline auf; Frauen-EM hier, Gleichstellung der Frauen mit den Männern da. Ich weiß gar nicht, warum mir das dauernd aufgetischt wird, denn ich interessierte mich in der Vergangenheit wiederholt nicht für Frauenfußball oder die Frauen-EM. Vielleicht ist ja mein Algorithmus angeschlagen.

Obwohl ich weiß, dass es politisch unkorrekt ist, wenn ich nicht wie alle anderen die ganze Zeit darauf hinweise, wie toll Frauenfußball ist, dass die aktuelle Frauen-EM den wahren Fußball bietet, während es bei der Männerwinter-WM in Katar nicht mal Bier geben wird, und ich mich nicht mit den Gehältern und EM-Chancen der deutschen Frauen und dem Zustand der Innenverteidigung unser Viertelfinalgegnerinnen aus Österreich auseinandersetze, bleibe ich ruhig.

Die Frauen-EM geht an mir vorbei wie Meisterschaften an Bayer Leverkusen.

Vermutlich bringt mir da auch der mich verteidigende Hinweis nichts, dass ich durchaus für die Frauenquote bin, also lebensübergreifend und inklusive Fußball; Frauen wurden jahrzehntelang systematisch benachteiligt, warum sollten sie dann nicht auch mal ein paar Jahre lang systematisch übervorteilt werden.

Nettes von den Nachbarinnen

Nettes von den Nachbarinnen

Team Austria will den Deutschen im EM-Viertelfinale einen heißen Tanz bereiten. Martina Voss-Tecklenburg und ihr Team können mit dem Gefühl einer fast makellosen Vorrunde in das Duell gehen.

Um es kurz zu machen: Ich bin für die Förderung von Frauenfußball – bei größtmöglicher Ignoranz meinerseits für das Thema an sich. Ich finde, das sollte drin sein. Ich will in keinem Chor für mehr Frauenfußballgehalt mitsingen, ich weiß nicht, welcher Sender die Frauenbundesliga übertragen wird, ich habe einfach keine Zeit und keine Lust, die EM zu gucken oder darüber zu diskutieren, ob man "Fußball" statt "Frauenfußball" sagen muss.

Genauso wenig habe ich übrigens Lust, männliche A-Junioren-Bundesliga zu gucken oder dritte Liga oder Zweitligahandball der Frauen oder diese Sendung, wo ein Mann die ganze Nacht Bilder malt. Mein Freizeitbudget ist erschöpft, wenn ich 1. und 2. Liga der Männer und ein bisschen Golf und Formel 1 schaue.

Ich habe gelesen, dass Frauen genau so viel verdienen wollen wie Profimänner oder wenigstens in Liga 1 und 2 ein bedingungsloses Grundeinkommen möchten. Ich weiß zwar nicht, was ich einer Frauenvolleyballerin sagen soll, wenn sie mich fragt: Äh, Moment mal, und wieso nicht wir? Aber ich sage: Toll, ich bin dafür. Also wenn es jemand bezahlt, und der jemand nicht ich bin – her damit!

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Bestimmt täte das dem Frauenfußball gut, der ja nur zeitweise am Zulegen ist: 5.760.000 Menschen haben das Spiel gegen Finnland gesehen, toll, leider werden sie aber auf 124 oder 125 zusammenschrumpfen, wenn die Liga startet und Meppen gegen Freiburg kickt. Das ist ein Problem.

Es ist traurig, aber wahr: Der freie Markt regelt die Dinge im Fußball. Niemand außer vielleicht der HSV-Schatzmeister blättert einfach so ein paar Millionen für nix auf den Tisch. Solange es also die Frauen nicht schaffen, dass jemand wie ich lieber ihre Bundesliga oder EM guckt statt wie gestern Eintracht Braunschweig gegen HSV, wird das schwer. Ich wünsche ihnen aber das Allerbeste und hüte mich, etwas Abschätziges zu sagen, weil Frauenfußball ein Sport wie jeder andere ist.

Oder vielleicht doch nicht ganz, nehmen wir Cristiano Ronaldo und Robert Lewandowski. Die beiden haben es doch in den letzten Tagen tatsächlich immer wieder geschafft, die Frauenfußball-EM medial lahmzulegen mit einem simplen Bewegungsthema: Wer geht wo hin? Und dabei haben sie nicht mal richtig Fußball gespielt, die WM ist ja im Winter, und die Top-Ligen starten erst demnächst.

Ronaldo zeigte also ein paar Muskeln auf Instagram, Lewandowski trabte unmotiviert über bayerischen Trainingsrasen, Brazzo feilschte im eBay-Kleinanzeigenstil mit Barça, und während das geschah, verdienten CR7 und rl9 und der FC Bayern mehr Geld als die ganze erste und zweite Frauenbundesliga zusammen in 25 Jahren – und zwar vor Steuern und Werbung.

