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Bundesliga-Kommentar: Erfüllte und unerfüllte Erwartungen

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Der flüchtige Blick auf der Bundesliga-Tabelle reicht: Die ersten fünf Ränge sind nach dem 27. Spieltag quasi vergeben. Bayern München und Borussia Dortmund sowie RB Leipzig, Bayer Leverkusen und Mönchengladbach machen die Europapokalplätze vermutlich unter sich aus. Zwischen Tabellenplatz fünf und sechs liegen 13 Punkte - unter normalen Umständen kann der VfL Wolfsburg diesen Rückstand nicht mehr aufholen.

Aber was ist schon normal? Unter normalen Umständen müssten der VfB Stuttgart und der Hamburger SV die 2. Liga dominieren und locker ins Oberhaus zurückkehren. Aber der 1. FC Heidenheim hängt beiden an den Fersen. Donnerstag spielen VfB und HSV gegeneinander. Könnte gut sein, dass Heidenheim an ihnen vorbeizieht und irgendwann einen Aufstiegsplatz hinter Arminia Bielefeld belegt. Diese Saison ist einfach verrückt.

So verrückt, dass Bayern München Dienstag in der ersten Liga das Gipfeltreffen in Dortmund verliert? Der Titelverteidiger steuert dem Uralt-Rekord von 1972 entgegen: 101 Tore in einer Saison - dazu fehlen nur 21 Tore aus sieben Spielen. Also drei im Schnitt. Da ist es fast ein Wunder, dass Dortmund dran bleibt. Neun Siege in zehn Rückrunden-Spielen - auch das: rekordverdächtig. Keine Frage, die Saison hat noch einiges mit uns vor.

Ich kann nicht deutlich genug betonen, wie sehr ich mich diese Woche auf Borussia Dortmund gegen Bayern München freue. Und auf VfB Stuttgart gegen den Hamburger SV. Ganz egal, wie's ausgeht.

Einen vibrierenden Montag wünscht

Euer Pit Gottschalk

0:3 gegen Augsburg: Schalke-Profis nicht Profi genug

Schalke 04 leistet den Offenbarungseid

Die nächste Pleite des FC Schalke 04 entlarvt ein Einstellungsproblem, wie auch Trainer David Wagner einräumen muss.

Von Patrick Berger

Die Krise auf Schalke spitzt sich immer weiter zu. Das 0:3 gegen Augsburg war nun schon die sechste Pleite in der Rückrunde. In den vergangenen sechs Spielen holten die Knappen nur einen mickrigen Punkt bei einem Torverhältnis von 1:16 – das ist erschreckend!

0:3, 0:4, 1:1, 0:3, 0:5, 0:0, 1:1, 0:0, 0:5 – das liest sich wie die Resultate eines Abstiegskandidaten. Dass die Königsblauen noch im gesicherten Tabellen-Mittelfeld stehen, sogar mit Anschluss an die Europa-League-Plätze, haben sie nur ihrer starken Hinserie zu verdanken.

Mit Blick auf die aktuelle Form fragt man sich: Wie konnte diese blutleere Mannschaft so tolle Leistungen zeigen? Von den Ergebnissen aus der ersten Saisonhälfte ist die Truppe aktuell fast so weit entfernt wie von der Schale.

Die Gründe für die Schalker Krise sind sicher vielschichtig. Eines allerdings fällt auf: Schalke hat vor allem ein Mentalproblem!

Krise immer schlimmer: Schalke 04 ist nur noch ein Opfer!

Erst 0:4 im Derby in Dortmund. Jetzt 0:3 zu Hause gegen Augsburg. Die Königsblauen haben mittlerweile die Bilanz eines Abstiegskandidaten.

Zu keiner Phase des Spiels gegen Augsburg bestand der den Eindruck, dass die Mannschaft den Bock hätte umstoßen können. Schlimm, wie die Spieler die Augsburg-Klatsche hinterher sogar schönredeten. Daniel Caligiuri etwa meinte: "Ich will nicht sagen, dass wir klar unterlegen waren. Wir waren von Anfang an aggressiv." Die Leistung sei gar besser als in Dortmund gewesen (0:4). Diese Meinung hat der Interimskapitän wohl exklusiv.

SPORT1 konfrontierte Trainer David Wagner nach dem Spiel mit der Frage, ob seine Mannschaft ein Kopfproblem habe. Seine Antwort: "Die Psyche spielt schon eine Rolle. Die Situation geht nicht spurlos an den Jungs vorbei. Die Freiheit und Leichtigkeit aus der Hinrunde sind weg. Wenn das damit gemeint ist, dann ist die Antwort: ja!"

