Die Panik der Löwen offenbart Krise der Selbstwahrnehmung

1860 München entlässt Trainer und Geschäftsführer nach einer Serie von Niederlagen.

|30. September 2025|
! ACHTUNG FOTOMONTAGE ! Hier im Bild Dr.Christian Werner, Geschäftsführer (TSV 1860 München) (li.) und Patrick Glöckner Gloeckner, Trainer (TSV 1860 München) (re.) die heute früh mit sofortiger Wirkung von ihren Ämtern freigestellt wurden, Trainerentlassung, Geschäftsführerentlassung *** ATTENTION PHOTO MONTAGE Here in the picture Dr Christian Werner, Managing Director Sport TSV 1860 Munich left and Patrick Glöckner Gloeckner, coach TSV 1860 Munich right who were released from their posts this morning with immediate effect, dismissal of coach, dismissal of managing director
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IMAGO/Ulrich Wagner

Inhaltsverzeichnis

Patrick Glöckner ist nach acht Monaten bei 1860 München schon wieder Geschichte. Die Doppelentlassung von Trainer und Geschäftsführer Christian Werner nach nur drei Niederlagen wirkt wie ein Reflex aus vergangenen Zeiten, als der Verein noch erste und zweite Liga erlebte. Doch die Realität ist brutaler: Die Sechziger agieren in der dritten Liga wie ein Erstligist, der seine eigene Gegenwart nicht akzeptieren will. Die hohe Erwartungshaltung und der immense Druck im Verein haben sich in dieser überhasteten Entscheidung entladen – ein Muster, das 1860 seit Jahren gefangen hält.

Die Verpflichtungen von Kevin Volland und Florian Niederlechner sollten den entscheidenden Unterschied machen. Zwei Profis mit zusammen fast 200 Bundesligaspielen für die dritte Liga – das klang nach einer Garantie für den Aufstieg. Elf Punkte aus den ersten fünf Spielen schienen diese Rechnung zu bestätigen. Trotz dieser vielversprechenden Saisonvorbereitung geriet das Team nach wenigen Spielen in eine Krise, die niemand kommen sah. Das 1:5 gegen Hoffenheims zweite Mannschaft war mehr als eine Niederlage. Es war die Demaskierung einer Mannschaft, die ihre eigene Qualität überschätzt hatte.

1860 München sucht sich immer Bauernopfer

Der Absturz von Platz zwei auf Platz zehn verdeutlicht die Schwere der Situation, aber er erklärt nicht die Panik der Verantwortlichen. Drei Niederlagen in Serie sind im September kein Grund für einen Neuanfang. Sie sind ein Grund für Analyse und Korrektur. Stattdessen wählt 1860 den Weg des geringsten Widerstands: Köpfe rollen lassen, Aktivität vortäuschen, Zeit gewinnen. Werner und Glöckner sind die Bauernopfer eines Vereins, der seine Identität zwischen Tradition und Moderne verloren hat.

Das eigentliche Problem liegt tiefer. 1860 München konstruiert Jahr für Jahr Mannschaften für einen Aufstieg, der nicht gelingen will. Die prominenten Namen sollen Qualität suggerieren, wo vielleicht keine ist. Volland und Niederlechner mögen einst Bundesligaspieler gewesen sein, aber die dritte Liga verzeiht keine Nostalgie. Sie fordert Hunger, Demut und die Bereitschaft, sich jeden Punkt zu erarbeiten. Eigenschaften, die man nicht mit Geld kaufen kann.

Die Entlassung Glöckners wird nichts ändern. Der nächste Trainer wird dieselben strukturellen Probleme vorfinden: überhöhte Erwartungen, alternde Stars und eine Vereinsführung, die bei den ersten Rückschlägen die Nerven verliert. Solange 1860 München nicht begreift, dass Größe in der 3. Liga neu definiert werden muss, wird der Verein weiter zwischen Hoffnung und Enttäuschung pendeln. Die wahre Krise der Löwen ist nicht sportlicher Natur. Es ist eine Krise der Selbstwahrnehmung.