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Bundesliga-Meistertipps: Ich, der verhinderte Prophet

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Als ich ihn kürzlich auf Facebook fragte, wie lange er sich damals von der Zusammenarbeit mit mir erholen musste, ließ mich Alex Steudel eiskalt auflaufen. "Davon erholt man sich nie!", konterte er und erntete fleißig "Gefällt mir"-Beifall für seine freche Bemerkung.

Nun, so schlimm kann's nicht gewesen sein. Alex Steudel, vormals Chefredakteur von Sport-Bild und Fit for Fun, steigt als regelmäßiger Kolumnist bei Fever Pit'ch ein. Bei Facebook hat er sich einen Ruf mit bissigen HSV-Kommentaren erworben. Hier startet er ein bisschen sanfter.

In seiner ersten Kolumne erzählt Alex Steudel, warum man seinen Saisonprognosen keinesfalls glauben sollte. Wir Sportjournalisten kennen das Gefühl: Alle erwarten vom Orakel Ergebnis und Torschützen in korrekter Reihenfolge, um hinterher sagen zu können: Der hat auch keine Ahnung.

Aber das, liebe Fußballfreunde, wollen wir jetzt mal sehen. Bei unserem Bundesliga-Tippspiel habe ich weitere 100 Startplätze freigeschaltet, damit wir die 1000 voll bekommen. Tausend gegen Gottschalk: Ich nehme die Herausforderung an - hier klicken! Ich weiß ja: Nur nicht wie Steudel tippen.

Einen lottohaften Freitag wünscht

Euer Pit Gottschalk

PS: Wer noch schnell sein Bundesliga-Wissen testen will, das geht hier.

Ich, der verhinderte Prophet

Meistertipps: Bayern und BVB sind die Favoriten - angeblich

Der SID hat die 18 Bundesliga-Trainer befragt, wer in der Saison 2019/20 Deutscher Meister wird. Doch wer weiß das schon 34 Spieltage vor Saisonschluss?

Von Alex Steudel

An einem Montag im August 2007 traf ich in Hamburg Mirko Slomka. Er war damals Schalke-Trainer und hatte gerade zum Bundesliga-Start auswärts ein 2:2 beim VfB Stuttgart rausgeholt. Das war nicht schlecht. Ich gratulierte ihm, und er sagte etwas, das mich überraschte: "Die Stuttgarter verlieren diese Saison nicht viele Spiele." Slomka sah mich dabei an, als verrate er gerade die Rezeptur von Coca-Cola; ich meine mich sogar zu erinnern, dass er über beide Schultern nach hinten schaute, wohl um sicherzugehen, dass das FBI nicht zuhörte. Ich war kurz davor, mein gesamtes Vermögen auf eine Siegesserie der Schwaben zu setzen.

Der VfB verlor in dieser Saison 14 von 34 Spielen.

Genau das liebe ich am Fußball. Ob Amateur, Profi oder Fußballgott: Keiner hat auch nur die geringste Ahnung, wie irgendwas ausgeht. Trotzdem wird munter getippt, prophezeit, gewettet. Jetzt zum Ligastart auch wieder.

Ähnliches passierte mir anderthalb Jahre später. Ich kam in der Winterpause in München mit Jürgen Klinsmann zusammen. Die Bayern spielten zu der Zeit nicht besonders gut, Trainer Klinsmann stand in der Kritik. Ich arbeitete als Chefredakteur bei Sport-Bild, wir waren auch nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen, was mir als Schwabe und Stuttgarter-Kickers-Fan natürlich zu schaffen machte, aber egal, es gab eine Menge Ärger mit den Bayern, und ich wollte schlichten.

Wir trafen uns also zum Friedensgipfel an der Säbener Straße, ich weiß alles noch ganz genau: Ich stehe im Konferenzraum der Bayern, und während der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge an der Espressomaschine herumnestelt, weil sie gerade mein Kaffeepad verschluckt hat, sagt Klinsmann den großen Satz zu mir: "Wir starten hier jetzt richtig durch."

Drei Monate später startete Klinsmann wirklich durch: nach Hause. Die Bayern hatten ihn entlassen.

Ich schreibe das ohne Häme, ich bin selbst der Schlimmste von allen: Ich kann mit allergrößter Gewissheit fast nichts richtig voraussagen und versuche es trotzdem ständig. Ich sage Meister voraus, Spielergebnisse, Absteiger, Europameister, ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass nach einer bestimmten Ecke ein Tor fallen wird, ich habe einfach alles im Prognose-Portfolio.