Bemerkenswert: Bereits in der Vorwoche hatte Weston McKennie nach dem Debakel in Dortmund viele Fans sprachlos zurückgelassen: "Wir haben nicht die Motivation in uns geweckt, die es braucht, um in ein Spiel zu gehen." Ein beachtlicher Satz. Schließlich wurde ein Derby gespielt.

Wenigstens pfeift keiner

Die Analyse von Trainer Wagner nach der Heimniederlage gegen Augsburg schenkt Schalke 04 kaum Hoffnung auf baldige Besserung.

An der Einstellung bei dem einen oder anderen Spielern hapert es demnach offenbar. Jener McKennie, der kürzlich von seinem großen Ziel, der Premier League, träumte, sagte während der Corona-Pause: "An freien Tagen stehe ich um 13 Uhr auf, bin um 14 Uhr auf der Couch, um 15 Uhr schaue ich Netflix und erst am Abend trainiere ich, ungefähr um 0 Uhr oder manchmal auch erst um 1 Uhr morgens."

So sieht vielleicht der Alltag eines Studenten aus, nicht aber der eines hochbezahlten Profi-Fußballers. Spieler wie McKennie oder Amine Harit, der sich während der Corona-Pause nachts in Shisha-Bars herumgetrieben hat, erwecken nicht gerade den Eindruck, dass jeder Profi auf Schalke seinem Job mit 100-prozentiger Seriosität nachgeht.

FC Augsburg macht sich über Schalke 04 lustig

Nach dem Sieg auf Schalke erlaubte sich der FC Augsburg bei Twitter einen Spaß. Das S04-Wappen wurde umgewandelt.

Nicht jeder bringe den nötigen Ernst mit, heißt es aus Mannschaftskreisen. Dem einen oder anderen Führungsspieler ist die Stimmung zu lasch. Und genau hier fehlen die verletzten Spieler. Die Ausfälle der Routiniers Benjamin Stambouli und Omar Mascarell tun Schalke vor allem in dieser Hinsicht weh. Ihre Autorität in der Kabine fehlt. Sie hauen dazwischen, wenn es nicht rund läuft, sprechen Fehler innerhalb der Mannschaft offen an.

Bei S04 muss jetzt zwingend ein Ruck durch alle Mannschaftsteile gehen, damit der Europa-Traum am Ende nicht platzt. In diesem Punkt ist natürlich auch Trainer Wagner gefragt.

Und das am Sonntag

0:5 gegen RB Leipzig: Mainzer Kopfkino

Wie schon beim 0:8 im Hinspiel sind die Nullfünfer aus Mainz auch beim 0:5 gegen RB Leipzig vollkommen überfordert.

So sorglos darf Fortuna Düsseldorf nicht spielen

Trotz 2:0-Führung in Köln bis zur 88. Minute gab es schon wieder keinen Sieg. Dieser Nackenschlag wird Spuren hinterlassen.

Der 1. FC Köln reif für Europa?

In der Tabelle bleiben die Kölner damit im gesicherten Mittelfeld -  Torhüter Timo Horn hält an der ursprünglichen Zielsetzung fest.

Was sonst noch so los ist

Schön zu hören: Lauschangriff in der Allianz-Arena

In einem leeren Stadion wird der Fußball auch zum Hörspiel, man bekommt plötzlich die Kommandos aller Bayern-Spieler mit. Das wird noch spannend.

Kohfeldt kontert Kritiker – und Streich hilft mit

Der Sieg in Freiburg war natürlich wichtig für Werder Bremen, aber für Trainer Florian Kohfeldt ganz besonders.

"Verein braucht Unruhe"

Werder Bremen ist einer der Gewinner des Spieltags. Laut Ex-Manager Klaus Allofs könnte nun die Wende folgen.

Gladbach: Tordifferenz kann zum Problem werden

Beim 1:3 gegen Leverkusen war mehr als nur das Tor von Marcus Thuram möglich. So ist Bayer nicht nur nach Punkten vorbei.

Hertha BSC und die selbstverschuldeten Fehltritte

Auf der digitalen Mitgliederversammlung dreht sich vieles um das Trainer-Wirrwarr zuletzt. Das eigene Stadion dauert noch.

Uwe Seeler scherzt schon wieder

Alle Tore sollten ausdrücklich Uwe Seeler gewidmet sein: „Sein“ Hamburger SV liefert aber eine Nullnummer gegen Bielefeld.

