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Irrster Abstiegskampf seit langem: Danke, Mainz!

Weil die 05er dauernd gewinnen, macht sich auch da Angst breit, wo längst Ruhe herrschte: Acht Klubs stecken plötzlich unten drin – sogar Gladbach

Foto: Imago / Eibner

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Nur zwei Wochen ist es her, da schien unten alles klar: Sogar der VfL Bochum, auf dem rettenden 15. Bundesligaplatz stehend, war von Relegationsrang 16 satte sechs Punkte entfernt. Fernglasdistanz, würde Uli Hoeneß sagen. Entsprechend machte sich totale Entspannung breit. Beim VfL im Ruhrpott, erst recht beim VfL in der Autostadt und in anderen Klubs, wo sie sich schon zaghaft auf die Schultern klopften und das Restprogramm als Urlaubsvorbereitung verbuchten.

Weit gefehlt.

Denn jetzt, zwei Spieltage später, haben plötzlich ACHT Klubs mit Klassenkampf zu tun. Und zwar vor allem, weil die von ihrem neuen Trainer Bo Henriksen angestachelten Mainzer partout nicht absteigen wollen. Sie wollen nicht. Die Mainzer haben alle aufgerüttelt, sie spielen auf, als könnten sie Bayern einholen.

Während ganz oben in der Tabelle das Wichtigste entscheiden ist, passieren unten plötzlich die verrücktesten Dinge: Eigentore, Last-Minute-Wendungen, Trainerentlassungen, Angst, Panik – irre!

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Ein altes, ungeschriebenes Bundesligagesetz besagt: Je tiefer einer drinsteckt, desto unberechenbarer wird er. Mainz steckte mit dem 1:8 am 9. März in München final drin: Platz 17, neun (!) Punkte hinter Platz 15. Alles schrie nach einem Feierabendbier. Was dann passierte: vier Mainzer Spiele ohne Niederlage, zehn Zähler. Und Trainer Henriksen hat Dauermuskelkater im Jubelarm.

VfL Bochum tat alles, um das schier Unvermeidliche abzuwenden. Wechselte den Trainer, überwand Widerstände; zum Beispiel am Samstag einen Rückstand durch Eigentor in Heidenheim mit dem Ausgleich in letzter Sekunde durch ebenjenen Eigentorschützen Keven Schlotterbeck. Doch die Bemühungen der Bochumer, nicht abzusteigen, wirken wie Zappeln im Treibsand. Mit jeder Jubelbewegung wird alles schlimmer. Denn Mainz gewinnt und gewinnt.

Ähnliches gilt für Wolfsburg, das ebenfalls panisch den Trainer wechselte, für Union Berlin, das eine Saison des Grauens erlebt, für Borussia Mönchengladbach, das es ja so wollte, für Werder Bremen (0:5 in Leverkusen) – alle haben sie am Wochenende ihre Spiele verloren. ALLE.

Nun ist zum Beispiel Gladbach Elfter, aber eben nur fünf Punkte von Platz 16, also womöglich Fortuna Düsseldorf, entfernt.

Schmidt-Spitze im Abstiegskampf: Konkurrenz „wird nervös“
Sportdirektor Martin Schmidt ist nach dem nächsten klaren Sieg von Mainz 05 noch längst nicht zufrieden. Im Abstiegskampf wähnt er bei den 05ern gegenüber der Konkurrenz aber einen Trumpf.

Das ist verrückt, wenn man bedenkt, dass der Abstiegskampf vor ein paar Wochen so spannend wie Kartoffelschalensuppe war. Würde diese Saison noch vier Wochen länger dauern, wette ich, könnte sogar Eintracht Frankfurt absteigen.  

Wen erwischt es am Ende wirklich? Das ist vollkommen egal, der Weg ist das Ziel. Und der Weg wird immer steiniger. Kommenden Samstag treffen Wolfsburg und Bochum aufeinander – der Grauico steht an.

Unbeirrt ziehen derweil nur das bemitleidenswerte Darmstadt (zwölf Punkte hinter Platz 16) und der FC weiter ihre Kreise: Die Kölner haben zwar vorige Woche gegen Bochum gewonnen, aber seit Dezember keinen Nichtabstiegsplatz mehr gesehen. Und in zwei Wochen müssen sie noch, so leid es mir tut: nach Mainz. Das war's dann wohl.

Oder etwa doch nicht?

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