Das ist ungerecht, aber es ist so. Die Männer haben es sich über Jahrzehnte verdient. Die Frauen müssen noch, ich drücke völlig sarkasmusfrei alle Daumen, dass es klappt, aber jetzt muss ich aufhören mit dem Schreiben: Die zweite Halbzeit in Braunschweig beginnt.

Steudel-Kolumnen gibt's auch als Buch – der Titel: "UND AM ENDE GEWINNEN IMMER DIE BAYERN", 268 Seiten. Hier bestellen!

Die Bank pusht

Die Bank pusht

Ein Erfolgsfaktor der deutschen Auswahl bei der EM ist der Einfluss der Einwechselspielerinnen - wie das Beispiel Nicole Anyomi zeigt.

Heute im Fernsehen

Einfach reinklicken!

19 Uhr, Servus TV: Testspiel, Borussia Dortmund - FC Valencia

21 Uhr, DAZN: Frauen-EM, Island - Frankreich, Italien - Belgien

Lewandowski weg! Und jetzt, Ihr Bayern?

Die Tormaschine in Zahlen

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Robert Lewandowski verlässt die Bundesliga nach zwölf Jahren. Bei den Münchnern erzielte er in 375 Spielen wettbewerbsübergreifend 344 Tore. Der SID gibt einen Überblick über seine Bestmarken.

Von Thomas Häberlein

Jetzt, da Robert Lewandowski weg ist und mit ihm die Garantie auf seine vielen, vielen Tore, haben sie beim FC Bayern nochmal wertschätzend darauf hingewiesen, was ihnen in Zukunft fehlen wird: die vielen, viele Tore des bald 34 Jahre alten Weltfußballers. Dennoch hinterließen die Münchner am Wochenende auch nicht den Eindruck, als müssten sie deswegen nun den Spielbetrieb einstellen.

Tatsächlich haben sie nun keinen Mittelstürmer mehr, der zuverlässig trifft, aber: In Zukunft muss Trainer Julian Nagelsmann auch keine Rücksicht mehr nehmen auf den Weltfußballer. Der FC Bayern wird ohne Lewandowski also ein anderes System spielen können, eines, das den Ideen von Nagelsmann wohl eher entspricht und Ähnlichkeiten mit jenem des FC Liverpool unter Jürgen Klopp haben dürfte.

Status als Bayern-Legende zerstört?

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Der Abgang von Robert Lewandowski beim FC Bayern ist beschlossen. Eine Bundesliga-Legende geht - aber hat er mit der Transfer-Posse auch seinen Status beschädigt?

Ein unwürdiges Ende

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Der Wechsel von Lewandowski ist auch eine Geschichte von Versäumnissen, meint RND-Sportchef Heiko Ostendorp, der den Transfer aufarbeitet und erklärt.

Kann das funktionieren? Dem FC Liverpool sind ohne einen Spielertyp wie Lewandowski in der vergangenen Saison 94 Tore in der Premier League gelungen, mehr als die Hälfte davon, genau genommen 54, erzielten die Angreifer Mohamed Salah (23), Sadio Mane (16) und Diogo Jota (15). Beim FC Bayern sorgten Lewandowski (35), Serge Gnabry (14) und Thomas Müller (8) für 57 der 97 Bundesliga-Treffer .

Die Last des Toreschießens müssen nun eben auf mehrere Schultern verteilt werden, betonte Sportvorstand Hasan Salihamidzic, und er und Vorstandschef Oliver Kahn sind sich wohl sicher, dass dies gelingen wird. Mane spielt nun für den FC Bayern, Müller immer noch, Gnabry wohl wie erhofft künftig zentraler, es stehen außerdem noch Leroy Sane, Kingsley Coman und Jamal Musiala zur Verfügung.

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Robert Lewandowski hat seinen Willen bekommen. Doch das auf Kosten seines guten Rufs. Die wahren Sieger sind die Bayern-Bosse. Meint ran-Reporter Stefan Kumberger.

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Dabei hatte Vorstandsboss Oliver Kahn einen Lewandowski-Verkauf öffentlich klipp und klar ausgeschlossen. Bild-Sportchef Matthias Brügelmann fragt: Was ist sein Basta-Wort wert?

"Wir haben so viele Möglichkeiten, was unsere Offensive angeht", sagte Vorstandschef Oliver Kahn, "dass das für jeden unglaublich spannend und interessant wird, wer da wo spielt." Den schwierigsten Job hat nun Nagelsmann, der ein von ihm bevorzugtes System implementieren kann, aber auch die "Qual der Wahl" hat bei so viel Angreifern. "Das zu moderieren ist eine große Aufgabe", ahnt Salihamidzic.

Der FC Bayern ohne Robert Lewandowski wird ein anderer sein - könnte aber jede Menge Spaß machen.

Thomas Häberlein ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

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