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Enttäuscht von Eintracht Frankfurt

Die Mannschaft, die uns bis vor kurzem wenigstens international begeistert hat, ist inzwischen wettbewerbsübergreifend nur noch Durchschnitt

Foto: Imago / osnapix

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Ich habe mich an dieser Stelle mehrmals lobend über Eintracht Frankfurt geäußert. Leider muss, wer im Aufzug hochfährt, aus physikalischen Gründen ab und zu auch wieder runter. Also dann: Nächster Halt Erdgeschoss.

Ich bin enttäuscht.

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Okay, wir haben dem Verein magische Nächte zu verdanken. Das legendäre 3:1 im Pokalfinale gegen die Bayern, Niko Kovacs One-Hit-Wonder. Später unter Oliver Glasner die wunderbarsten internationalen Auftritte. In Athen, Sevilla, Barcelona riecht's heute noch nach Hessen. Am Ende stand der Europapokalsieg 2022.

Dass die Frankfurter in der Bundesliga stets eher so mitgeschwommen sind, habe ich hingenommen. Die nationale Reisetätigkeit der Eintracht besteht ja im Grunde schon seit Jahren aus Fahrten zu den Plätzen sechs und sieben und wieder zurück.

Nun begeistert uns der Klub aber leider seit längerer Zeit nicht mehr wie gewohnt zum Ausgleich in den Pokalwettbewerben, wodurch ein Euphorievakuum entstanden ist. Der schrittweise Abstieg von der Champions in die Conference League kellerte zuletzt dort im Zwischenrunden-Aus gegen Union Saint-Gilloise. Im Pokal-Achtelfinale war Saarbrücken übermächtig.

Wie kann man eigentlich innerhalb von zwei Jahren gegen den FC Barcelona, West Ham United und Betis Sevilla gewinnen, aber gegen den Drittligisten Saarbrücken verlieren? Machen wir uns nichts vor, die aktuelle Eintracht ist nicht mehr viel wert. Von den letzten zehn Spielen hat sie zwei gewonnen. Die Zeiten, in denen ich begeistert SGE-TV einschaltete, um dieses Team zaubern zu sehen, sind vorbei. Der neue Trainer Dino Toppmöller hat aus einem Europapokalsieger eine ganz normale Bundesligatruppe gebastelt.

Was ist bloß aus der fantastischen Eintracht geworden?

Krösches Treueschwur ist für Eintracht Frankfurt Segen und Bürde zugleich
Sportvorstand Markus Krösche setzt mit seiner Vertragsverlängerung bei Eintracht Frankfurt ein Zeichen und geht in Sachen Kontinuität voran. Für die Hessen ist das gut, jetzt muss die vielbeschworene Entwicklung aber auch sichtbar werden.

Gut, vielleicht liegt's auch an der Personalpolitik. Auf ebenbürtige Nachfolger von Leuten wie Rebic, Kostic, Haller, Jovic, Kolo Muani, Sow, Lindström, Borré warte ich noch heute. Und von den elf Spielern, die im Europapokalfinale gegen die Glasgow Rangers in der Startelf standen, haben sieben den Verein verlassen. In der letzten Aufstellung gegen Union Berlin (0:0) fand ich nur noch drei wieder.

Der verantwortliche Sportchef Markus Krösche, dessen Vertrag gerade frisch bis 2028 verlängert wurde, hat zwar mächtig zugelangt: 23 Mann lang ist allein die Liste der Zugänge dieser Saison inklusive zurückgeholter Leihspieler. Gebracht hat's nix. 83 Millionen down se drain, wie der Engländer sagt.

Wenig verwunderlich, dass Frankfurt kürzlich auch an der Wiederauferstehung der deutschen Nationalelf in etwa so stark beteiligt war wie Paderborn am letzten Champions-League-Sieg von Manchester City. Die Zahl der Stammspieler beim DFB hat sich auf null eingependelt. Nur Robin Koch stand im Nagelsmann-Kader und wurde eingewechselt. Schön für ihn.

Aber mal ehrlich: Wegen Robin Koch schalte ich den Fernseher heute nicht ein. Heute spielt nämlich Frankfurt gegen Werder Bremen. Das ist Sechster gegen Zehnter. Der Durchschnittico. Da gehe ich lieber ein Bierchen trinken.

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