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Borussia Dortmund und FC Bayern im Meister-Check

Inhaltsverzeichnis

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!

Ganz ehrlich: Ich vermisse vorm Top-Spiel heute in Dortmund so einiges. Verbale Giftpfeile zum Beispiel, eine Hoeneß-Attacke. Ein paar fiese Interview-Sätze, die Stimmung machen. Aber: Nichts passiert. Die Vereinsbosse Hans-Joachim "Aki" Watzke und Karl-Heinz "Kalle" Rummenigge sind vereint in ihrem eisigen Schweigen. Die beiden Trainer Lucien Favre und Hansi Flick müssen nichts abrüsten, weil sie nichts aufgerüstet haben. Man kann sagen: Es geht langweilig zwischen ihnen zu.

Die älteren Fever Pit'ch Leser werden es bestätigen: Das war früher anders. Als der 1. FC Köln mit Sportchef Udo Lattek und Trainer Christoph Daum 1989 den schon damals großen FC Bayern herausforderte, nahm Uli Hoeneß seinen Trainer Jupp Heynckes an die Hand und zeigte ihm in aller Öffentlichkeit (damals im ZDF-Sportstudio), wie man wirksam zurückschlägt. Das Publikum bekam tagelang den Mund nicht zu. Ach ja, das Spiel, ebenfalls unter der Woche, gewann Bayern mit 3:1 in Köln. 31 Jahre ist das jetzt her.

Die Abgesandten in der BVB- und Bayern-Delegation werden heute Abend zwar keine Hand schütteln, aber das aus ganz anderen Gründen. Fast kann man es ahnen: Am liebsten würden sich Watzke und Rummenigge in aller Freundschaft umarmen, wenn ihnen Corona kein Social Distancing verordnen würde. Am liebsten wäre mir, dass irgendeine unfaire Situation das Spiel entscheidet, damit die Emotionen mal so richtig hochschlagen. Ein Topspiel mit Friede, Freude, Eierkuchen ist schlimmer als die Geisterkulisse.

Einen aufgebrachten Dienstag wünscht

Euer Pit Gottschalk

Borussia Dortmund und FC Bayern im Meister-Check

Giganten-Gipfel: Auf sechs Duelle kommt es heute an

Auf dieses Duell schaut die ganze Welt. Heute kommt es zum Bundesliga-Showdown zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern. Hier der Meister-Check.

Von Florian Plettenberg und Patrick Berger

BVB-Sportchef Michael Zorc hebt noch einmal die Bedeutung des 102. Gigantenduell hervor: "Wenn wir weiter um die Meisterschaft mitspielen wollen, sollten wir dieses Spiel gewinnen."

Mit einem Bayern-Sieg wäre die Meisterschaft bei sieben Punkten Vorsprung fast schon entschieden. Dortmund wird deshalb alles daran setzen, um dranzubleiben.

"Wir marschieren, Dortmund marschiert", sagt Bayern-Star Thomas Müller. "Wir können uns auf Dienstag freuen. Wir wollen die Meisterschaft nach München holen, wo sie hingehört."

Vor dem Gipfeltreffen blickt SPORT1 auf die Schlüsselduelle: Favre gegen Flick, Bürki gegen Neuer, Brandt gegen Goretzka, Sancho gegen Müller, Hummels gegen Boateng, Haaland gegen Lewandowski.

Wer hat im Titel-Duell die Nase vorn?

154 Tore, etliche Serien: Was man zum Gipfeltreffen wissen muss

Vermutlich waren der Meister und sein Verfolger selten so ausgeglichen. Hier die Fakten zum Showdown der beiden Top-Klubs in der Bundesliga.

Favre vs. Flick

Zwei Mal in dieser Saison stand Lucien Favre kurz vor dem Rauswurf, zog den Kopf aber noch aus der Schlinge. Seit der heftigen 0:4-Klatsche im Hinspiel hat sich bei der Borussia einiges getan.

"Wir sind besser geworden", sagt Favre, der im Pott noch einen Vertrag bis 2021 hat. "Wir spielen mit einem anderen System und haben im Winter zwei Spieler verpflichtet, durch die wir mehr Präsenz haben." Hansi Flick sagt zum erfolgreichen Dortmunder 3-4-3, auf das Favre im November umgestellt hat: "Damit hat der BVB sehr viel Stabilität in der Defensive."

