zum Inhalt

Der VAR nervt: Schiedsrichter brauchen 5-Punkte-Plan

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballspiele!

Nun stößt sogar das Millionenspiel Champions League an seine Grenzen: Trainer Jürgen Klopp darf mit dem FC Liverpool nicht zum Achtelfinal-Hinspiel Mitte März nach Deutschland fliegen. RB Leipzig steht jetzt ohne Gegner da: Die Behörden in Sachsen nehmen Prävention ernst und erlauben keine Einreise aus Ländern mit einem erhöhten Corona-Risiko. Man kann die Maßnahme für übertrieben halten. Menschlich und juristisch begründbar ist die Entscheidung allemal. Das Gesetz sollte bei der Bekämpfung der Pandemie keine Ausnahme für Männer in kurzen Hosen machen.

Sogar dann nicht, wenn RB Leipzig der Leidtragende ist: Entweder findet man jetzt einen neutralen Spielort - oder das Spiel wird 0:3 gewertet. So oder so, RB Leipzig ist den Heimvorteil los und spürt mit voller Wucht die Realität, die in Deutschland herrscht. Andere Klubs sind von dieser Realität meilenwert entfernt: Die Bayern, zum Beispiel, fliegen heute Abend direkt nach dem Hertha-Spiel zur Klub-WM in Katar, um Trophäenschrank und Bankkonto aufzufüllen. Man fragt sich: Muss das wirklich sein? Und bekommt von keinem, der was im Fußball zu sagen hat, eine ehrliche Antwort.

Ein heimatverbundenes Wochenende wünscht

Euer Pit Gottschalk

Der VAR nervt: Schiedsrichter brauchen 5-Punkte-Plan

Wirbel um aberkannten Treffer des 1. FC Köln

Bei Regensburgs Pokalsieg gegen Köln standen wieder mal die Schiedsrichter im Mittelpunkt. Eine umstrittene Szene hätte jedoch verhindern werden können.

Von Alex Steudel

Der DFB-Pokal hat wieder mal gezeigt: Videobeweis und Kölner Keller sorgen für Gerechtigkeit, nerven aber total. Gefühlt diskutieren wir heute mehr über Hand und Abseits als früher. Verlierer sind die Zuschauer, die immer wieder minutenlang warten müssen und nachher manchmal trotzdem nicht genau wissen, was warum entschieden wurde. Und die Millimeter-Abseits-Rechthaber-Sterilität nervt übrigens auch langsam.

Kurz: Das muss alles besser werden. Die Task Force Steudel hat sich deshalb gestern zusammengesetzt und einstimmig eine Lösung verabschiedet – den Fünf-Punkte-Plan für Schiedsrichter.

Punkt 1: Der Keller ist der Boss

Der Schiedsrichter im Kölner Keller überstimmt künftig notfalls den Kollegen auf dem Platz, und dann geht's gleich weiter. Kein zeitraubendes Rumgerenne zum Spielfeldrand mehr. Der Schiri im Keller ist schließlich nicht besser oder schlechter als der auf dem Platz, oder? Die Task Force findet: Wir tun uns alle leichter, wenn sich die Schiris endlich mal als Team sehen und nicht als Individualisten. Fußball ist schließlich Mannschaftssport.

Punkt 2: Die 30-Sekunden-Regel

Der Keller hat maximal 30 Sekunden Zeit für eine Überprüfung. Die Überprüfung beginnt mit einem Signal, das der Keller innerhalb von ebenfalls 30 Sekunden nach dem Vorfall geben muss. Alle im Stadion und am Fernseher hören dieses Signal – nicht nur das Schiri-Team auf dem Platz per Ohrstöpsel. Innerhalb der 30 Sekunden ab Warnsignal muss der Keller dann eine Entscheidung treffen und auf den Button GRÜN (Schiri-Entscheidung bleibt) oder ROT (Schiri-Entscheidung korrigiert) drücken. GRÜN oder ROT leuchtet sofort im Stadion und am Fernseher auf – ohne Zeitversatz. Alle wissen gleichzeitig Bescheid.