VfB Stuttgart: Die Spieler entschuldigen sich

Aufstiegskandidat VfB Stuttgart erlebt die nächste Pleite in der 2. Liga.  Daniel Didavi und Roberto Massimo sagten Sorry.

Erfüllte und unerfüllte Erwartungen

BVB gegen Bayern: Rekordzahlen versprechen Knallerduell

Borussia Dortmund im Duell mit dem FC Bayern verspricht auch wegen zahlreicher Bestmarken einen Knaller. Hier die beeindruckendsten Saisonwerte beider Teams.

Von Oliver Mucha

Sieben-Tore-Spektakel in München, Topspiel in Gladbach, das den Namen verdiente, sowie beherzter Abstiegskampf von Bremen und Paderborn: Der 27. Spieltag der Bundesliga erfüllte die Erwartungen - auch ohne Fans.

Wer prophezeit hatte, dass das Niveau der Begegnungen durch die gespenstische Stille in den Stadien sinken würde, sieht sich bisher getäuscht. Natürlich fehlen die Zuschauer, doch die Profis liefern nach dem Restart trotzdem ab. Langeweile kommt vor den Bildschirmen dadurch nicht auf. Da im Titelrennen mit dem Klassiker zwischen Dortmund und den Bayern am Dienstag, im Kampf um die lukrativen Champions-League-Plätze sowie im Tabellenkeller große Spannung herrscht, dürfte das an den kommenden Spieltagen auch so bleiben. Die Wochen der Entscheidungen stehen an.

"Das Ding funktioniert"

Die Revanche gegen Frankfurt hat gezeigt: Auf dem Weg zum Titel hat Bayern wohl nur eine letzte große Hürde - in Dortmund.

BVB bangt um Mats Hummels

Der BVB richtet seinen Fokus auf das Bundesliga-Topspiel gegen den FC Bayern. Der Einsatz von Mats Hummels ist fraglich.

Eine seit längerem erwartete Entscheidung ist bei Borussia Dortmund gefallen. Der Klub und WM-Held Mario Götze gehen im Sommer getrennte Wege. Das ist für beide Seiten der richtige Schritt. Der gut bezahlte Götze erfüllte die Erwartungen nur selten, Trainer Lucien Favre brachte dem Siegtorschützen des WM-Finals 2014 auch zu wenig Vertrauen entgegen. Dass Götze in dieser Saison noch einmal wichtig für den BVB wird, wie Sportdirektor Michael Zorc voraussagte, ist nur schwer vorstellbar.

Oliver Mucha ist Redakteur beim Sport-Informationsdienst (SID)

Danke, Mario Götze

Von Alex Steudel

Klar verstehe ich das Gewese um Mario Götze. Er hat uns ja zum WM-Titel geschossen. Und im Fußball bedeutet das die Höchststrafe: lebenlang. Alle Blicke werden für immer auf dich gerichtet sein, du kannst es keinem mehr recht machen. Niemals. Denn egal, was du im kümmerlichen Rest deines Daseins machst und versuchst, es gibt keine Steigerung mehr.

Die Fans, die Experten, ja sogar die Nicht-Experten diskutieren und diskutieren über dich und sind chronisch unzufrieden mit deinen Leistungen. Jede Auswechslung, jede Nicht-Nominierung für die Startelf nimmt das Ausmaß einer Katastrophe an.

Es ist doch der Götze! Was ist da los?

Ich bin mir sicher, dass sogar in der Küche von Angela Merkels Wohnung das Schicksal des Mario Götze schon mal besprochen wurde.

Ball von Kroos auf Schürrle. Schürrle bricht links durch und flankt mitten durch zwei Argentinier nach innen. Der Ball fliegt hoch und in einem eher ungünstigen Winkel auf den noch ungünstiger im Strafraum stehenden Götze. Der schafft es irgendwie, diesen schwierigen Ball mit der Brust auf seinen linken Fuß zu legen und ihn aus der Drehung ins lange Eck zu schießen. Das wichtigste Tor des deutschen Fußballs seit 24 Jahren ist gefallen, und es ist obendrein eines der schönsten aller Zeiten.

"Brilliant strike", schreit der englische Kommentator. "Memorable!" Das letzte Wort wird zum Fluch.

Es gibt eine Pflanze, die heißt Königs-Agave. Sie blüht nur ein Mal in ihrem ganzen Leben. Dann verwelkt sie.

Ist das denn so schlecht? Möchte ich lieber ein einziges Mal die tollste Blume der Welt sein, auf die alle schauen? Oder einfach dauernd eine hübsche Rose unter vielen?