Seit der Systemumstellung kassiert der BVB im Schnitt nur noch 0,8 Gegentore (davor 1,7). Der Schweizer hat die Mannschaft wieder zu weiten Teilen hinter sich. An der Seitenlinie wirkt er seit der Winterpause aktiver und emotionaler.

Beim FC Bayern setzt Flick auf ein 4-2-3-1-System mit einer Doppelsechs. Die Laufwege sitzen, das Passspiel wirkt deutlich präziser und flüssiger als unter Niko Kovac.

"Druck, Dynamik, Tempo und Sicherheit beim Passspiel sind wichtig", sagt Flick. Zukünftig wünscht er sich aber auch mehr Ruhe im eigenen Ballbesitz: "Da haben wir die Chance, uns ein bisschen mehr zu erholen."

Unabhängig vom Spielausgang wird der gesamte Verein auch zukünftig wie ein Bollwerk hinter Flick stehen. Kein Wunder, schließlich hat der 55-Jährige erst unlängst bis 2023 verlängert. Ein Sieg gegen den BVB und Flick steuert mehr denn je auf seinen ersten Meistertitel als Trainer zu.

Punkt für die Bayern! Spieler und Trainer sind bei den Münchnern eine Einheit. Eine Pleite gegen den FCB könnte hingegen wieder Kritik an Favre aufkommen lassen. BVB - FCB 0:1

BVB-Torwart Roman Bürki im Interview

Roman Bürki will die Bayern schlagen. Vorher spricht er im Blick über das Quarantäne-Leben, abgehobene Spieler, ein Schalke-Tattoo seiner Freundin und schwule Fußballer.

Bürki vs. Neuer

Das Duell der Top-Torhüter. Roman Bürki vereitelte zehn von 27 Großchancen in dieser Saison (37 Prozent), Manuel Neuer 14 von 32 (43,8 Prozent). Bürki genießt innerhalb der Mannschaft ein hohes Ansehen. Während der Ergebniskrise sprach der Schweizer Missstände offen an ("Wir spielen nicht wie Männer!").

Neuer hat seine Weltklasse zuletzt wieder mehrfach unter Beweis gestellt. Beim FCB verlängerte auch er bis 2023. Der Bayern-Kapitän ist in Topform und wird mitbekommen haben, dass sich Flick wünscht, dass gegen Dortmund "hinten die Null" steht.

Punkte für beide! Beide Torhüter sind in sehr guter Verfassung. BVB - FCB 1:2

"Wir wollen die Revanche"

Raphael Guerreiro ist als Torschütze enorm wichtig für den BVB geworden und ließ er sich zu einer Kampfansage hinreißen.

Hummels vs. Boateng

Das Duell der beiden Ex-Nationalspieler. Vor 15 Monaten sortierte Jogi Löw die beiden 2014er Weltmeister Mats Hummels und Jérôme Boateng aus der Nationalmannschaft aus. Zusammen gewannen sie mit den Bayern drei Meisterschaften. Als beste Freunde galten sie beim FCB aber nie.

Im Abwehrbund ihrer Teams sind beide Routiniers aktuell nicht wegzudenken. Hummels wurde nach seiner BVB-Rückkehr prompt Stammspieler und Abwehrchef, Boateng hat sich seinen Stammplatz in den vergangenen Monaten zurückgekämpft.

Hummels und Boateng scheinen aber nicht 100-prozentig fit zu sein, wurden schließlich am Wochenende angeschlagen vorzeitig vom Platz genommen. Für den Bundesliga-Kracher melden sie sich aber fit. Favre über Hummels: "Er wird zu 99 Prozent dabei sein."

Während die Münchner in der Rückrunde sechs Gegentore kassierten, sind es bei Dortmund neun. Seit dem 3:4 in Leverkusen steht die schwarz-gelbe Defensive total stabil, was auch an Hummels liegt.

Der Routinier ist Dortmunds Abwehr-Boss und heimlicher Kapitän, viele seiner Werte sind überzeugend: In 25 Ligaspielen gewann er durchschnittlich 66 Prozent seiner Zweikämpfe. Vor allem in der Luft (72 Prozent gewonnene Kopfballduelle) ist er bärenstark. Auch im Aufbau überzeugt der 31-Jährige: 90 Prozent seiner 1697 Pässe kamen an den Mann.

