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Champions League - eine gefühlte Super League

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Gestern erreichte mich die nicht unberechtigte Frage, warum ich angesichts der Fehlerentscheidungen am Wochenende keinen schriftlichen Wutausbruch über die Bundesliga-Schiedsrichter geliefert habe. Die Frage ist, wie gesagt, berechtigt.

Natürlich hätte Borussia Dortmund im Bayern-Spiel den einen Strafstoß bekommen müssen, als Schiri Daniel Siebert vom Videokollegen im Kölner Keller im Stich gelassen wurde. Die Argumentationskette wäre mühelos zu schmieden gewesen.

Aber von Schiedsrichter-Boss Lutz-Michael Fröhlich weiß ich, dass die Schiedsrichter Fehler keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen, sondern durchaus selbstkritisch die eigene Leistung beurteilen. Daniel Siebert zum Beispiel bat umgehend um Vergebung.

Ich tue mich nicht nur schwer, Schiedsrichtern Absicht zu unterstellen, sondern mag die Qualität an der Pfeife ungern infrage stellen. Meine Kritik geht in die andere Richtung: Warum schaffen wir es seit Jahren nicht, den Videobeweis einheitlich und konsequent zu nutzen?

Zu oft wechseln Kriterien, wann Schiedsrichter strittige Szenen draußen an der Seitenlinie kontrollieren oder nicht. Mal checkt der Video-Assistent die Spurenelemente eines Stollens, um Abseits nachzuweisen, mal übersieht er ein elfmeterreifes Foulspiel, das jeder im Stadion mit bloßem Auge sah.

Inzwischen bin ich nicht mehr sicher, ob der Videobeweis den Fußball gerechter macht. Vielleicht wäre es besser, uns keine Scheinobjektivität vorzugaukeln, vielleicht sollten wir mit der Ungerechtigkeit von Schiri-Entscheidungen leben. Und dafür bräuchten wir ja keinen Videobeweis.

Einen gerechtfertigten Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Champions League - eine gefühlte Super League

Boris Johnson will den Fußball regulieren

Boris Johnson will den Fußball regulieren

Eine unabhängige Aufsichtsbehörde soll künftig kontrollieren, wem die Premier-League-Vereine gehören. Mit Blick auf die Champions League hätte eine Gesetzesänderungen wohl Auswirkungen.

Von Erik Roos

Der Aufschrei war groß, als zwölf europäische Topklubs vor einem Jahr die Gründung der Super League verkündeten. Fans gingen auf die Straße und feierten einen vermeintlichen Sieg, als das Kartenhaus in sich zusammenfiel. Doch wenn am Dienstag das Halbfinale der Champions League beginnt, drängt sich der Eindruck auf, dass die Super League längst auf dem Weg ist - Schritt für Schritt.

Die englische Zeitung The Guardian rechnete am Montag vor, dass in den vergangenen zwei Jahrzehnten 62,5 Prozent der Halbfinalisten aus nur zwei Ländern kamen - England und Spanien. Längst ist eine erdrückende Hegemonie entstanden, die in diesem Jahr Manchester City, der FC Liverpool, Real Madrid und der nur auf den ersten Blick märchenhafte FC Villarreal fortsetzen.

In konkreten Zahlen heißt das: Von 80 Halbfinalisten kamen 26 aus Spanien und 24 aus England - aus Portugal dagegen nur einer, aus den Niederlanden zwei, der Rest aus Deutschland, Italien und Frankreich. Von einem gesamteuropäischen Wettbewerb kann längst keine Rede mehr sei.

Die Deutschen sind ja so moralisch

Die Deutschen sind ja so moralisch

England kontrolliert den Spitzenfußball. Das Problem: Die Bundesliga will es so. Ein Plädoyer zur Abschaffung der „50+1“-Regel.

Und es kommt noch schlimmer, wenn künftig sportlich nicht qualifizierte Großklubs dank einer lachhaften Reform mitspielen dürfen. Als ob es ein Weltuntergang wäre, wenn Vereine wie Manchester United (aktuell nur Liga-Sechster) oder Juventus Turin (Vierter) für eine schwache Saison bestraft würden...

Und so werden die Reichen immer reicher und schotten sich gegen den Rest der Fußball-Welt ab. Champions League, Super League? Nennt es doch, wie ihr wollt - ein Unterschied ist kaum noch zu sehen.

Erik Roos ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Die eigenen Gesetze

Die eigenen Gesetze

Vom DFB-Pokal in die Bundesliga und zurück: Man braucht keine Brause, um es aus dem Mittelstand ins obere Fach zu schaffen.

Heute im Fernsehen

21 Uhr, Amazon Prime: Champions League, ManCity - Real Madrid

Topfit, filigran und immer unterwegs

Topfit, filigran und immer unterwegs

Der Kroate Luka Modric ist bei Real Madrid im zentralen Mittelfeld auch mit 36 Jahren immer noch der Dreh- und Angelpunkt.

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Steffen Baumgart ist wie Jürgen Klopp

Tobias Holtkamp über den 1. FC Köln

Über die Motivation zum Erfolg

Tobias Holtkamp schwärmt von Steffen Baumgart und dem 1. FC Köln. Der Sport1-Kolumnist vergleicht den Köln-Coach mit Star-Trainer Jürgen Klopp während seiner BVB-Zeit.