Punkt 3: Gleiche Höhe ist keine Millimeterangelegenheit

Wenn der Stürmer einen Fußnagel, eine Brustwarze oder eine Nasenspitze weit im Abseits steht, ist das gleiche Höhe. Kein Verteidiger der Welt hätte ein Tor verhindert, wenn der Stürmer vorher zwei Millimeter anders gestanden wäre. Das muss berücksichtigt werden. Also: Der Keller kriegt Freiheiten für Fingerspitzengefühl bei nachträglichen Überprüfungen – also nur, wenn der Schiri NICHT Abseits gepfiffen hatte. Ansonsten wäre Punkt 3 ja ein Regelverstoß.

Punkt 4: Hand-Relevant-Regel

Bei Hand im Strafraum ohne Elfmeterpfiff gibt der Keller nur dann nachträglich Elfmeter, wenn es ein relevantes Handspiel war. Also zum Beispiel nicht, wenn die Hand des verteidigenden Spielers zwar den Ball berührt hat, deshalb aber keinesfalls eine Flanke, ein mögliches Tor oder ein Torschuss verhindert wurde. Wenn der Schiri aber Elfmeter gepfiffen hatte und die Hand am Ball war, und zwar egal wie, bleibt es bei Elfmeter. Siehe Punkt 3.

Punkt 5: Klare Ansage

Der Schiedsrichter sagt nicht nur den gerade zufällig neben ihm stehenden Spielern, was Sache ist. Er stellt sich gegebenenfalls hin und erklärt per Mikrofon via Stadionanlage und TV allen, was Sache ist. Vorbild: Die NFL (American Football), wo ja auch alle gleichzeitig auf den neuesten Stand gebracht werden. Dies geschieht aber nur in komplizierten Fällen.

Die gesammelten Steudel-Kolumnen gibt’s jetzt als Taschenbuch und eBook. Titel: “Das Fußball-Jahr 2020 unter besonderer Berücksichtigung des HSV”, 254 Seiten.

Weitere Infos und Bestellmöglichkeit hier.

Nachlese

Doppelblamage auf kölsche Art

Vor dem Pokal-Aus sorgt die Klubführung des 1. FC Köln für eine Posse: Die Ernennung eines neuen Medienchefs, die nach Fan-Protesten storniert wird, könnte das Machtgefüge im Verein erschüttern. Nicht das einzige, das schiefläuft.

Von Ralph Durry

Natürlich kann ein Fußball-Bundesligist im DFB-Pokal bei einem klassentieferen Verein im Elfmeterschießen scheitern. So, wie es der 1. FC Köln am Mittwochabend bei Jahn Regensburg getan hat, allerdings ist es schon verwunderlich, dass auf Erfolge in der Liga wie zuletzt gegen Bielefeld (3:1) gleich wieder heftige Dämpfer folgen. "Diese Wellenbewegungen machen mich verrückt", gestand FC-Coach Markus Gisdol am Tag nach dem Pokal-Aus.

Der Trainer muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems zu sein. Der 51-Jährige hat es seit knapp einem Jahr nicht mehr geschafft, seinem Team Konstanz im positiven Sinne zu vermitteln. In 32 Pflichtspielen seit dem ersten Geisterspiel am 11. März 2020 in Mönchengladbach gelangen in Bundesliga und DFB-Pokal ganze sechs Siege, vier im Fußball-Oberhaus.

Kein Wunder, dass der FC weiterhin in Abstiegsgefahr schwebt. Auf dem Transfermarkt wurde zuletzt mit Max Meyer und Emmanuel Dennis nachgelegt, dafür der zuletzt schwache Anthony Modeste an die AS St. Etienne abgegeben. Sport-Geschäftsführer Horst Heldt hatte allerdings nicht immer das glücklichste Händchen mit seinen Verpflichtungen, die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Gisdol bis Sommer 2023 ging auch auf ihn zurück.

Nichts zu tun hatte Heldt allerdings mit der Posse um den zunächst verpflichteten Mediendirektor Fritz Esser, der nach öffentlichen Protesten jetzt doch nicht ans Geißbockheim kommt. Der Klub revidierte seine Entscheidung. Der FC gab ein peinliches Bild ab - wieder einmal.

