„Die Tabelle lügt immer“
Guardiola plant den perfekten Fußball – und verliert doch. Christoph Biermann erzählt, warum der Zufall der wahre Regisseur des Spiels bleibt.

IMAGO/Panama Pictures
Inhaltsverzeichnis
Pep Guardiola verkörpert den Traum vom berechenbaren Fußball – und gleichzeitig seinen Widerspruch. Seine Teams dominieren Ball, Raum, Chancen – aber verlieren trotzdem. Wie kann das sein? Für Christoph Biermann (11Freunde) ist das der Beweis, dass selbst im durchgeplanten Hochglanzfußball der Zufall mächtiger bleibt als jedes System.
In seinem neuen Buch „Die Tabelle lügt immer“ (jetzt bei Amazon erhältlich) räumt er mit einem der hartnäckigsten Fußballmythen auf: „Die Lüge ist, dass wir glauben, am Ende gleiche sich alles magisch aus.“ Das klinge schön, „ist aber komplett falsch“, erklärt er im Fever Pit’ch Podcast.
Tabellen bilden Ergebnisse ab – nicht, was an Leistung, Kontext und Zufall im Spiel war. „Fußball ist keine Mathematik, aber wir sind natürlich in der Lage, inzwischen mit komplexen Daten sehr, sehr viel mathematisch zu arbeiten“, sagt Biermann. Wie der FC Brentford. Der bringe bei Standards „Mann und Maus an den gegnerischen Strafraum“ – denn die Wahrscheinlichkeit, ein Tor zu schießen, übersteige das Konterrisiko beträchtlich. Und auch: „dass jetzt neuerdings alle Mannschaften die Einwürfe in den gegnerischen Strafraum pfeffern“ – sei kein Zufall, sondern Ergebnis von Wahrscheinlichkeitsrechnung.
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THE CLUB IS YOURS
Aber einen sicheren Sieg könne man auch damit nicht vorhersagen. Das zeige das Beispiel Guardiola. Der ist „einer der Trainer, der am deutlichsten über Glück und Pech beim Fußball spricht“ – weil er die Grenzen von Kontrolle am eigenen Leib erfahren hat. Schließlich hat er zwar viele Titel gewonnen, aber eben „auch einen Haufen großer Spiele verloren.“ Zum Beispiel das Champions-League-Halbfinale mit Manchester City gegen Real Madrid. „Real Madrid hat in diesem Spiel nicht viele Chancen rausgespielt. Die haben drei Schüsse abgegeben,“ erinnert sich Biermann. Klarer Fall von Spielglück – oder Zufall.
Am Ende bleibt Fußball ein kontrolliertes Chaos – das Biermann mit seinem Buch auch keineswegs entzaubern will. Vielmehr will er Bewusstsein schaffen: Denn wer die Lüge der Tabelle erkennt, bewertet fairer – Spieler, Teams und auch Trainer wie Guardiola. Manche Strategien lassen sich vielleicht berechnen, erklärt Biermann, „aber am Ende ist der Zufall trotzdem nicht ausgeschaltet.“ Genau deshalb bleibt Fußball groß.
Takeaways
- Die Tabelle lügt nicht immer, sie spiegelt oft nicht die Realität wider.
- Zufall spielt eine entscheidende Rolle im Fußball.
- Datenanalysen helfen, die Leistung von Teams besser zu verstehen.
- Die Mathematisierung des Fußballs verändert die Spielstrategien.
- Psychologische Faktoren beeinflussen die Leistung von Spielern.
- Generationenunterschiede prägen die Wahrnehmung von Fußball.
- Fußball lebt von Überraschungen und unvorhersehbaren Ergebnissen.
- Die Diskussion über Fußball ist oft emotional und subjektiv.
- Expected Goals sind ein wichtiges Werkzeug zur Analyse von Spielen.
- Die Zukunft des Fußballs könnte noch datengetriebener werden.
Chapters
00:00 Einführung in die Fußball-Diskussion
03:07 Die Lüge der Tabelle
05:59 Zufall und Können im Fußball
09:06 Daten und Wahrscheinlichkeiten im Fußball
11:50 Die Mathematisierung des Fußballs
15:20 WERBUNG
17:10 Psychologie und Glück im Fußball
24:12 Die WM 2022 und ihre Folgen
27:00 Die Bewertung von Fußballspielen
30:34 Die Rolle des Zufalls im Fußball
34:44 Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit im Fußball
37:14 Generationsunterschiede in der Fußballwahrnehmung
41:17 Abschluss und Ausblick auf zukünftige Spiele