Von Tobias Holtkamp

Um den 1. FC Köln in diesen Wochen zu schlagen, musst du fußballerisch natürlich besser, zumindest mal ebenbürtig sein. Das schaffen auch einige. Der Kölner Kader verfügt zwar über ein paar besondere Spieler, aber er ist weder herausragend besetzt, noch besitzt er spieltaktische Fähigkeiten, die die Gegner vor unlösbare Aufgaben stellen.

Was den 1. FC Köln unter Steffen Baumgart auszeichnet und, zumindest in dieser Intensität, in der aktuellen Bundesliga-Saison auch einzigartig macht, ist die extreme Energie und Wucht, mit der sie an- und auftreten. Im heimischen Stadion, durch den extremen Druck von den Rängen, sogar noch mal potenziert.

Gegen Bielefeld war es wieder deutlich spürbar, über die ganze Spielzeit: Der Gegner, der nach dem Trainerwechsel ja selbst hochmotiviert ins Spiel ging, hatte ein echtes Thema mit der Kraft, die das Zusammenspiel aus Vollgas-Mannschaft, ständig angepeitscht von Baumgart, und Publikum, maximal motiviert vom Einsatz ihrer Mannschaft, hervorbringt. Die Bielefelder waren dem Druck, der da herrschte, nicht gewachsen.

Die Idee, die Trainer Baumgart verfolgt, geht voll auf. Und verdeutlicht nebenher, welcher Kräfte, abgesehen vom Spielermaterial, man sich bedienen sollte im ständigen Wettbewerb mit Kontrahenten, die, rein sportlich, alle ja ungefähr auf einem Niveau streiten.

Baumgart ist nicht nur der zwölfte Spieler seiner Mannschaft, jeden Zweikampf lebt er an der Seitenlinie mit, jeden Pass spielt er gefühlt selbst, seine Co-Trainer müssen ihn regelrecht aus dem Tunnel holen, wenn sie ihrem Chef während des Spiels mal eine kurze Info stecken wollen.

Baumgart ist vor allem, davon gehen sie in der FC-Kabine aus, der beste Motivator der Bundesliga. So einen Heißmacher, darum ging es neulich im Gespräch einiger Spieler mit Mitgliedern des Staffs, haben sie noch nicht erlebt. "Der ist wahnsinnig", sagte einer, "also wahnsinning gut!" Und alle schienen sich einig.

Duda: Rauswurf nach Ego-Auftritt

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Paukenschlag beim 1. FC Köln nach dem Sieg gegen Arminia Bielefeld. Der Klub hat Ondrej Duda bis auf Weiteres vom Training freigestellt. Jetzt ist klar, warum.

Baumgart coacht mit seiner Art im Grunde das ganze Stadion. Wie die Zuschauer beim Abpfiff nicht einfach applaudieren, sondern die Arme hochreißen und aufspringen, auf allen Rängen, und laut jubeln über „ihren“ Sieg, da staunen viele, die dieses Miteinander zum ersten Mal erleben. Doch unter Baumgarts emotionaler Führung hat die Atmosphäre im Stadion auch noch mal neue Ausmaße erreicht.

Mentalität, ist Baumgarts Überzeugung, gewinnt Spiele. Man muss kein herausragender Fußballer sein, um herausragend kämpfen zu können. Eine Einstellung, die auch Jürgen Klopp nannte, als er Borussia Dortmund übernahm. Dass Klopp aus Spielern wie Kevin Großkreutz Fußballmaschinen machte, die dauerhaft marschierten und jeden Zweikampf führten als wäre es das WM-Finale, war sicher eine der größten Qualitäten des Startrainers in seiner Zeit beim BVB.

Baumgart verfolgt den gleichen Ansatz. Sich reinhauen, mit allem und immer wieder, das ist die Grundlage. Fehler sind erlaubt und sogar gewollt. Nur wer etwas wagt, gewinnt am Ende auch. Dass bei dieser Haltung auch mal etwas schief geht, ist einkalkuliert.

Die Wucht, die Klopp im Dortmunder Stadion entfachte, die viele Gegner gerade in seinen ersten BVB-Jahren regelrecht umblies, ist ebenso vergleichbar mit Köln.

Die Herausforderung für Baumart und die Kölner wird, das ist sehr klar, dieses Feuer dauerhaft zu entfachen. Und parallel die nächsten Stufen zu planen, dann zu bauen und schließlich vor allem zu gehen. Klingt hart, ist aber so: Eine außergewöhnliche Saison, in der vieles ineinander griff, haben schon viele gespielt. Die Kölner Zukunft, bei aller Euphorie, wird der nächste ganz große Kraftakt.

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Nach dem Spitzenspiel zwischen Bayern und Dortmund bedauert der Schiedsrichter öffentlich zwei Fehler zum Nachteil des BVB. Vor allem der nicht gegebene Elfmeter fällt ins Gewicht. In Leipzig trifft der Unparteiische trotz eindeutiger Bilder eine falsche Entscheidung. Das Schiedsrichterportal "Collinas Erben" bezieht öffentlich Stellung.

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