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Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Heute werden in Istanbul die Vorrundengruppen in der neuen Champions-League-Saison ausgelost. Die Bundesliga schickt vier Mannschaften ins Rennen: Bayern München und Borussia Dortmund, VfL Wolfsburg und RB Leipzig. Bis Weihnachten werden die Klubs ermittelt, die in die K.o.-Runde im neuen Jahr einziehen. Die Erwartungen aus deutscher Sicht sollten - leider - überschaubar bleiben. Die üblichen Verdächtigen in England, Frankreich und vermutlich Spanien investieren in ihre Mannschaften, als hätte es Corona nie gegeben. Darin liegt vielleicht die eigentliche Spannung in der Königsklasse: Ob zum Beispiel der Größenwahn von Paris Saint-Germain den alten Traum vom Henkeltopf endlich erfüllt. Wer Spaß daran hat: Bitte sehr.
Einen fürstlichen Donnerstag wünscht
Euer Pit Gottschalk
Der Weltfußball steuert wieder Richtung Größenwahn
Von Erling Haaland geht ein schlimmes Signal aus
Das Beispiel Erling Haaland zeigt, dass sich die Branche Fußball Richtung Größenwahn zurückbewegt. Das hat Konsequenzen.
Von Pit Gottschalk
Es ist nicht lange her, dass wir vom Fußball-Business eine gewisse Demut erwartet haben, eine Zurückhaltung auf dem Transfermarkt oder eine Mäßigung bei den Gehaltsverhandlungen. Die Vereine jedenfalls gelobten Besserung: Corona habe ihnen den Boden unter den Füßen weggezogen, einige forderten sogar staatliche Hilfe ein. Man müsse kürzertreten.
Inzwischen ist die versprochene Geisterhaltung verflogen. Die Branche bewegt sich Richtung Größenwahn zurück. Wie einst das Finanzwesen kurz nach der Bankenkrise. 24 Mio. Euro netto erwartet der Haaland-Berater Raiola, wenn Erling Haaland nächstes Jahr Borussia Dortmund verlässt und bei einem neuen Geldgeber unterschreibt. 24 Millionen netto!
Das wären in Deutschland rund 48 Mio. Euro brutto, also vier Millionen im Monat, und in England um die 35 Mio. Euro brutto. Das ist eine wahnsinnig große Summe für einen, der noch keinen namhaften Titel gewonnen hat. (Zugegeben, den DFB-Pokal.) Zum Vergleich: Weltfußballer Robert Lewandowski bekommt bei Bayern rund 25 Mio. Euro im Jahr - brutto.
Kylian Mbappé: Das habe ich Erling Haaland noch voraus
Eigenlob von Kylian Mbappé: Der verriet nun, was er Dortmunds Erling Haaland seiner Meinung nach noch voraus hat.
Es ist ja unbestritten, dass Haaland ein Torjäger mit Zukunft ist und womöglich jedes Milliönchen mit Toren belohnt. Aber er kann gar nicht so viele Treffer erzielen, wie er kostet. Noch viel schlimmer ist das Signal, das von ihm ausgeht: Die Entfremdung von der Realität des Publikums erreicht erneut nicht mehr fassbare Dimensionen. Messi und Ronaldo lassen grüßen.
Da passt ins Bild, dass gestern die Gerüchte um Kylian Mbappé neue Nahrung erhielten. Real Madrid, eigentlich klamm, will tatsächlich 160 Mio. Euro Ablöse zahlen, damit der französische Weltmeister Paris verlässt. Drehen jetzt alle wieder durch? Die Spieler können der Verlockung kaum widerstehen, dass ihr Gehalt explodiert. Auch Haaland nicht.
Man kann ihm und seinem Berater nicht vorwerfen, dass sie nur das Beste wollen, das Geld der Vereine, und kein Maß finden. Verrückt sind die Klubs, die sich auf die Geldverschwendung einlassen. Wohin das führt, erlebt der FC Barcelona: Es wird eine Weile dauern, bis der Traditionsverein die kostspieligen Messi-Jahre überwunden hat und den Abgrund verlässt.
Verkauf von Lewandowski? Ja, aber nur unter zwei Bedingungen
Der beste Torjäger der Bundesliga will seinen Verein angeblich verlassen. Allerdings nur mit dem Einverständnis der Klubführung.
Ja, Angebot und Nachfrage. Solange Scheichklubs, Großsponsoren und staatlich finanzierte Fußballunternehmen keine Grenzen bei ihren Ausgaben setzen, wird es diese Wahnsinnsgehälter geben. So funktioniert der Markt. Aber genau hier muss man den Hebel ansetzen: Dass man den Markt ebenso konsequent reguliert, also den Regeln des Menschenverstands unterwirft.
Gehaltsobergrenze, Kostennutzenrechnung, Umsatzorientierung: Es mangelt nicht an Ideen, sondern am Mumm zur Umsetzung. Die Uefa wäre hier gefordert. Doch von ihr kommt nichts außer Absichtserklärungen, die ins Leere laufen. Ungehindert gehen Berater ihrem Werk nach und finden schon jemanden, der zahlt. Einer zahlt immer. Und am Ende der Fan.
Denn das ist die Kehrseite. Alles am Fußball wird dadurch teurer. Die Trikots, die Tickets, das Bezahlfernsehen, sogar Bier und Bratwurst im Stadion. Ist das der Fußball, den wir wollen? Haaland kann nichts dafür, dass er jetzt wie Frischfleisch europaweit angeboten wird. Ihm geht es nicht anders als Mbappé. Es ist nur so traurig, das anzuschauen. Der Preis ist viel zu hoch.
Heute im Fernsehen
18 Uhr, Sport1: Europa League Quali, HJK Helsinki - Fenerbahce SK
Was sonst noch so los ist
12:0! Schützenfest beim Aufbauspiel für Leroy Sané
Auch mit zweieinhalb Wochen Corona-Verspätung ist der FC Bayern in der zweiten Pokalrunde und schafft einen Kantersieg beim Bremer SV.
Er soll der neue Cristiano Ronaldo werden
160 Mio. Euro soll Real Madrid für den Franzosen Kylian Mbappé geboten haben. Es geht dabei um mehr als Tore.
Premier League: Bei Arsenal keimen Zweifel
Arsenal erlebt unter Mikel Arteta einen miserablen Saisonstart. Doch die Ambitionen sind trotz etlicher Widerstände hoch.
Pep Guardiola kündigt Abschied von ManCity an
Die überaus erfolgreiche Ehe zwischen Manchester City und Pep Guardiola wird wohl nicht über das Jahr 2023 hinausgehen.
Alle mal herhören!
Er ist doch keine Maschine
Mit seinen energiegeladenen Reportagen hat er Fußballgeschichte geschrieben und gehört bis heute zu den beliebtesten und bekanntesten Kommentatoren im deutschen Fernsehen: Werner Hansch. Ein Kommentator aus Leidenschaft eben – jetzt auch in seinem eigenen Podcast „Hanschspiel“. Die Stimme des Ruhrgebiets spricht mit Sat.1-Reporter Carsten Kulawik und kramt in seiner Anekdoten-Schatzkiste.
