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Matriciani-Effekt auf Schalke: So schön kann Kampf sein

Das Revierderby hat alle Erwartungen übertroffen. Und doch blieb beim 2:2 der Schalker gegen Dortmund auch Platz für ein bisschen Wehmut.

Foto: Imago / Team2

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ohne allzu große Erwartungen habe ich am Samstagabend den Fernseher eingeschaltet, um mir das Spiel Schalke 04 gegen Borussia Dortmund anzusehen. Das war ein Fehler. Also keine allzu großen Erwartungen zu haben war der Fehler. In der Veltins-Arena wurde dann nämlich genau der Fußball geboten, den ich mir immer wünsche: schnell, laut, schön, begeisternd, kämpferisch, am Ende mit einem überraschenden Ergebnis (2:2) und ganz neuen Helden. Fußball wie dieser hat uns alle mal zu Fans gemacht.

Das Publikum, notierten viele meiner Kollegen, habe "frenetisch" auf dieses Spiel reagiert. Ich saß zwar zu Hause, aber auch frenetisch. Warum ich beim Revierderby trotzdem ein bisschen wehmütig wurde und an die verpatzte WM in Katar denken musste, steht weiter unten.

Einen emotionalen Montag wünscht
Alex Steudel
(weil Pit Gottschalk diese Woche im Urlaub ist)

PS: "Schauspieler" ist mit das Fieseste, das man zu einem Fußballer sagen kann. Bei Joshua Kimmich verhält sich das ein bisschen anders, er ist nämlich einer. Gestern spielte der Bayern-Profi im Münchner Tatort "Hackl" mit – ich fand, es war eine sehr solide Performance, und seine Sätze passten genau zwischen die Schnittstellen. Der Oscar für den besten Nebendarsteller ging letzte Nacht in Hollywood trotzdem an einen anderen. Mehr dazu ganz unten.


Matriciani-Effekt auf Schalke: So schön kann Kampf sein

Von Alex Steudel

Nur Buchhalter notieren zum Revierderby: Unentschieden. Tatsächlich habe ich selten etwas Entschiedeneres erlebt als das Spiel Schalke 04 gegen Borussia Dortmund. Gut, formal gesehen endete es tatsächlich 2:2, der Abend produzierte aber einen Haufen Sieger. Schalke 04 natürlich, den überzeugendsten Abstiegskandidaten aller Zeiten. Klar, das vor Glück schreiende Publikum. Und ja, der Fußball an sich nahm am Samstag auch drei Punkte mit nach Hause.

Ein Mann stand aber über allem. Er hat es mir besonders angetan. Ich gebe zu, ich hatte ihn vorher nicht auf der Rechnung. Ich bin jetzt sein größter Fan. Sein Name: Henning Matriciani. Aktueller Beruf: Verteidiger.

Habt ihr den gesehen?

Matriciani riss mich immer und immer wieder hin mit seinen pfeilschnellen, holprigen, langbeinigen Anläufen, die allein zum Ziel hatten, das nächste Solo eines Dortmunders fair zu zerstören. Es war so schön. Basisfußball. Irgendwann konnte ich mich in freudiger Erwartung nur noch ins Sofa krallen, wenn sich eine Matriciani-Aktion abzeichnete.

Wenn er erfolgreich war, und das war er oft, schrie ich auf vor Glück, und das Sicherheitsventil schoss senkrecht aus dem Schnellkochtopfdeckel der Veltins-Arena. Die Leute drehten durch.

Was so ein Wille alles anrichten kann.

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Die Grundeinstellung des gelernten Physiotherapeuten: Ich gebe alles, keiner stoppt mich beim Stoppen. Und wenn ich nicht mehr kann? Dann gebe ich halt noch mal alles. Und dabei zog er eine tiefe Kerbe im Rasen hinter sich her. Mehr wirklicher Fußball ging nicht, die Dortmunder staunten nur, denn das Revierderby war mal wieder nichts für Filetiermesser. Matriciani ist der Mann an der Geflügelschere.

Als der arme, abgekämpfte Linksverteidiger, der eigentlich Innenverteidiger ist, der manchmal Rechtsverteidiger spielt, kurz vor Schluss durch die Gegend humpelte, dachten alle: Oh nein, das war's jetzt! Dann spielte er einfach weiter wie vorher. Matricianis Wille ist stärker als ein Krampf.

Apropos Krampf. Ich musste während des Revierderbys an die WM 2022 denken. Zwei von drei Spielen lang hatte ich mich über elf deutsche Profis geärgert, weil sie das Gegenteil von Henning Matriciani verkörperten. Deutschland spielte in Katar verkopft, blockiert, ziellos.

Haben wir bei der WM nicht alle mindestens einmal in den Fernseher geschrien: Jetzt haut euch doch endlich mal so richtig rein!?

Am Samstag stellte sich heraus: In Katar habe ich Matriciani vermisst, ohne ihn zu kennen. Zwei, drei von seinem Kaliber, und alles wäre anders gekommen.

Illustration: Jens Uwe Meyer / bergfest.at

Aber er ist nur Schalker. Dort trägt er die Nummer 41. Das ist kurz vor Platzwart. Groß und schlaksig ist er, unten und in der Mitte bestimmen zappelige Bewegungen das Geschehen, oben der Kopf, dessen Bewuchs sich offenbar an der Spielweise des Besitzers orientiert (defensiv), und den er vor dem Sprint gern nach unten zieht.

Matriacini erinnert mich ein wenig an Paul Potts, den weltberühmten Castingshow-Tenor. Wisst ihr noch? Vor dessen erstem Auftritt dachten alle: Was will der komische Typ denn hier? Danach dachten wir: Um Gottes Willen, was war das denn gerade? In Gelsenkirchen war es so ähnlich.

Gut. Natürlich ist Matriciani kein Sané, kein Musiala, und ein Hummels ist er erst recht nicht. Was ihn am Samstag so wertvoll machte: Das war ihm wurscht. Er hatte eine Mission: den Ball kriegen. Keine Gefangenen.

Während ein Süle den doppelten Übersteiger versucht, hat Matriciani den Ball schon ins Publikum gegrätscht und ihm zwei grüßende Fäuste hinterhergeschickt. Sein Spiel hat nichts von: Schaut mal her, was ich kann und wie toll ich bin, und das Trikot hier trage ich nur, weil ich muss, in Wirklichkeit habe ich viel teurere Klamotten.

Matriciani ist offenbar Überzeugungstäter. Kämpfer durch und durch. Er hat mich mitgerissen.

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Über sein Bundesligadebüt 2021 habe ich übrigens einen wunderbaren Satz gefunden: "Wurde gegen Eintracht Frankfurt in der 67. Minute eingewechselt und war als Gegenspieler von Filip Kostić schnellster Spieler des Spiels."

Bundestrainer Hansi Flick sollte künftig vor jedem Länderspiel einen Matriciani-Zusammenschnitt des Revierderbys zeigen. Oder am besten den Mann gleich einladen, notfalls als Motivationscoach.

Das dritte Steudel-Buch ist da! Titel: "Die nächste Kolumne ist immer die wichtigste". 276 Seiten für 14,95 Euro. Wer es sofort will: Hier bestellen! Wer ein signiertes Exemplar bevorzugt: Mail an post@alexsteudel.de.

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