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Embolo und Rose: Mönchengladbach in Erklärungsnot

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Die Fußballprofis haben großes Glück - sie dürfen kreuz und quer durchs Land reisen, um ihrem Beruf nachzugehen, während der Rest des Landes an den Corona-Maßnahmen verzweifelt. Kleine Bedingung: Hygiene-Konzept beachten, soziale Kontakte einschränken, am besten nur trainieren und dann ab nach Hause. Für ihre Zurückhaltung werden Fußballprofis sensationell gut bezahlt. Anders als Normalbürger: Die sind schon froh, wenn sie von ihrem Arbeitgeber nicht in Kurzarbeit geschickt werden, nicht ihr kleines Geschäft wegen des Lockdowns schließen müssen oder nicht an Covid-19 erkranken. Die Politik mahnt jeden Tag aufs Neue: Die Lage ist ernst.

Es hat deswegen nichts mit Sozialneid zu tun, dass die Wut auf Breel Embolo groß ist. Die Party in Essen, wo er nahe dran war, verstößt nämlich nicht nur gegen die Corona-Regeln, die hierzulande aus gutem Grund gelten, und gegen die Vorbildfunktion, die Menschen im Rampenlicht ausüben. Seine Anwesenheit ist Ausdruck großer Undankbarkeit, er weiß die Privilegien seines Berufsstands nicht zu schätzen. Es ist wie seinerzeit bei Hertha-Profi Salomon Kalou und dessen Skandal-Video aus der Umkleidekabine: Ist es so schwer, ein paar Wochen die Füße außerhalb des Rasens stillzuhalten? Uns allen geht die Pandemie auf den Geist. Aber Zurückhaltung ist alternativlos.

Schlimmstenfalls bricht die Diskussion erneut los, ob der Profifußball tatsächlich den Sonderstatus als schönste Nebensache der Welt verdient. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach stellt die EM 2021 im Sommer infrage. Sein nächster Gedanke wird die Bundesliga betreffen: Darf und soll man die Spieltage durchziehen? Eine Aktion wie die von Embolo nährt seine Argumentation noch, dass das beste Hygiene-Konzept nichts hilft, wenn sich vereinzelte Spieler nicht daran halten. Niemand ist geholfen, sollte die Liga von heute auf morgen den Spielbetrieb einstellen müssen. Aber Fakten zählen wenig, wenn alle guten Vorsätze öffentlich konterkariert werden.

Inzwischen hat Breel Embolo dementiert, dass er "auf der Party" gewesen ist; er sei vielmehr "im Umfeld" gewesen. Das mag sowohl juristisch als auch semantisch einen Unterschied ausmachen. An der Sachlage ändert die Feinheit wenig: Er sollte sich mit seiner Fahrt nach Essen, um dort "mit einem Freund" in unmittelbarer Nähe zu einem Lokal Basketball zu schauen, erst gar nicht in den Verdacht eines Verstoßes begeben. Offenbar war er ja so nah an der Party, dass die Polizei seine Personalien aufnahm. Nur so kann ein Profi Missverständnisse vermeiden, die ihn und seinen Arbeitgeber und womöglich den Profifußball an sich in Erklärungsnot bringen.

Einen verbarrikadierten Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Breel Embolo: Pause in Mönchengladbach

Verbotene Party-Nacht in Essen?

Breel Embolo von Borussia Mönchengladbach soll mit einem Partybesuch gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen haben. Der Verein hat sofort Konsequenzen gezogen und den Stürmer für ein Spiel suspendiert.

Gladbach schmeißt Stürmer-Star aus dem Kader

Borussia Mönchengladbach wird im Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen auf Breel Embolo verzichten. Wie der Klub bekannt gab, warf der Tabellenachte den Angreifer aufgrund eines Verstoßes gegen die Corona-Regeln aus dem Kader.

Marco Rose: Gladbach braucht endlich sein Bekenntnis

Von Tobias Holtkamp

Borussia Mönchengladbach hatte in dieser Saison schon viele herausragende Momente - eine herausragende Saison spielen sie aber nicht.

Großen Champions League-Abenden in Mailand, Donezk und Madrid oder Siegen gegen Bayern und Leipzig stehen auch ernüchternde Erlebnisse entgegen. In der Bundesliga hat die Mannschaft von Trainer Marco Rose zu viele Punkte liegen lassen. Von acht Heimspielen nur drei gewonnen. Augsburg, Hertha und Hoffenheim im Borussia-Park nicht geschlagen, Union auch nicht und zuletzt auch Stuttgart wieder zwei Punkte überlassen.

Ein Thema beschäftigt den Verein, sehr sogar. Es hängt fast wie eine dunkle Wolke über der Borussia - und lenkt sie immer wieder vom eigentlich einzig relevanten Geschehen, dem auf dem Platz, ab. Das will man nicht glauben, gerade als Beteiligter - das lässt sich aber kaum verhindern. Denn es wird immer wieder hineingetragen. Verlässt der so wichtige Erfolgstrainer Marco Rose im Sommer Mönchengladbach?

Der Aufschwung seit Sommer 2019, als aus dem guten Bundesligisten Borussia eine hochmoderne Fußball-Mannschaft wurde, mit in Windeseile vorgetragenen Umschaltmomenten, einer hohen Pass- und Spielgeschwindigkeit sowie einer Mentalität und Spielfreude, die Gegner nicht selten neidisch nach Mönchengladbach schauen lassen. Stark, so sehen es eigentlich alle in der Branche, was Rose und sein Team in kurzer Zeit am Niederrhein geschaffen haben.

