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Trainingsanzug für 399 Euro - na und?

Der FC Bayern verkauft für Adidas Luxus-Klamotten im Fanshop. Die Empörung geht in die falsche Richtung.

Auf Instagram zeigt Leon Goretzka mit Serge Gnabry, was er hat. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Foto: https://www.instagram.com/leon_goretzka/

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Gestern war die Empörung groß, dass Bayern München einen Trainingsanzug für 399 Euro verkauft. Zugegeben, das Stück Stoff macht schon was her. Weiße Jacke, rote Hose, Adidas-Streifen und Adidas-Logo und dazu das FC-Bayern-Emblem auf der Brust: Wer sowas in der Öffentlichkeit trägt, will jedem zeigen, was ihm der Rekordmeister wert ist. Der Preis ist schnell erklärt: Es gibt nur 115 Stück von den Dingern. Alle Exemplare waren angeblich im Handumdrehen verkauft.

Die Aufregung war trotzdem überflüssig. Von den 45.885 Euro Umsatz, die der Ausverkauf der limitierten Trainingsanzüge eingebracht hat, könnte der FC Bayern allenfalls einen einzigen Arbeitstag von Leroy Sané bezahlen. Es wird dem Klub also nicht darum gegangen sein, seine Fans zu schröpfen, sondern eher darum, den Fanshop mit etwas Besonderem anzureichern. Ein Sammlerstück mit etwas Luxus. Was ist daran verwerflich? Das Teil kauft eh nur, wer sich's leisten kann.

Es gibt halt keinen Anspruch darauf, dass jeder Bürger einen Ferrari fährt, ein Häuschen im Süden sein Eigen nennt oder eben einen Luxus-Trainingsanzug des FC Bayern im Kleiderschrank hängen hat. Wenn ein Verein seine Zugehörigkeit zur Ferrari-Liga unbedingt beweisen will - na und? Niemand muss 399 Euro blechen, und ich würde darauf wetten, dass man Menschen in diesem rot-weißen Schmuckstück wohl selten im Alltag antreffen wird. Für Neid gibt's kaum Anlass.

Warum ich das alles hier schreibe: Mir geht es langsam auf den Keks, dass jede noch so gut gemeinte Idee durch den Kakao gezogen wird. So ein Trainingsanzug im Retro-Look ist eine Spielerei, mehr nicht. Viel ärgerlicher ist doch, dass die normalen Bundesliga-Trikots, die eine Identifizierung mit dem Verein stiften sollen, so sündhaft teuer geworden sind. Oder dass ein Stadionbesuch das Kostenniveau eines Wochenendurlaubs erreicht. Darüber müssen wir wettern!

Wenn der deutsche Fußball seine Fannähe beweisen will, dann lässt der DFB die Nationalmannschaft am frühen Abend spielen, reduzieren die Vereine ihre Eintrittskarten, schafft die Bundesliga ein Liga-Abo fürs Fernsehen, öffnen die Trainer die Eingänge zu ihren Trainingseinheiten, gehen die Spieler zum Friseur ums Eck, sammeln wir Autogramme statt Playstation-Cards. Und gemeinsam lachen wir über Typen, die 399 Euro für einen Trainingsanzug ausgeben.

Einen günstigen Mittwoch wünscht

Euer Pit Gottschalk


Neue Männer braucht das Land!
(Neue Frauen hat es schon)

Von Alex Steudel

Die Fifa-Awards waren ein Schlag ins Gesicht der deutschen Fußballfans. Kein deutscher Mann gewann irgendwas, niemand stand in der Weltelf, null deutsche Trainer holten einen Titel.

Wir sind wieder keiner mehr.

Auch kein Torwartpreis oder Fan-Award ging nach Deutschland, nix. Und Niclas Füllkrugs 1:1-Knaller gegen die Spanier wurde beim Puskas-Tor-des-Jahres-Award gnadenlos übergangen. Mensch, sie hätten zumindest einen Trostpreis für uns erfinden können, einfach nur um der alten Zeiten willen. Zum Beispiel: Kapitänsbinde des Jahres.

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So gab es Montagabend wahrscheinlich nicht mal deutsche Bedienungen beim Fifa-Abendessen. Wir waren in Paris das Hertha BSC der Fußballwelt, eine eher peinliche Randerscheinung, der ungeliebte Onkel aus Amerika.

Haben wir denn nicht gerade eben den Weltmeisterpokal in Händen gehalten?

Ich muss an Ina Deter denken, kennt ihr die noch? Mit ihrem „Ich sprüh’s auf jede Häuserwand: Neue Männer braucht das Land!“, sang sie sich 1983 zwar nicht in die Männerherzen, aber doch in die Charts. Heute ist das Lied wieder ganz aktuell.

Zumindest im Fußball. Denn kein Deutscher kam auch nur in die Nähe der Top Ten der Weltfußballer. Neue Männer haben wir leider herzlich wenige zu bieten. Jamal Musiala und Florian Wirtz vielleicht. Spuren von Kai Havertz. Der Rest geht auf die 40 zu.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Die spektakulärste deutsche Verjüngungskur der letzten Monate? Rudi Völler. Unsere Torhüter? Früher konnten wir uns vor Nummer einsen kaum retten, heute rekrutieren wir den Nationalkeeper aus der Geriatrischen Abteilung.

Plant der DFB etwa eine Neuauflage von Space Cowboys?

Zum Glück haben wir die Frauen; die holen alle Kohlen aus dem Feuer. Deutsche Frauen erreichten bei der EM 2022 das Finale. Deutschlands Frauenteams gewannen in diesem Jahrhundert zwei WMs, unzählige EM-Titel und neunmal die Champions League.

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Und Montagabend wurde die Wolfsburgerin Lena Oberdorf für die Fifa-Weltelf nominiert.

Ich setze jetzt alle meine Hoffnungen in deutsche Frauen. Ihre Bundesliga hat diese Saison den Zuschauerschnitt mal kurz verdreifacht. Im September kamen sage und schreibe 23.200 Menschen, um sich Frankfurterinnen gegen Bayerinnen anzusehen. Und nächsten Monat sollen sogar 50.000 zum Spiel Köln-Frankfurt ins Müngersdorfer Stadion kommen – es wäre deutscher Rekord.

Neue Männer braucht das Land! Neue Frauen hat es schon.

Das dritte Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.


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