Punkt für Dortmund! Die BVB-Abwehr ist von der Leistung von Boss Hummels abhängig. BVB - FCB 2:2

"BVB gegen Bayern ist unser Real gegen Barca"

Rekordnationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus analysiert den Klassiker zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern.

Brandt vs. Goretzka

Das Duell der beiden zentralen Mittelfeldspieler. Julian Brandt kommt in 35 Pflichtspielen auf sieben Tore und zehn Vorlagen. Sein Vorteil: Er ist flexibel einsetzbar. Brandt lief in der Saison schon als Zehner, Sechser und Außenstürmer auf. "Er kann in mehreren Systemen spielen, das ist für mich als Trainer sehr gut", sagte Favre.

Ähnliches trifft auf Leon Goretzka zu, der im Signal-Iduna-Park neben Joshua Kimmich im zentralen Mittelfeld auflaufen wird. Flick lobte ihn am Montag für seine "Tiefenläufe", bescheinigte ihm zudem, dass seine neue Mucki-Power "seinem Spiel zugute" kommt. Brandt war beim 4:0 gegen Schalke an allen vier Toren beteiligt, Goretzka hat seit dem Re-Start ein Tor und einen Assist auf dem Konto.

Ausgleich! Die beiden Nationalspieler sind in bestechender Form. BVB - FCB 3:3

Das sagt Franz Beckenbauer zum Topspiel in Dortmund

Franz Beckenbauer schiebt Borussia Dortmund im Topspiel gegen den FC Bayern den Druck zu: Schon ein Unentschieden könnte für den BVB zu wenig sein.

Sancho vs. Müller

Das Duell der Top-Scorer. Jadon Sancho und Thomas Müller sind mit je 17 Assists die besten Vorlagengeber in ihren Mannschaften. Sancho überzeugt durch seine Tempodribblings und seinen kaltschnäuzigen Abschluss. Er hat auch ein Auge für die Nebenleute. Aber: Sancho ist nicht bei 100 Prozent.

Auf SPORT1-Nachfrage sagte Favre: "Er hat Trainingsrückstand und trainiert erst seit zehn Tagen wieder mit der Mannschaft. Jadon hat 20 Minuten gegen Schalke und ein wenig mehr gegen Wolfsburg gespielt. Er kommt langsam wieder an sein Niveau."

In Topform ist hingegen Ur-Bayer Müller. Gegen Dortmund wird er höchstwahrscheinlich auf seiner Parade-Position im offensiven Mittelfeld, also hinter Robert Lewandowski, auflaufen. "Er hat den absoluten Willen, jedes Spiel zu gewinnen. So ein Spieler ist gut für jede Mannschaft. Ich freue mich, dass er nach dem Re-Start diese Form hat", erklärt Flick.

Vorteil Bayern! Müller ist aktuell fitter als Sancho und kann im Giganten-Duell zum Schlüsselspieler der Bayern werden. FCB - BVB 3:4

"Warum ich dem BVB den Sieg wünsche"

Alfred Draxler erklärt in seiner Bild-Kolumne, warum er Borussia Dortmund den Sieg gönnt und genau das diesmal aber besonders schwer werden dürfte.

Haaland vs. Lewandowski

Das Duell der beiden Superstürmer. Robert Lewandowski ist der abgezockte Routinier und aktuell wohl beste Stürmer der Welt. Erling Haaland bietet ihm als unbekümmerter Shootingstar aber durchaus Paroli.

In seinen ersten 13 Pflichtspielen für den BVB erzielte der 19 Jahre alte Norweger 13 Tore. Für seine zehn Ligatreffer brauchte der Stürmer, den BVB-Sportchef Michael Zorc als "Winner-Typen" bezeichnet, nur 13 Schüsse aufs Tor – stark!

Lewandowski sagte zuletzt anerkennend über den Dortmunder Königstransfer: "Er hat riesiges Potenzial, aber auch noch Zeit. Wenn er hart arbeitet, kann er ein besserer Spieler werden und irgendwann das Top-Level erreichen."