Nach BVB-Aus: Spektakulärer Bundesliga-Deal steht im Raum

Mario Götze muss Borussia Dortmund verlassen. Bleibt der WM-Held in der Bundesliga? Lothar Matthäus hat sich schon zu Wort gemeldet. Geht Götze nach Italien, oder bleibt er doch in der Bundesliga? Noch ist alles offen. Was feststeht: Die Personalie des Weltmeisters wird das Sommerloch füllen.

Jeder hat seine eigene Götze-Geschichte, weil sich jeder erinnert, wo er war, als das berühmte Tor fiel. Was er dabei sah, dachte und fühlte. Mir geht es da nicht anders. Ich war im Juli 2014 auf Kreta und schaute das Spiel auf einem lauschigen Platz, unter einem großen Baum sitzend, den Bauch voller Moussaka, Alfa-Bier und Ouzo.

Mitten in der Verlängerung passierte die Katastrophe: Stromausfall. Der ganze Platz wurde, von einem dumpfen "Flump" begleitet, schlagartig dunkel. Ich dachte: Das kann nicht wahr sein.

In einem Café am Rande des Platzes sahen wir ein Licht. Da lief tatsächlich das Spiel auf einem kleinen Fernseher. Im Dunkeln. Warum, weiß ich auch nicht, es handelte sich vermutlich um ein Wunder. Alle rannten jedenfalls sofort in das Café, das sich blitzschnell füllte. Ich kam als einer der Letzten an, stand ziemlich weit hinten und erkannte kaum etwas auf dem Bildschirm. Ich sah einen Ball in den Strafraum fliegen. Es wurde dabei kurz ganz still im Café. Ich sah undeutlich einen Mann, der den Ball irgendwie mitnahm und sich drehte und schoss, und mehr sah ich nicht, ich hörte nur noch wildes Geschrei, und ich sah viele Arme.

Und dann schrie ich selbst. Ich, der Sportjournalist, total uncool also, und meine beiden großen Söhne standen neben mir, und wir umarmten uns alle und brüllten sinnloses Zeug, und ich hatte ein paar Tränen in den Augen. Weltmeister zu werden und dabei deine Söhne neben dir zu haben, das ist schon was ganz Besonderes.

Schweinsteiger: Mario Götze vor "besten Jahren im Fußball"

Ab sofort ist Bastian Schweinsteiger als TV-Experte in der ARD im Einsatz. Bei seinem ersten Auftritt hatte der ehemalige Weltklasse-Spieler einen Tipp für seinen früheren DFB-Teamkollegen Mario Götze parat. So hofft Schweini, dass Götze nach seinem BVB-Abschied einen Klub findet, beim er mehr Spielminuten erhält.

Wie könnte ich Mario Götze jemals kritisch sehen? Er hat getan, was zu tun war. Und er hat mir damit diesen unvergesslichen Moment verschafft. Von mir aus könnte Götze, der bald 28 Jahre alt wird und wie ich an einem 3. Juni geboren wurde, für den Rest seines Lebens in der Kreisliga kicken. Ich würde meine Meinung über ihn nicht ändern.

Es ist mir egal, dass er die Herzen der Dortmunder Fans so sehr verletzte, als er zum FC Bayern ging, dass sie heute noch unruhig schlagen. Es tut mir leid, dass er eine Stoffwechselkrankheit durchstehen musste. Dass er sich nie mehr irgendwo so durchgesetzt hat wie am 13. Juli 2014, kurz vor Mitternacht.

Ich will auch nicht versuchen, Mario Götze zu ergründen. Ich habe es einmal versucht und die Dokumentation "Being Mario Götze" von Aljoscha Pause angesehen. Danach wusste ich auch nicht mehr über ihn, was aber nicht an der Doku liegt sondern an Götze. Er ist halt ein seltsamer Typ. Unnahbar, unergründlich.

Ich denke manchmal: Es sollte ein Gesetz geben, dass WM-Siegtorschützen vor Berichterstattung schützt. Sie sind einfach Helden, und wir sind ihnen dankbar, und damit hat sich's. Wen interessiert denn, was Neil Armstrong nach der Mondlandung machte? Ob er noch einen Stammplatz bei der Nasa hatte? Keine Sau interessiert das.

Am vergangenen Wochenende, 23. Mai 2020, hat Borussia Dortmund bekanntgegeben, dass Mario Götze den BVB verlässt.

Meinetwegen gern. Alles Gute, Mario!

Alle mal herschauen!

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