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Thomas Tuchel: Die ärmste Sau beim FC Bayern

Das Pokal-Aus in Saarbrücken war abzusehen: Der Trainer hat zu wenige Spieler für drei Wettbewerbe – und jetzt wartet Dortmund

Foto: Imago / Fussball-News Saarland

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Gestern herrschte mir ein bisschen viel Aufregung um das Aus des FC Bayern beim Drittliga-Sechstletzten 1. FC Saarbrücken. Sogar in den Nachrichten brachten sie es. Dabei kann das Ganze doch niemanden wirklich überrascht haben.

Auf der To-Do-Liste der Bayern steht "Pokalsieg" schon seit Jahren kurz hinter "Toiletten im Umkleidetrakt saubermachen" und "Champions-League-Pötte abstauben". Der DFB-Pokal ist in München so wichtig wie Bier aus Bremen auf dem Oktoberfest. Der letzte Bayern-Trainer, der den DFB-Pokal gewann, hieß deshalb auch ... (Moment, kleine Pause, ich muss googeln, weil so lange her) … ach ja, Hansi Flick. 2020 war das.

Die Meisterschaft zählt beim FC Bayern, die Champions League ist das Maß aller Dinge. Der Pokal ist einfach nett. Viel zu großer Aufwand für ein sowieso ziemlich hässliches und unwichtiges Gefäß, das drinnen womöglich noch nach Brauselimo schmeckt, weil jetzt sogar schon die Leipziger den Pokal zweimal gewonnen haben.

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Flick-Nachnachfolger Thomas Tuchel weiß das natürlich. Vermutlich werden ihm per Arbeitsvertrag für jede nächste Runde, die er im DFB-Pokal erreicht, 100.000 Euro vom Gehalt abgezogen – wegen Gefährdung der Saisonziele. Der DFB-Pokal kostet zu viel Kraft – und das Triple-Argument zählt auch nicht mehr, das Triple haben die Bayern ja in den vergangenen zehn Jahren schon zweimal gewonnen.

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Tuchel ist die ärmste Sau an der Säbener Straße. Greift er den Pokal, könnte der Rest flöten gehen. Du kannst eben nicht nach New York fliegen und in Saarbücken, Paderborn oder Magdeburg zwischenlanden wollen.

Wie soll Tuchel mit dem Kader, den ihm Kalle Rummenigge und Uli Hoeneß im Sommer vor die Füße geschmissen haben und der auch noch Bestandteile von Brazzo enthält, arbeiten?

Vor dem Pokalspiel sagten sie sich im Trainerstab bestimmt: Am Samstag ist Spitzenspiel in Dortmund, am Mittwoch geht's gegen Galatasaray – da werfen wir im Saarland mal den Schongang an. So saßen in Saarbrücken Kane 90 Minuten auf der Bank, Gnabry 60 Minuten auf der Bank, Musiala 60 Minuten auf der Bank, Coman 60 Minuten auf der Bank. Alle wie Festgeld auf der Bank.

Das ist, als würde Bundestrainer Julian Nagelsmann fürs nächste Länderspiel den kompletten HSV nominieren.

Ah, da fällt mir ein: Im Bayern-Sturm stand Eric Maxim Choupo-Moting, früher tatsächlich HSV, und so spielte er auch, hüstel.

Tuchel musste also aus Kaderknappheitsgründen die Zweite Mannschaft ranlassen. Er konnte ja nicht ahnen, dass die keinen Bock hatte. Was er ahnen kann: Dass das Problem so schnell nicht weggeht.

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Nehmen wir die Bayern-Innenverteidigung. Sie hat das Durchhaltevermögen eines britischen Autos, Baujahr 1980 – kommt immer nur bis zur nächsten Ecke.

"Is' immer verletzt!", würde Giovanni Trapattoni sagen. Dayot Upamecano hat gerade Oberschenkel, in Saarbrücken hat es auch Matthijs de Ligt wieder erwischt – die Kapsel. Selbst Ersatzersatz Tarek Buchmann fällt mit Muskelbündelriss aus. Und der letzte Zuverlässige, Min-jae Kim, diente im Sommer beim Korea-Bund und spielt von 12. Januar an Asien-Cup. Bis zum 10. Februar geht der.

Wenn's dumm läuft, hat Kim dann im Achtelfinale der Champions League schon nach zwölf Minuten Seitenstechen.

Was kann Tuchel tun? Nix. Hoffen, dass das Duo Kalle/Uli im nächsten Transferfenster wie versprochen liefert. Also Spieler liefert. Ein, zwei Mann für die Abwehr wären gut, ein, zwei Mittelfeldler, noch ein Stürmer.

Vielleicht wäre es einfacher, der FC Bayern kauft im Winter Tottenham oder den AC Mailand.

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