Der Pokal-K.o. war sportlich obendrauf ein weiteres Mosaiksteinchen für den Abschwung. Wehmütig sind die Erinnerungen an den ersten Bundesliga-Meister von 1964. Damals war der Geißbock-Klub auch dank Klub-Boss Franz Kremer der Branchen-Primus und Vorreiter für viele Entwicklungen.

Seit Jahrzehnten hechelt der FC nun der Konkurrenz hinterher, ist zur Fahrstuhlmannschaft mutiert und kommt mit Ausnahme der Ära Peter Stöger/Jörg Schmadtke nicht so richtig auf die Beine. Schade nicht nur für diejenigen, die den anderen, den erfolgreichen und visionären FC noch selbst erlebt haben.

Ralph Durry ist Fußballchef beim Sport-Informationsdienst (SID)

Unbedingt reinhören!

Zwischen Vergangenheit und Zukunft

Sami Khedira bei Hertha BSC oder Skhodran Mustafi auf Schalke - zwei Spieler mit weltmeisterlicher Vergangenheit, sportlich aber eher bescheidener Gegenwart.

Heute im Fernsehen

20 Uhr, DAZN: Bundesliga, Hertha BSC - Bayern München

Bayern - und sonst?

Wo steht der deutsche Fußball auf der internationalen Bühne? Ein Kommentar von Bild-Sportchef Matthias Brügelmann.

Samstag

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart, SC Freiburg - Borussia Dortmund, Schalke 04 - RB Leipzig, Mainz 05 - Union Berlin, FC Augsburg - VfL Wolfsburg

18.30 Uhr, Sky: Bundesliga, Mönchengladbach - 1. FC Köln

Sonntag

15.30 Uhr, Sky: Bundesliga, TSG Hoffenheim - Eintracht Frankfurt

18 Uhr, Sky: Bundesliga, Arminia Bielefeld - Werder Bremen

18.30 Uhr, ARD: DFB-Pokal, Auslosung Viertelfinale

DFB-Pokal: So läuft die Viertelfinal-Auslosung

Nur noch acht Klubs haben die Chance auf den Titel im DFB-Pokal. Am Sonntag werden die Partien für das Viertelfinale ausgelost - von einem besonderen Mann.

Was sonst noch so los ist

RB Leipzig verliert Heimvorteil gegen Liverpool

RB Leipzig gegen den FC Liverpool in der Red-Bull-Arena, das wird es nicht geben, zumindest nicht in dieser Saison. Der Antrag der Messestädter auf eine Ausnahme von der Einreisesperre für Liverpool wurde von den deutschen Behörden abgelehnt.

VfB-Präsident schaltet Staatsanwaltschaft ein

Der Führungsstreit beim VfB Stuttgart wird immer irrer - und nun womöglich zum wahren Krimi.

BVB auswärts in Freiburg gefordert

Der BVB ist am Samstag auswärts in Freiburg gefordert. Sascha Klaverkamp und Tobias Jöhren werfen vorab einen Blick voraus.

BVB-Trainer verspricht Moukoko mehr Spielzeit

Youssoufa Moukoko kam zuletzt zwei Spiele gar nicht zum Einsatz. Das soll sich bald ändern

"Kabak hinterlässt eine Lücke"

Schalke war aktiv im Januar-Transferfenster. Bei T-Online ordnet Sportvorstand Jochen Schneider die Zu- und Abgänge ein.

Zukunft des HSV: Welche Rolle spielt Katja Kraus?

Bernd Hoffmann sagt, dass er keine Comeback-Pläne als Klubchef hat. Aber was läuft mit seiner früheren Vorstandskollegin?

Barcelona: Mitten im Chaos entsteht was Neues

In der schweren Klubkrise wächst Barças Elf zusammen und feiert einen epischen Triumph.

Rache-Sieg für Thomas Tuchel

Spezieller Sieg gegen „The Special One": Der FC Chelsea gewinnt bei Tottenham 1:0 und springt in der Tabelle auf Platz sechs.

Alle mal herschauen!

Sein schwerster Gegner war die Kneipe

Sport1-Kolumnist Ben Redelings blickt wöchentlich auf die kuriosesten, lustigsten und unterhaltsamsten Highlights der Ligageschichte zurück.

Kommentare

Aktuelles