Der Trainer Marco Rose würde seinem Verein sehr helfen, wenn er ein paar klare Worte zu seiner Zukunft sprechen würde. Ein Bekenntnis zur Borussia, bei der er noch bis Ende Juni 2022 einen Arbeitsvertrag hat, wäre wichtig - denn es würde die Situation beruhigen.

Natürlich ist es ein Thema auch bei den Spielern, was der Trainer macht. Viele setzen darauf, dass er bleibt. Dass er auch da Vorbild ist und eben nicht beim nächsten Angebot weiterzieht, zu einem Verein noch dazu, Dortmund soll ja stark interessiert sein, den viele Mönchengladbacher ihren Farben gar nicht weit voraus sehen. Wenn überhaupt.

In den großen Berateragenturen, die ja auch Borussen-Spieler vertreten, gehen nicht wenige mittlerweile von einem Rose-Wechsel aus. Auch intern hat sich der Trainer noch nicht erklärt, kein Zukunfts-Statement abgegeben. Was er natürlich auch nicht muss, keine Frage. Was gewisse Lagen aber manchmal erfordern. Weil sie so zu entwirren sind.

Wobei, eigentlich ist es fast egal, in welche Richtung sich Mönchengladbachs Trainer erklären würde. Sollte er die Idee haben, im Sommer "den nächsten Schritt" zu machen, könnte er auch damit für Klarheit sorgen. Auch dann wüsste jeder, woran er ist - und würde Rose, wenn er seine Gedanken argumentiert, sehr wahrscheinlich sogar verstehen. Eine Ausstiegsklausel im Vertrag des Cheftrainers, über die immer wieder berichtet wird, irgendwo zwischen fünf und zehn Millionen Euro, dementiert auch Manager Max Eberl nicht.

Für potenzielle Neuzugänge ist es zurzeit schwer, Borussia Mönchengladbach als kommenden Arbeitgeber einzuschätzen. Gerade den großen Talenten Europas, um die Scouting-Chef Steffen Korell immer häufiger buhlt, ist es mittlerweile extrem wichtig, in wessen Hände sie sich begeben. Welcher Fußballlehrer sich ihrer Entwicklung annimmt. Welche Ideen er hat.

Vor Mönchengladbach liegen spannende Monate, voller bedeutender Spiele und großer Entscheidungen. Nichts wäre schlimmer, als wenn das Trainer-Thema zu einer relevanten Belastung wird - die am Ende wichtige Punkte kostet!

Heute im Fernsehen

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Mönchengladbach - Werder Bremen

20.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Bayer Leverkusen - Borussia Dortmund, Hertha BSC - TSG Hoffenheim, Mainz 05 - VfL Wolfsburg

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Jetzt ein Wellensittich

Özil-Wechsel zu Fenerbahce gerät zum Staatsereignis

Fenerbahce inszeniert die Ankunft von Mesut Özil mit allen Mitteln. Für ihn ist es wohl der Rückzug vom internationalen Spitzenfußball.

Von Marco Mader

Für Mesut Özil ist der Wechsel zu Fenerbahce nach Istanbul zunächst und vor allem ein sportlicher Neuanfang. Beim FC Arsenal war der Weltmeister von 2014 in der Sackgasse gelandet. Mit seinem Wechsel an den Bosporus will er im reiferen Fußballeralter von 32 Jahren seine massiv ins Stocken geratene Karriere wiederbeleben. Wenn nicht auf höchstem, so doch auf hohem Niveau.

Weil er Arsenal ein halbes Jahr vor Vertragsende verlässt, verzichtet der bisherige Topverdiener der Gunners auf viel Geld. Aber um das Finanzielle geht es bei diesem Transfer nicht - sondern, so suggeriert es jedenfalls die Özil-Seite: um echte Liebe.

Schon als Kind sei er auch Fan der Wellensittiche gewesen, verriet Özil kürzlich. Dabei galt der gebürtige Gelsenkirchener doch als glühender Schalker. Seine Ehefrau Amine hatte ihren Lebensmittelpunkt lange Zeit am Bosporus, auch sie dürfte den Wechsel begrüßt haben. Und dann streuten die findigen PR-Leute im Hintergrund noch die schöne Geschichte vom Versprechen, das Özil seiner Mutter Gulizar gegeben haben soll: Eines Tages werde er für Fenerbahce spielen.

Sogar die Times ätzt zu seinem Abschied

Der Wechsel zu Fenerbahce hat zwei Seiten. Die politische ist, dass der Wechsel beim Erdogan-Regime willkommen ist.

Und so scheint der Gang von der weltweit beachteten Premier League in die international zweitklassige Süperlig konsequent. Das ist er aber nicht nur sportlich und familiär, sondern auch politisch.

So sehr sich Özil nach dem Eklat um das Foto mit dem türkischen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und dem historischen WM-Desaster 2018 von seinem Geburtsland Deutschland entfernt hat, so sehr hat er sich der Heimat seiner Eltern angenähert. Zugleich stieg sein Ansehen in der Türkei massiv. Die Fans empfangen ihn mit offenen Armen.

Und nicht nur die. Mit dem Wechsel nach Istanbul rückt Özil ein weiteres Stück näher an seinen Trauzeugen Erdogan heran. Als dessen Klub gilt zwar Fenerbahces Stadtrivale Basaksehir, den Erdogan politisch förderte. Der türkische Machthaber aber war und ist: Fener-Fan.

Marco Mader ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

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