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FC Bayern: Ende einer Ära

Der Rekordmeister ist am Ende – physisch, mental. Und niemand weiß, wie und mit wem es 2024/25 besser werden soll

Foto: Imago / IPA Sport

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Manchmal hofft man einfach zu viel. Erst ganz am Ende einer langen Kette von Negativ-Erlebnissen, wenn einem gar nichts anderes mehr übrig bleibt, stellt man sich die Fragen, die sich eigentlich längst gestellt hatten. Wie konnte es so weit kommen, was ist passiert?

(Man fragt sich übrigens nicht: Ist vielleicht der Linienrichter schuld?)

Solche Gedanken hatte ich am Mittwochabend, als in Madrid eine große Ära des FC Bayern zu Ende ging: mit zehn Saisonniederlagen und keinem Titel. Nicht mal für den Supercup hat's gelangt. Ein Desaster.

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Natürlich habe auch ich gegen 22.45 Uhr gedacht: Okay, sie ziehen ihren Hals vielleicht wieder aus Schlinge. Ist ja schließlich der FC Bayern. Oder einfach nur "DIE BAYERN!", wie Marcel Reif im Finale 2001 so genial vereinfachend schrie, dass alle sofort wussten, was gemeint war.

Die Bayern waren für eine sehr lange Zeit keine Mannschaft, sondern ein Zustand.

Leider sind die Bayern von heute nicht mehr DIE BAYERN!, wie ich sie kenne, wie ich sie auch als Reporter kennengelernt habe. Sie sind müde, ausgelaugt, falsch geführt, eine Menge Fehlentscheidungen haben sie ausgemergelt. Sie stehen am Ende einer Sackgasse, mit dem Gesicht zur Wand, und schreien: "Linienrichter!"

Angefangen hat alles mit Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn. Die Ex-Bosse legten einen Grundstein aus Pappe, in den der Klub jetzt ganz langsam eingesackt ist. Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge übernahmen dann mit einer "Lasst mal Papi machen"-Mentalität und machten alles schlimmer.

Und der Trainer? Hat leider auch versagt. Das Team, das am Mittwoch nur 1:2 verlor und trotzdem unterging, war physisch und mental am Ende. Fast kein Spieler wirkte im Bernabeu richtig anwesend, Sané & Co. spielten wie mit riesigen Mühlsteinen am Hals. Oder als habe es vor dem Anpfiff Schweinsbraten mit dicken Kartoffelklößen und fetter Sauce obendrauf gegeben.

Die Bayern waren gegen Real Madrid so schwach, wie ich sie selten gesehen habe. Übertrainiert wirken sie außerdem: Bei jeder hektischen Bewegung verletzt sich jemand, Thomas Tuchel hat die Mannschaft offenbar ziemlich runtergeritten.

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Und jetzt? Hat das Leid ein Ende. Re-Start im August aus Startreihe zwei. Borussia Dortmund steht im Champions-League-Finale, Bayer Leverkusen ist die Mannschaft der Stunde in Europa, und vor dem VfB Stuttgart verneigt sich ganz Deutschland.

Der FC Bayern ist gerade das, was Mercedes in der Formel 1 ist. Droht zur Randerscheinung zu werden. Und keiner weiß: Wer soll den Klub wieder in die Pole Position zurückschieben?

Ein Banker aus Ostfriesland? Ein Manager, der seinen Job im Mittelmaß gelernt hat und schon am zweiten Arbeitsplatz die Lust verlor? Ein Führungsduo, das zusammen 140 Jahre alt ist?

Ein Trainer, der noch gar nicht verpflichtet ist?

Ich glaube, auf die Bayern-Fans kommen harte Zeiten zu.

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