Das ganze hängt aber auch damit zusammen, dass ich dauernd gefragt werde. Weil ich so lange Sportjournalist bin, wollen ständig irgendwelche Leute vom Experten ihres Vertrauens wissen, was als nächstes passiert. Es ist faszinierend. Sogar Guido Buchwald, ein echter Weltmeister, hat mal beim Bier nach einer Talkshow, in der wir beide gesessen waren, zu mir gesagt: "Sag mal, du als Sportreporter, glaubst du...." Und dann fragte er nach irgendeinem Spielausgang. Manchmal habe ich das Gefühl, die Leute denken, ich hätte Zugang zu dem Fifa-Tresor, in dem alle Ergebnisse liegen.

Also auch die nächsten.

Bundesliga-Tippspiel: Jetzt noch schnell einsteigen!

So kurz vor Saisonstart hat Fever Pit'ch weitere 100 Startplätze für das eigene Bundesliga-Tippspiel bei KickTipp freigeschaltet. Die Teilnahme ist kostenlos und kann sich trotzdem lohnen: Der Sieger gewinnt im Mai zwei Tickets für das DFB-Pokalfinale in Berlin. Und nicht nur das: Monat für Monat werden Sonderpreise ausgelobt. Also: Anmelden und mitmachen! (Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.)

Und natürlich gehe ich jedes Mal drauf ein. Stellt mir jemand die Fußballergebnisfrage ("Du kennst dich doch aus, Alex, sag mal..."), werde ich schwach, ziehe wichtig die Augenbrauen zusammen, überlege und spucke dann eine brillante Analyse plus Spielergebnis im Anhang aus. In der Hoffnung, dass ich den Fragesteller erst wiedersehe, wenn Gras über das 0:3 der Bremer gewachsen ist, denen ich gerade einen grandiosen Sieg mit zwei Pizarro-Treffern vorausgesagt habe.

Das Problem ist: Manchmal liege ich richtig, und das wirft mich um Jahre zurück. Am 34. Spieltag der Bundesliga-Saison 2000/01 zum Beispiel feierte ich einen Voraussage-Triumph, von dem ich mich nie erholt habe. Als nämlich Sergej Barbarez in der letzten Minute des letzten Saisonspiels das 1:0 für den HSV gegen die Bayern köpfte, denen ein Unentschieden zum Titelgewinn reichte, als schon alle die Meisterschaft des FC Schalke 04 feierten, lehnte ich mich, im Volksparkstadion sitzend, gelassen zu meinem Nebensitzer, einem sehr bleich aussehenden Bayern-Fan, rüber und sagte: "Mach' dir keine Sorgen, die Bayern schaffen das noch."

Tatsächlich trafen die Bayern in der letzten Tausendstelsekunde der Nachspielzeit noch zum 1:1 und kickten Schalke vom Thron, und das war eines der unglaublichsten Ereignisse der Fußballgeschichte, aber nicht, weil Oliver Kahn den berühmten Immerweitermachen-Spruch erfand, sondern weil ich es alles genau so vorausgesagt hatte. Ich erinnere mich, dass sogar Rudi Egerer, der inzwischen verstorbene Busfahrer der Bayern, nach dem 1:0 im Kabinengang des Stadions verschwunden war, so wenig glaubte selbst er noch an die Bayern. Nur ich wusste es besser.

Die Fußball-Maid weiß zu verführen

Vor vierzig Jahren malt der Max Merkel als Playboy-Kolumnist schwarz für die Zukunft der Bundesliga. Nun gibt es wieder Unkenrufe über den miserablen Zustand der Liga. Dabei gibt es vieles, auf das sich die Fans freuen dürfen.

Diese Geschichte erzähle ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit herum und hoffe, dass sich in dem Moment niemand in der Runde an eine der 1324 in die Binsen gegangenen Fußball-Prognosen meines Lebens erinnert.

(Ich habe zum Beispiel 20 Jahre lang vor jeder EM oder WM Spanien zum Topfavoriten erklärt und aus Erfolglosigkeit und Scham irgendwann damit aufgehört – obwohl, nein, nicht irgendwann, jetzt weiß ich's wieder, ich habe 2008 damit aufgehört, also kurz vor genau der EM, bei der Spanien gewann.)

Das Allerdümmste, was du als Sportreporter tun kannst, ist: eine Prognose abgeben und sie auch noch veröffentlichen. Im Herbst 2000 zum Beispiel, ich war Bayern-Reporter, spielten die Münchner hundsmiserabel, und ich war felsenfest überzeugt, das würde sich auch im Frühling nicht ändern. Ich schrieb also in der Tageszeitung "Die Welt" einen Kommentar, der schlüssig argumentierend erklärte, warum der FC Bayern München die Champions League 2001 nicht gewinnen wird. Ich war mir so sicher, ich verzichtete auf Konjunktive aller Art.

