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Fluch, Böser Blick, Vizevirus? Der arme Harry Kane

Englands Kapitän kam zu den Bayern, um endlich einen Titel zu gewinnen – der Schuss könnte wegen Leverkusen nach hinten losgehen

Foto: Imago / Sven Simon

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Ich wüsste zu gern, was gerade in Harry Kanes Kopf vor sich geht. Zerfressen ihn schon die Zweifel? Der Mann kam im Sommer aus einem einzigen Grund nach München: Um im reifen Alter von 30 Jahren den ersten Titel seines Lebens zu gewinnen. Und jetzt prallt er voll ans Bayer-Kreuz. Je nach Ausgang des Nachholspiels heute Abend gegen Union Berlin beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen schon vier bis sieben Punkte.

Ist das Pech, oder ist das England?

Wenn ich gemein wäre, würde ich darauf hinweisen, dass Engländer unter einer chronischen Pokalinsuffizenz leiden. Ich will ja nicht drauf rumreiten, aber: 1966. Danach null Erfolge. Zwar gewannen immer wieder englische Vereine die Champions League, aber eben nur, weil dort viele Nicht-Engländer arbeit(et)en: Didi Hamann, Ilkay Gündogan, Kai Havertz, Jürgen Klopp.

Das Kuriose am Fall Kane ist: Ihm selbst kann man ja nicht mal was vorwerfen. Der Nationalstürmer traf in dieser Bundesligasaison schon 22-mal. Er hat sich sehr gut eingegliedert, arbeitet fürs Team, ist kein Ego-Shooter. Und doch droht den Bayern die erste Vizemeisterschaft seit zwölf Jahren. Und 2012 waren sie nach 18 Spieltagen sogar Tabellenführer vor Dortmund.

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Ich frage mich: Was hat Harry Kane da eingeschleppt? Ist es ein Vizevirus? England verlor das EM-Finale 2021 gegen Italien. Oder handelt es sich um einen "unheimlichen Fluch", wie die Bild gestern mutmaßte? Ich fand es jedenfalls im August höchst verdächtig, dass die Münchner gleich nach Harry Kanes Ankunft das Supercup-Spiel gegen Leipzig verloren. Daheim. 0:3.

Mehr Omen geht eigentlich nicht.

Ich als Halbgrieche weiß, wovon ich spreche. Griechen sind Omen-Experten. Dort lauert an jeder Hausecke ein Fluch. Griechen haben seit jeher nur vor einer Sache mehr Angst als vor Angela Merkel: dem Bösen Blick. Den Bösen Blick werfen neidische Menschen auf einen, und schon ist man verflucht.

Ich frage mich: Wo hat Aki Watzke im Sommer 2023 hingeguckt?

Im Internet habe ich die Information gefunden, dass das Tragen spezieller Amulette Abhilfe schaffen kann, wenn man sich einen Bösen Blick eingefangen hat. Oder das Tragen der Farbe Blau. Hilft leider beides nicht. Amulette sind auf dem Platz verboten, und Blau - das ist 1860 München.

Nachgehakt: Die Bayern und der unheimliche Fluch des Harry Kane
Ereilt dem FC Bayern der Fluch von Harry Kane? Die Kolumne „Nachgehakt“ von Alfred Draxler.

Aber keine Kolumne ohne Lösungsansatz. Meine griechische Oma hat mich früher oft mit Salz in der einen und einem Küchenmesser in der anderen Hand malträtiert, wenn Böser-Blick-Verdacht bestand. Sie flüsterte dabei unverständliches Zeug und spuckte mir dauernd über beide Schultern.

Angesichts der Leistungen von Bayer Leverkusen kann ich mir gerade kein anderes Mittel vorstellen. Es sei denn, Harry Kane will am Saisonende aus Tradition wieder mit leeren Händen dastehen.

Ich bin also bereit, nach München zu fahren und mein Wissen an Kane anzuwenden. Ich muss nur eines dazusagen: Ich habe trotz Omas Behandlung danach nie eine Deutsche Meisterschaft gewonnen. Leverkusen aber auch nicht.

Achtung, ganz neu: Der Steudel-Jahresrückblick!

Alle Kolumnen des Jahres 2023 gibt es jetzt als Buch-Jahresrückblick – plus nachträgliche Anmerkungen und WM in Katar. Titel: Und dann kam Harry Kane – Alles über das kuriose Fußball-Jahr 2023, 298 Seiten, 14,95 Euro: Hier bestellen! Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de

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