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Bundesliga verdient bessere Lösungen als Investor-Modelle

Und zum zweiten: Erneut will die DFL ein Stück ihrer Liga verhökern. Überzeugend wirkt ihr Vorschlag nicht.

Gladbacher Fanprotest in Berlin. Foto: Imago / Matthias Koch

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Montag entscheiden die 36 Klubs der ersten und zweiten Liga erneut darüber, ob sie einen Investor ins Boot holen, der ihnen Geld für einen Anteil an den Medienrechten zahlt. Beim ersten Versuch vor einigen Monaten verfehlten die Initiatoren um DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit. Vertreter der großen Klubs, vorneweg Bayern München und Borussia Dortmund, versprechen sich von einem Investor eine Anschubfinanzierung, um die Bundesliga größer und attraktiver zu gestalten.

Falscher Zeitpunkt, schlechter Deal? Unions Einwände gegen Investoren-Entscheidung
Seit Monaten schwelt die Diskussion um einen DFL-Investor. Am Montag kommt es zum nächsten Showdown. Union Berlin galt als Befürworter des Projekts, hat nun aber Einwände und appelliert, die Abstimmung zu verschieben.

Sven Schmidt, selbst Sponsor im Sport Business und Vordenker der Branche, widerspricht energisch und sagt: "Die DFL (Deutsche Fußball Liga) ist engstirnig und naiv. Warum naiv? Die Premier League in England nimmt pro Jahr ca. 3,3 Milliarden Euro für TV-Rechte ein, die DFL knapp 1,3 Milliarden Euro. Der Abstand wird sich zukünftig eher vergrößern. Der Glaube, dass 900 Mio. Euro bis eine Milliarde Euro von einem Investor (der sich sicherlich absichert) etwas verändern, fällt daher unter die Rubrik 'Die Hoffnung stirbt zuletzt.'"

Er meint, die Summe sei maximal "ein Tropfen auf den heißen Stein". Sven Schmidt: "Wenn man die Nummer 3 in der Welt ist (hinter Spanien, noch vor Italien!?), weitere Konkurrenz aufkommt (Major League Soccer dank Messi!?) und man keine Traktion hat (fallende TV-Einnahmen), dann gibt es zwei Optionen. Man entscheidet sich bewusst, eine lokale Liga mit eigenen Eigenheiten (50+1, Vereinsrecht etc.) zu bleiben. Dafür braucht man keinen Investor. Oder man realisiert, dass die einzige Option ein besseres 'Produkt' ist."

Und Sven Schmidt liefert in seinem LinkedIn-Post seine Vorschläge gleich mit:

  • Merger mit den Ligen in den Niederlanden, Belgien, Österreich und Schweiz (22er Liga mit beispielsweise Ajax Amsterdam, PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam, Antwerpen & RB Salzburg). Die NFL und die NBA sind auch wegen Merger so stark geworden.
  • Relevante Spiele im Ausland, um dort mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Die NFL und die NBA machen das, obwohl sie es nicht müssten.
  • Mehr Inhalte rund um das Spiel erzeugen - wie die Ankunft der Spieler (Laufsteg bei der NBA), Kameras in den Kabinen (Erfolg von Netflix Dokus) oder Trainer-Interviews zu Beginn der Halbzeiten.
  • Teaser-Inhalte (wie Tore, beste Szenen, strittige Szenen) kostenlos über Social Media verfügbar machen; im Ausland erst Reichweite aufbauen (wie Ausstrahlung kostenlos über YouTube) und danach die Reichweite monetarisieren (Strategie von Google Maps vs. TomTom).
  • Die Relevanz von einzelnen Spielen in einer Saison von 306 Liga Spielen erhöhen - Playoffs um letzten CL-Platz, Playoffs gegen den Abstieg, Playoffs um den Aufstieg etc.. Die NBA hat in den letzten Jahren (sogar ohne Konkurrenzdruck) Play-Ins für die Play-Offs sowie das In-Season Turnier eingeführt.

Sven Schmidt meint: Für die Umsetzung dieser Maßnahmen brauche es auch keinen Investor. Gleichwohl sind seine Vorschläge, die er zum Teil aus den US-Profiligen ableitet, nicht eins zu eins in Deutschland umsetzbar. Nur auffällig ist: Eine Debatte darüber, was man außer dem Verkauf von Medienrechten sonst noch tun könnte, führt die Bundesliga-Führung nicht. Stattdessen wird der Druck auf kleinere Klubs, die Bedenken haben, maßlos erhöht. Zuletzt von Fernando Carro (Bayer Leverkusen) den Druck auf die 2. Liga. Das grenzte schon an Nötigung.

Tatsache ist: Ein Investor brächte kurzfristig Geld. So wie man von einer Bank Geld bekommt, um sofort ein Haus zu bauen. Die Kehrseite ist: Das geliehene Geld muss man Jahr für Jahr abstottern - und fehlt dann Jahr für Jahr. Die aktuellen Vereine profitieren vielleicht, die großen mehr als die kleinen. Und was ist mit denen, die nachrücken? Oder die nicht die große Nummer sind? Die Klubbbosse können ihren Plan nicht schönreden: Er ist nicht zu Ende gedacht und verursacht Sorgen, wenn sie selbst nicht mehr im Amt sind.

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