Ein gutes halbes Jahr später gewann der FC Bayern in Mailand das Champions-League-Finale gegen Valencia und krönte die erfolgreichste Saison der vergangenen 26000 Jahre – so fühlte es sich jedenfalls für mich an. Ich habe mir damals noch im Konfettiregen des Giuseppe-Meazza-Stadions geschworen, nie mehr eine Prognose abzugeben, und schon gar keine gedruckte.

Überraschung der Bundesliga-Saison?

Leider ist es mit den Prophezeiungen wie mit Kartoffelchips. Egal wie oft du dir vornimmst, die Finger davon zu lassen: Ein schwacher Moment genügt, und du steckst wieder mittendrin im Schlamassel.

Am letzten Spieltag vor irgendeiner Winterpause in den Nullerjahren war das auch so. (Zur Sicherheit: Nullerjahre bezeichnen den Zeitraum von 2000 bis 2009 und nicht die Geschehnisse beim HSV seit 2010). Damals hatte ich wieder so eine brillante Eingebung. Ich arbeitete bei der "Welt am Sonntag", ging am Samstag in die Redaktion und erklärte allen anderen den Fußball neu: Jeder Spieler und jeder Trainer wisse ja, dass eine Niederlage im letzten Spiel vor der Winterpause verheerende Auswirkungen habe, weil dann wochenlang ständig nur darüber geredet werden würde. "Deshalb", schloss ich meine Argumentationskette, "wird heute jede Mannschaft auf Teufel komm raus gewinnen wollen, und das hat zur Folge, dass sehr offensiv gespielt wird, und das hat zur Folge, dass ganz viele Tore fallen. Ich wette also, dass in allen Spielen mindestens drei Tore fallen. Wer ist dabei?"

Zander, Zingler und die gefüllten Eier

Hertha schlägt Bayern – und verliert das Derby gegen Union! Eine Tagesspiegel- Vorschau auf die neue Saison. Natürlich rein fiktiv.

Es wurde zustimmend bis bewundernd genickt, das Geld flog mir nur so zu, Redakteure und Grafiker waren entzückt von meiner Fußballintelligenz, ich schloss eine Redaktionsgemeinschafts-Drei-Tore-Wette ab und erlebte die schlimmsten 90 Minuten meines Lebens. Alle Mannschaften standen hinten drin, weil sie nicht verlieren wollten, ich glaube, so wenige Tore sind noch nie an einem Spieltag gefallen. Die vernichtenden Blicke der anderen um 17.20 Uhr werde ich nie vergessen.

Aber auch das nützte nichts, ich kam einfach nie los vom Voraussagen. Den bisherigen Höhepunkt erlebte ich vor dem WM-Finale 2014 in Rio. Da hatte ich wieder eine Eingebung, und das kam so: Deutschland sollte gegen Argentinien spielen, und ich grübelte und grübelte im Urlaub auf Kreta über die Siegchancen des DFB-Teams und suchte nach einem guten Omen und fragte mich deshalb irgendwann, warum auch immer, wo ich mich bei den bisherigen WM-Endspielen mit deutscher Beteiligung aufgehalten hatte.

Von Cosmos Direct bis Knoppers: Die Bundesliga-Werber bei Sky

Unternehmen nutzen Profifußball als Werbeplattform, der größte Rechtehalter Sky steigerte sogar Vermarktungserlöse. Doch Sky bekommt Konkurrenz vom Streamingdienst DAZN, der erstmals Live-Spiele der Bundesliga zeigt.

Ich zählte auf:

1974: Warst du auf dem Peloponnes in Griechenland, Deutschland gewann.

1982: Warst du in Deutschland – Niederlage.

1986: Warst du in Deutschland – wieder Niederlage.

1990: Warst du auf einem Campingplatz in Griechenland – Deutschland gewann.

2002: Warst du im Stadion in Yokohama/Japan – Niederlage.

Da bekam ich Gänsehaut. Alles war so klar: “Deutschland kann nur Weltmeister werden, wenn ich gerade in Griechenland bin. Und jetzt bin ich in Griechenland!", rief ich, am Pool liegend, meiner Freundin euphorisch zu.

Ich war mir meiner Sache so sicher, dass ich Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff sofort eine aufmunternde WhatsApp-Nachricht nach Brasilien schrieb, die genau diese Indizienkette enthielt. Bierhoff antwortete mir erst einen Tag später, vermutlich weil er sich zuvor in meinem Umfeld umhören musste, ob ich noch ganz dicht sei.