Flick formulierte anerkennend: "Seine Gier nach Toren zeichnet ihn aus. Er ist enorm dynamisch und hat eine sehr gute Körpergröße für einen Stürmer und ist beweglich. Wir müssen wirklich Acht auf ihn geben. Aber ihn mit Robert zu vergleichen, ist noch zu früh, denn Robert hat die letzten Jahre auf einem Weltklasse-Niveau agiert."

Der Ex-Dortmunder Lewandowski kommt in dieser Saison auf 27 Treffer in 25 Spielen. Seine Torausbeute gegen den BVB: 18 Tore in 19 Spielen.

Ausgleich! Beide Stürmer nehmen sich derzeit nichts. Die Frage wird sein, welche Defensivreihe besser und konzentrierter agiert.

Endstand im SPORT1-Meistercheck: BVB - FCB 4:5.

Rummenigge: Warum Bayern-Boss Hoeneß mich zum BVB schickte

Vor dem Topspiel verrät Sportbuzzer-Kolumnist Michael Rummenigge, warum er die Münchner einst verließ und wie sein Transfer zum BVB zu Stande kam.

Bundesliga heute im Fernsehen

18.30 Uhr, Sky: Borussia Dortmund - Bayern München

20.30 Uhr, Sky: Werder Bremen - Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt - SC Freiburg, Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg

Werder Bremen: Warten auf den Wendepunkt

Florian Kohfeldt äußerte sich vor dem Gladbach-Spiel betont vorsichtig. Er hat zwar gerade gegen Freiburg gewonnen, doch nach wichtigen Siegen brachen die Bremer in dieser Saison dreimal direkt wieder ein.

Gladbach: Doucouré vor Bundesliga-Debüt

Borussia Mönchengladbach muss in Bremen ohne Embolo und Strobl ran. Trainer Rose muss improvisieren.

"Eine sehr prekäre Situation"

Vor dem Spiel gegen den SC Freiburg warnt Eintracht-Trainer Adi Hütter, stärkt seiner kriselnden Mannschaft aber den Rücken.

5. Sieg in Serie: Bayer Leverkusen nicht zu halten

Die Werkself unterstreicht unter Trainer Peter Bosz ihren Anspruch auf einen Champions-League-Platz.

Was sonst noch so los ist

Timo Werner bei RB Leipzig: Wie eine Thomas-Müller-Kopie

Der Timo Werner, der allein mit langem Anlauf trifft, ist Geschichte. Der Stürmer hat Gefallen daran gefunden, seinem Spiel neue Facetten hinzuzufügen.

Hertha BSC steht in Leipzig vor einem Stresstest

Die Hertha-Partie bei Rb Leipzig wird zeigen, wie stark die Berliner unter Trainer Bruno Labbadia tatsächlich sind.

Verspielte Führungen kosteten schon 22 Punkte

Wenn Fußballspiele nach dem ersten Treffer beendet wären, spielte Fortuna Düsseldorf um einen Europa-League-Platz.

Zlatan Ibrahimovic droht Karriere-Ende

Kehrt Zlatan Ibrahimovic jemals auf den Fußballplatz zurück? Der  Superstar des AC Mailand hat sich beim Training schwer verletzt.

Überlebenskrampf 3. Liga

Verzwergter Riese

Der DFB scheint nur im Scheitern geübt zu sein. Dem bemüht wirkenden Präsidenten Fritz Keller bleibt nur eins: die Flucht nach vorne.

Keine Fußball-Revolution, aber Finanzsorgen

Ein überwältigendes Online-Votum: Auch in der 3. Liga soll der Ball vom 30. Mai an, also am Wochenende, wieder rollen.

94 Prozent fürs Weiterspielen

Der DFB-Bundestag ebnet den Weg für den Neustart. Doch befriedet ist das Aufregerthema damit nicht.

Aber die strukturellen Schwächen bleiben

Die Pandemie hat die strukturellen Schwächen der 3. Liga deutlich hervorgehoben. Jetzt steht sie vor einer ungewissen Zukunft.

Alle mal herschauen!

"Wir müssen dem Beispiel folgen"

Maskenmänner als Mutmacher: In England, Italien und Spanien schauen die Beteiligten ganz genau auf die Bundesliga. Es ist erstaunlich, wie die europäischen Topligen den Geisterspielbetrieb der Bundesliga bewundern.

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