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Der FC Schalke 04 verfolgt öffentlich einen längerfristigen Plan, um in die Bundesliga zurückzukehren. Doch geht die Rechnung des Klubs wirklich auf?
Alex Steudel hat dieser Tage seine Fever-Pit’ch-Kolumne mit den Worten „die Schalker tun mir leid“ eingeleitet. Als Anhänger der Königsblauen musste ich mir Sätze wie diese zum Beispiel von meinem Kumpel - natürlich ein Schwarz-Gelber - in den vergangenen Jahren öfter anhören.
"Schalke ist ein starkes Stück deutscher Fußball, die natürlich auch viel falsch gemacht haben in der letzten Dekade. Aber das tut mir schon, bei aller Rivalität, weh", hatte auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Podcast „Spielmacher - Der EM-Talk mit Sebastian Hellmann und 360Media" im April 2024 in Richtung der "Knappen" mitgegeben. Es gibt für einen stolzen Profiklub wie S04 wohl nichts Schlimmeres als Mitleid vom unliebsamen Nachbar.
Und in dieser Spielzeit bahnt sich wieder Mitleid an: Nach den ersten vier Zweitligaspielen dümpelt Königsblau auf Platz 12 herum und teilt sich mit den Freunden aus Nürnberg die drittmeisten Gegentore (neun).
Dabei verfolgt Schalke einen ganz anderen Plan.
"Wir müssen im oberen Drittel mitspielen, das ist die Ambition", hatte Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann das Saisonziel für 2024/25 ausgegeben. Nach dem jüngst verbockten Prestigeduell gegen Köln äußerte er sich über die Vereinsmedien verständlicherweise schon wieder defensiver: „Wir gucken nicht nur auf diese Saison, wir wollen etwas für die nächsten Jahre aufbauen.“
Tillmann und die Vereinsführung bitten um Geduld bei den - ich spreche aus Erfahrung - ungeduldigen Fans.
Zu Beginn der Saison 2023/24 war nach dem erneuten Abstieg von einem Dreijahresplan die Rede (Ex-Sportdirektor Andre Hechelmann gegenüber Sportbuzzer). Man könne „ein zweites oder drittes Jahr in der Liga verkraften“, hieß es damals. Jetzt verkraftet S04 bereits das zweite Jahr 2. Bundesliga nacheinander...
„Wir brauchen und wollten diesen Umbruch - und wir brauchen zwei Sommer-Transferperioden“, erläuterte Tillmann gegenüber Sky vor dem 5:1-Auftakt gegen Braunschweig. Was passiert also, wenn Schalke dieses Jahr wieder nicht aufsteigt? Erleben wir dann eine überspitzt formuliert Do-or-Die-Saison 2025/26? Das weiß wahrscheinlich Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers am besten.
Ich tue mich grundsätzlich schwer, nach erst vier Spielen eine Saison abzuschenken. Das Köln-Spiel (1:3) lässt mich allerdings daran zweifeln, dass dem Team der große Wurf „schon“ in dieser Saison gelingen kann. Die Defensiv-Problematiken konnten anscheinend nicht gelöst werden - und verschärften sich zuletzt einmal mehr durch den Ausfall von Tomáš Kalas. Ebenso fehlt mir im zentralen Mittelfeld ein Leader.
Nach der Länderspielpause reist Schalke zum Karlsruher SC, gegen den der Pottklub seit vier Spielen sieglos ist. Im vergangenen Jahr lieferte Königsblau im Wildpark eine abenteuerliche Vorstellung ab, ging mit 0:3 unter. Die Fans hatten bereits zum Ende der ersten Halbzeit ihren Support eingestellt. Und das alles beim Debüt von Karel Geraerts.
Sollten die „Knappen“ beim KSC eine ähnliche Nicht-Leistung wie im Herbst 2023 abliefern, dürfte es echten Knatsch bei den Gelsenkirchenern geben. Dass Geraerts nach seiner Premiere auch sein letztes Spiel als S04-Coach in Karlsruhe erlebt, davon ist aber - zurecht - noch nicht auszugehen. 14 externe Neuzugänge lassen sich nicht von heute auf morgen integrieren.
Der Schalker Plan steht jedenfalls auf wackeligen Beinen und hängt zuvorderst von den Zauberkräften Ben Mangas als Kaderplaner ab. Ich lege mich dennoch fest: S04 muss in dieser Saison alles Mögliche für den Aufstieg tun, um nicht in der Spielzeit 2025/2026 an den eigenen Plänen und dem Druck der Öffentlichkeit und Fans zu scheitern.
Es bleibt spannend, ob die Königsblauen mit ihrer eher defensiveren Haltung Erfolg haben werden.
Wenigstens einer Sache kann sich Schalke 04 jedoch ligaunabhängig sicher sein: der Aufmerksamkeit Fußball-Deutschlands.