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Wahrheit in der DFB-Familie

Amazon Prime zeigt Ausschnitte aus der Katar-Doku, wie die Nationalelf das WM-Desaster erlebte. Zu sehen: ein aufgebrachter Bundestrainer Hansi Flick. Das ist gut so!

(c) Amazon Prime

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Die Fassungslosigkeit über das Unvermögen der deutschen Nationalspieler gipfelt in einem Statement des damaligen DFB-Direktors Oliver Bierhoff, der in der Amazon-Doku ratlos und öffentlich die Frage stellt: „Was ist mit dieser Mannschaft los?“ Die Frage stellten sich auch Millionen Fans, die nicht glauben konnten, was ihnen bei der Winter-WM in Katar geboten wurde.

Bis heute gibt es keine Erklärung, warum die DFB-Truppe zum zweiten Mal in Folge vorzeitig in einer WM-Vorrunde ausschied. Der aktuelle Sportchef Rudi Völler tut die Blamage „mit 20 schlechten Minuten gegen Japan“ ab. Die Amazon-Doku entlarvt: Mit halbgaren Analysen lässt sich das 1:2 gegen Japan nicht schönreden; der Punktverlust war hinterher nicht mehr aufzuholen.

Es war halt doch der Streit um die Spielführerbinde, die vom Tagesgeschäft ablenkte und - nach Ansicht des Bundestrainers - Politik und nicht Fußball zur Hauptsache definierte. Zu viele Spieler wollten die Fifa mit ihrem politischen Sendungsbewusstsein überraschen und nicht die Gegenspieler mit ihrem Selbstbewusstsein. Das führte zwangsläufig zum WM-Desaster.

Darin liegt der Benefit, dass die Amazon-Kameras die Verzweiflung hinter den verschlossenen Türen dokumentierten und die Gesichter die Wahrheit erzählen und nicht die Presseabteilung: Am Ende sind es doch die Spieler, die ihr taktisches Verständnis lieber auf Instagram zeigen als auf dem Rasen, lieber ihr politisches Feingefühl demonstrierten als sportliche Dominanz.

Wie angekotzt darf ein Bundestrainer sein?
Hansi Flick ist wütend, dass die Nationalelf ein Jahr vor der Heim-EM in der Krise steckt. Aber wenn er Erfolg will, muss er sich ändern.

Der Trainer ist damit nicht freigesprochen. Seine Fehlgriffe bei der Mannschaftsaufstellung (Füllkrug nicht in der Startelf) und sein mangelhafter Instinkt bei der Quartierwahl (irgendwo im Nirgendwo) sind unentschuldbar. Aber die Amazon-Doku ist pures Gold: Selten wurden Missstände und das Missverständnis zwischen Trainer und Mannschaft schonungsloser offengelegt.

Wem das hilft: zum einen der Wahrheitsfindung - Fußballfans sehen, wie das Turnier wirklich vergeigt wurde. Zum anderen: Der DFB kommt mit seinen Ablenkungsmanövern, Plattitüden und Durchhalteparolen zur Heim-EM 2024 nicht davon. Die Amazon-Doku, die rechtzeitig zu den nächsten Länderspielen erscheint, zwingt den Verband, sich ehrlich zu machen. Die Defizite sind groß.

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