Er schrieb: "Dann bin ich ja beruhigt."

Ich habe sehr lange nichts mehr von ihm gehört.

Forsa-Umfrage: Das geben die Deutschen für ihr Fan-Trikot aus

Die Deutschen genießen ihren Sommer gerne im Schwimmbad, am See oder grillend im Garten. Es gibt jedoch noch ein anderes heißes Ereignis, für das sich mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent) interessiert: die Fußball-Bundesliga der Männer.

Heute im Fernsehen

20.30 Uhr, ZDF / Sky / DAZN: Bundesliga, FC Bayern - Hertha BSC

Aufstellungen: Wie startet der FC Bayern gegen Hertha?

Sky Sport präsentiert die voraussichtlichen Aufstellungen am ersten Spieltag.

Effenberg: Mandzukic würde Bayern helfen

Für T-Online analysiert Stefan Effenberg die Situation beim FC Bayern so kurz vor dem Saisonstart.

Trainer-Legende Hitzfeld kritisiert Leroy Sané

Der Transfer-Poker um Leroy Sané beschädigte das Bayern-Image. Für Ottmar Hitzfeld hat daran auch Sané einen großen Anteil.

Alle mal herschauen!

Unser Podcast - mit Marco Reus und Sebastian Fiebrig im O-Ton

Nach der Sonder-Doppelfolge mit Matthias Sammer zum Start geht der Fever Pit’ch Podcast hier auf meinsportpodcast.de pünktlich zum Bundesliga-Auftakt mit seiner ersten regulären Ausgabe auf Sendung – und in seine erste reguläre Saison.

Die Kapitel:

  • 00:00 - Begrüßung: Ein Kasten Bier für BVBeben?
  • 04:52 - Inside BVB und Reus-Interview
  • 17:37 - Stimmungsboykott bei Union
  • 38:52 - Der neue DFB-Präsident und Liga-Vorfreude

Marco Reus erzählt, was er sich von der Amazon-Doku über Borussia Dortmund verspricht. Eine Doku über sich selbst schließt der BVB-Kapitän nicht aus.

Mit Sebastian Fiebrig von Textilvergehen.de spricht Pit Gottschalk über den angekündigten Stimmungsboykott von Union Berlin gegen RB Leipzig.

Der künftige DFB-Präsident

Fritz Keller: Sogar Aldi konnte ihm nicht widerstehen

Der Freiburger Winzer Fritz Keller soll neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) werden. Ein cleverer Schachzug der Strippenzieher aus der zweiten Reihe, um Ruhe in den größten Sportfachverband der Welt zu bekommen.

Die Freiburgisierung des deutschen Fußballs

Das Patenkind von Fritz Walter kann ein guter DFB-Präsident werden, weil Fritz Keller wie Freiburg für Bescheidenheit steht.

Ein Mann für alle Fälle

Im Gegensatz zu Vorgänger Reinhard Grindel kann er sich aber der Gunst der Profiklubs sicher sein.

Genussmensch vom Kaiserstuhl

Spannend wird sein, ob es Keller gelingt, reicheren Profiklubs bei der Verteilung der TV-Gelder mehr Zugeständnisse abzuringen.

Was sonst noch so los ist

Europa League: Frankfurt siegt, aber Sorgen um Marco Russ

Eintracht Frankfurt zieht souverän in die nächste Runde der Europa League ein. Bitter jedoch: Kapitän Marco Russ verletzt sich beim 1:0 gegen Vaduz.

Wird schon nicht so schlimm werden

DFB und Ethikrat beraten über den Fall Tönnies. Die Entscheidung: Das Thema wird vertagt.

Die besten Freistoßschützen der Bundesliga

Der BVB schoss seine Versuche überallhin, nur nicht ins Tor - doch dann kam Paco Alcácer. Die Bayern hatten oft Pech.

Debatte um Pyrotechnik: Kalte Pyro vor dem Aus?

Ddie sogenannte "kalte Pyrotechnik" soll ungefährlicher sein als die illegal eingesetzten Fackeln. Doch jetzt folgt Ernüchterung.

Bisschen Werbung muss sein

Im Doppelpass mit Jörg Schmadtke und Friedhelm Funkel

Im Check24 Doppelpass am Sonntag diskutiert Moderator Thomas Helmer mit seinen Gästen über den Saisonbeginn und analysiert den ersten Spieltag in der Bundesliga. Die Ehrengäste: Jörg Schmadtke (VfL Wolfsburg) und Friedhelm Funkel (Düsseldorf).

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